Gold gilt seit Jahrzehnten als ultimative Krisenwährung: Legt die Wirtschaft eine Vollbremsung hin, geraten die Finanzmärkte ins Straucheln oder drohen Inflation, platzende Spekulationsblasen und gigantische Schuldenorgien, glänzte das Krisenmetall regelmäßig. Das war zum Beispiel in der Finanzkrise so. Nun droht aber eine andere Geldanlage, für die ebenfalls weder ein Staat noch eine Notenbank einsteht, dem Edelmetall den Rang abzulaufen - das Netzgeld Bitcoin.
Das zeigt sich zum einen beim Blick auf den Kurs: Seit ziemlich genau einem Jahr sorgt die Corona-Krise weltweit für massive Unsicherheit in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten. In der gleichen Zeit legten beide Angstwährung zu. Von Mitte März 2020 bis heute stieg der Goldpreis um knapp 15 Prozent von rund 1500 US-Dollar auf 1750 US-Dollar je Feinunze. Im Gegensatz zum Wertzuwachs bei Bitcoins ist das aber kaum nennenswert. Laut der Webseite coinmarketcap.com zog der Bitcoinkurs genau vor einem Jahr am 17. März 2020 an und ging seither durch die Decke. Von rund 5000 US-Dollar legte er auf etwa 55000 US-Dollar zu, was einen Wertzuwachs von über 1000 Prozent ergibt.
Allerdings war dieser Wertzuwachs offenbar nicht von einigen wenigen Zockern getrieben, wie das über Jahre der Fall war. Wie der Branchendienst Finbold meldet, nähern sich die Umsätze an den Bitcoinbörsen langsam jenen an den Goldmärkten an. Seit Anfang 2021 seien täglich im Schnitt Bitcoins für rund 70 Milliarden Dollar gehandelt worden. Das ist ein Vielfaches der früheren Umsätze und entspricht etwa 40 Prozent der Umsätze am Goldmarkt.
Dieses riesige Handelsvolumen ist aus mehreren Gründen erstaunlich. Erstens erreichte der Gesamtwert aller Bitcoins erst kürzlich die Marke von einer Billion Dollar. Damit ist der Bitcoin-Markt aber immer noch viel kleiner als der Goldmarkt, die Marktkapitalisierung der weltweiten Goldbestände liegt bei knapp elf Billionen Dollar. Zweitens akzeptieren nach wie sehr wenige Händler und Geschäfte das digitale Geld. Echte Dinge kaufen kann man damit nur in Ausnahmefällen. Und drittens ist unklar, ob sich Bitcoins neben Gold überhaupt als alternativer Wertspeicher etablieren.
"Ob sich Bitcoins mittelfristig als Alternative zu herkömmlichen Geldsystemen durchsetzen, kann heute niemand seriös vorhersagen", warnt zum Beispiel die Verbraucherzentrale auf ihrer Webseite. Außerdem verweist sie darauf, dass die Kryptowährung noch schwankungsanfälliger als das Edelmetall Gold ist. Nachdem sie Ende 2017 bei 18000 Dollar einen vorläufigen Rekord erreichte, stürzte der Kurs um etwa 80 Prozent ab. Außerdem werden viertens immer wieder Bitcoinbörsen gehakt und Bitcoins im Gegenwert von Milliarden verschwinden. "Bitcoins sind aufgrund der vorhandenen Risiken - hier sind insbesondere die massiven Kursschwankungen und die fehlenden Sicherungssysteme zu nennen - als Geldanlage für Verbraucher nicht zu empfehlen", so die Verbraucherschützer. "Wer trotzdem als Beimischung einen Teil seines Vermögens in Bitcoins investieren möchte, muss sich darüber klar sein, dass dies ausschließlich unter spekulativen Gesichtspunkten erfolgt und im schlimmsten Fall sogar ein Totalverlust der Geldanlage möglich ist."