"Es ist klar, dass die SNB wieder interveniert und versucht, die Aufwertung des Frankens zu bremsen", sagte Ökonom Alessandro Bee von der Großbank UBS. Das tat sie nach Einschätzung von Analysten bereits auch in den Vorwochen: Seit Anfang Juli sind die Sichteinlagen um rund zehn Milliarden Franken gestiegen. Die SNB wollte sich nicht zu den Gründen für den Anstieg äußern.

Der Franken gilt bei Investoren als sicherer Hafen und ist daher in unruhigen Zeiten gefragt. Doch eine Aufwertung macht Schweizer Waren im Ausland teuer und schwächt damit die exportorientierte Wirtschaft. Daher ist die SNB daran interessiert, einen zu starken Franken zu vermeiden. Um das zu erreichen interveniert sie bei Bedarf an den Devisenmärkten und kauft mit selbst gedruckten Franken Fremdwährungen wie Euro oder Dollar. Zudem setzt sie auf Negativzinsen von aktuell minus 0,75 Prozent.

Aktuell ist es die Angst vieler Anleger vor einer weltweiten Wirtschaftsflaute, die den Frankenkurs treibt. Er verteuerte sich in den vergangenen Wochen deutlich und erreichte zum Euro den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Am Montag kostete ein Euro 1,0861 Franken.

Nach Einschätzung von UBS-Experte Bee könnte die SNB bald auch zu einer Zinssenkung greifen, um den Aufwertungsdruck auf den Franken abzufedern. "Auf lange Frist können die Interventionen eine Zinssenkung nicht substituieren. Interventionen sind geeignet, um den Aufwertungsdruck vorübergehend zu bekämpfen. Aber wenn die EZB die Zinsen tatsächlich senkt, wird die SNB auch mit Zinssenkungen reagieren müssen", sagte er. Möglich sei das bereits bei der nächsten planmäßigen Zinssitzung am 19. September. Bis dahin könne die SNB weiter mit Interventionen gegensteuern - solange sie im aktuellen Umfang von drei bis vier Milliarden Franken pro Woche blieben.

Eine außerplanmäßige Zinssenkung erwartet Bee nur, wenn die Lage am Devisenmarkt eskaliert und die SNB wie zum Jahreswechsel 2015 teilweise zweistellige Milliardensummen für Interventionen aufwenden müsse. "Aber bisher ist das nicht nötig, es herrscht keine Panik im Markt", sagte Bee.

rtr