Die vergangenen Tage waren von den Kongress- und Senatswahlen in den USA geprägt. Doch was bedeuten die Ergebnisse für die Börsen? Ist das Ergebnis der Midterms ein positives oder negatives Signal für den Markt? Von Johann Werther
Am 08. November begannen die Wahlen für den Kongress, Senat und Gouverneure in den Vereinigten Staaten. Erwartet wurde eine sogenannte “Red Wave”, also ein vielfaches Umfallen der demokratischen Mehrheiten zugunsten der Republikaner.
Diese bleibt allerdings aus und es wurde knapper als erwartet. Nach jetzigem Stand werden die Republikaner wohl die Mehrheit im Repräsentantenhaus erhalten, doch im Senat wird es etwas schwieriger. Hier fehlen den Konservativen drei Sitze zur Mehrheit, wobei allerdings drei Staaten noch nicht vollständig ausgezählt sind und einer, nämlich Georgia, in die Stichwahl geht.
Für das knappe Ergebnis machten viele Experten Donald Trump verantwortlich, welcher im Vorfeld der Wahl eine große Ankündigung für den 15. Dezember versprach, um dort wahrscheinlich seine Präsidentschaftskandidatur anzukündigen. Aufseiten der Demokraten konnte man zwar die Verlustbegrenzung feiern, allerdings dürfte die Partei mit Joe Biden an der Spitze in Zukunft kein Land mehr sehen.
Die Börse liebt Stillstand
Doch welche Auswirkungen hat dies auf die Börsen? Die großen Indizes schmierten im Verlauf der letzten Tage deutlich ab, in Reaktion darauf, dass vermutlich erst die Stichwahl im Dezember in Georgia eine Entscheidung im Senat bringen dürfte. Aber warum favorisieren die Märkte die Republikaner?
Grundsätzlich hat das weniger damit zu tun, dass die Konservativen der Wirtschaft deutlich näher stehen, sondern damit, dass die USA einen demokratischen Präsidenten hat. Verliert dieser nämlich seine Mehrheit, so warten meist zwei Jahre des politischen Stillstandes bis zur nächsten Präsidentschaftswahl.
Was auf den ersten Blick seltsam klingt, ist tatsächlich die Wahrheit. Denn die Märkte lieben Stillstand. Da hier nicht das Risiko von großen Eingriffen der Politik besteht, können Unternehmen munter vor sich hin wirtschaften. Da man sich bekanntermaßen unter Demokraten und Republikanern selten einig wird.
Doch hängt jetzt die Performance meiner Amerika-Aktien an der Wahl? Eher nicht. Es ist zwar ein Fakt, dass die Börsen in den Jahren nach den Midterms, die dem Präsidenten seine Mehrheit entziehen, besser laufen, allerdings ist das am Ende nicht entscheidend.
Grundsätzlich gilt, dass politische Börsen sehr kurze Beine haben und deswegen für langfristige Investoren (vielleicht abgesehen von der Lage in China) nicht beachtet werden sollten.
Gerade die USA sollte man nicht nach den politischen Entscheidungen dort im eigenen Portfolio gewichten, denn es gilt: Never bet against America.
Grundsätzlich zeigt sich aber, dass es statistisch gesehen nach den Midterms in den USA zu einer Aktienrally kommt.