An der Börse sackten die Vonovia-Titel am Montag um 2,3 Prozent ab und waren mit Abstand größter Verlierer im Dax. Die Aktien des im Nebenwerteindex MDax gelisteten Rivalen Deutsche Wohnen, der stärker in der Hauptstadt vertreten ist als Vonovia, brachen zeitweise sogar um fast fünf Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren ein.
Die Linken-Politikerin Lompscher will die Kaltmieten in Berlin auf höchstens 7,97 pro Quadratmeter begrenzen, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten. Ab 2014 entstandene Wohnungen sollen von diesem Mietendeckel ausgeschlossen bleiben. Bislang handele es sich nur um einen Entwurf für ein Gesetz, das ab dem kommenden Jahr gelten soll. Der Berliner Senat hatte im Juni einen Mietdeckel im Grundsatz beschlossen, aber noch keine Obergrenze festgelegt. Derzeit kosten Wohnungen in Berlin laut dem dortigen Verband der Wohnungsunternehmen im Schnitt 6,72 Euro pro Quadratmeter.
Sollten die Pläne tatsächlich Wirklichkeit werden, würden sie die Mieteinnahmen von Vonovia im Jahr 2020 mit 20 bis 25 Millionen Euro belasten, teilte das Unternehmen mit Sitz in Bochum mit. Das entspräche rund zehn Prozent der Mieteinnahmen in Berlin und rund einem Prozent der gesamten Mieteinnahmen im Konzern. Vonovia betreibt in der Hauptstadt 40.000 Wohnungen, nur zehn Prozent seines gesamten Portfolios.
Gegenwind
Eine Sprecherin der Deutsche Wohnen erklärte, der Entwurf sei ein "Frontalangriff auf den Rechtsstaat". Mieten würden willkürlich festgelegt ohne Rücksicht auf Lage, Ausstattung oder Einkommen der Mieter. Die Deutsche Wohnen wäre am stärkten von einer Mietobergrenze betroffen, da sie mit einem Portfolio von gut 110.000 Wohnungen der größte private Vermieter in Berlin ist. Der Konzern hatte erst vor ein paar Tagen Medienberichten zufolge an 20.000 bis 30.000 Haushalte Schreiben mit Mieterhöhungen verschickt.
Für die Unternehmen seien die Pläne in dem Lompscher-Entwurf klar negativ, sagte Analyst Thomas Rothaeusler von der US-Bank Jefferies. Jedoch sei nicht damit zu rechnen, dass der Entwurf in die Tat umgesetzt werde. "Wir halten ihn für übertrieben und verfassungswidrig und es ist mit starkem Gegenwind zu rechnen."
Einen Aufschrei gab es bereits bei den Immobilienverbänden. IVD-Präsident Michael Schick forderte den Gang vor das Bundesverfassungsgericht: "Ein solches Vorhaben, dessen Verfassungswidrigkeit ihm quasi auf der Stirn geschrieben steht, darf die Politik nicht hinnehmen." Der Präsident des Wohnungswirtschaftsverbands GdW, Axel Gedaschko, erklärte, eine solche Ausprägung eines Mietendeckels würde über das Ziel hinaus schießen und diejenigen treffen, die in den Wohnungsmarkt investierten. "Die Pläne sind ein Angriff auf die Branche und alle Eigentümer. Hier soll Enteignung durch die Hintertür in großem Stil eingeführt werden", sagte der Präsident des Zentrale Immobilien Ausschusses (ZIA), Andreas Mattner.
rtr