Zu diesem Club möchte fast jeder gerne gehören. Auch deshalb, weil man sich mit dem Wohlstand mehr Glück verspricht. Die Betroffenen sind im Grunde genommen auch glücklich und zufrieden mit dem Erreichten. Doch viele fühlen sich auch unter Druck beim Versuch, das Erreichte entweder zu bewahren oder noch zu vermehren. Die jüngsten Finanzkrisen haben dieses Zwangsgefühl sogar noch erhöht.
Dinge wie diese gehen aus der jüngsten Ausgabe des UBS Investor Watch, einer vierteljährlich publizierten Studie zur Stimmung und zum Verhalten von Investoren, hervor. In der aktuellen Version geht es um die Auswirkungen von Reichtum und Erfolg auf das individuelle Befinden. In der Studie "When is enough…enough?" ("Wann ist genug … wirklich genug?") werden die Resultate von Befragungen unter 2.215 US-Millionären (Netto-Vermögen von mindestens eine Million Dollar, davon 610 mit einem Nettovermögen von mindestens fünf Millionen Dollar) publiziert. Die wichtigsten Erkenntnisse zum sozialen Aufstieg, zu den damit verbundenen Sorgen sowie den empfundenen Vor- und Nachteilen von Reichtum und Erfolg finden Sie auf den nachfolgenden Seiten.
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Worauf Millionäre ihren Vermögensstatus zurückführen
In zahlreichen Büchern mit Titeln wie "So werden Sie Millionär" wird den Lesern gegen Bezahlung erklärt, wie der Weg hin zur ersten Million erfolgreich beschritten werden kann. Kostenlose Tipps aus erster Hand gibt es in der UBS-Studie und daraus zitierend hier bei Börse Online. Demnach stammen viele Millionäre aus bescheidenen Verhältnissen und ihren finanziellen Aufstieg führen sie oft auf harte Arbeit zurück. 74 Prozent der Befragten, die mindestens über ein Nettovermögen von einer Million Dollar verfügen, geben an, sie hätten sich ihren Status selbst erarbeitet. Von den besonders Reichen glauben das sogar 86 Prozent. 61 Prozent der Befragten sind zudem mit dem festen Vorsatz aufgewachsen, reich zu werden.
Unter dem Strich glaubt man, sich den Wohlstand verdient zu haben und als häufigster Grund wird dafür harte Arbeit genannt. Drei Viertel der Befragten kommen ursprünglich aus der Mittelschicht oder sogar darunter, doch jetzt zählen sie sich zur oberen Mittelschicht oder zur Oberschicht. Von den "normalen" Millionären glauben 77 Prozent härter gearbeitet zu haben als der Durchschnittsamerikaner und bei den besonders Reichen beträgt dieser Prozentsatz sogar 86 Prozent.
Ein weiterer Schlüssel zu Wohlstand scheint Bildung zu sein. Fast die Hälfte der Millionäre mit weniger als fünf Millionen Dollar verfügen über eine höhere akademische Bildung (Master, Doktor, Professor). Bei jenen, die mehr als fünf Millionen Dollar netto besitzen sind es sogar 65 Prozent. Zum Vergleich: Nur zwölf Prozent der Erwachsenen Amerikaner haben laut einer 2014 von der amerikanischen Statistikbehörde veröffentlichten Erhebung über eine entsprechende höhere akademische Bildung.
Praktisch alle befragten Millionäre fühlen sich glücklich mit dem, was sie haben und sie habe das Gefühl, dass der Durchschnittshaushalt in den USA mit viel größeren finanziellen Herausforderungen konfrontiert ist als sie selbst. Zwar leben die Millionäre heutzutage viel komfortabler als in ihrer Kindheit, doch sie haben ihre Wurzeln nicht vergessen. Vielleicht auch deshalb zählen sich drei von vier Millionären nach wie vor eher als zu den 99 Prozent der ärmeren Bevölkerung zugehörig als zu dem ein Prozent der Superreichen. Selbst eine Mehrheit jener, die statistisch gesehen zu den ein Prozent zu zählen sind, sehen sich selbst mehr in der 99 Prozent-Gruppe. Bekämen die Millionäre noch mehr Geld, würden sie als eines der ersten Dinge mehr Spenden als bisher.
Sorgen macht sich eine Mehrheit der Millionäre auch darüber, wie gut die Aufstiegschancen für ihre Enkelkinder sein werden. Dabei wird die Gefahr gesehen, dass diese nicht mehr die gleichen Möglichkeiten zum Aufstieg haben werden wie ihre Kinder. Auch machen sie sich allgemein Gedanken über die Aussichten Amerikas. Sieben von zehn Befragten sehen den amerikanischen Traum, der darin besteht, vom Tellerwäscher zum Millionär aufzusteigen, in Gefahr. Zwei Drittel sind außerdem besorgt über die Auswirkungen der wachsenden Einkommensungleichheit in ihrem Land.
Bei Millionären handelt es sich oft um Aufsteiger
Quelle: UBS Research
Auf Seite 3: Sorgen um den Einfluss des Geldes auf den Charakter der Kinder
Sorgen um den Einfluss des Geldes auf den Charakter der Kinder
Auch familiär betrachtet bringt der erreichte Wohlstand nicht nur Glück, sondern auch Sorgen einher. Viele Millionäre scheinen Schwierigkeiten mit dem Spagat zu haben, ihren Kindern ein bestmögliches Leben zu ermöglichen und ihnen gleichzeitig die richtigen Werte zu vermitteln. Letztlich geht damit die Frage einher, wie sich das viele Geld auf den Charakter der Kinder auswirkt.
Zwei von drei Millionären glauben jedenfalls, dass ihre Kinder viele Dinge für selbstverständlich halten, und 54 Prozent beklagen, dass ihre Kinder die Opfer nicht anerkennen, die sie für sie beim Erarbeiten des erreichten Wohlstandes erbracht haben. Ebenfalls 54 Prozent wollen bei ihrem Nachwuchs einen Mangel an Motivation beobachten.
Fast die Hälfte der Millionäre glaubt außerdem, ihre Kinder würden nicht in vollem Umfange von den Möglichkeiten Gebrauch machen, die ihnen zur Verfügung stehen und sie machen sich Sorgen, die Kinder könnten einen instabile Karriereweg einschlagen. So beklagt ein männlicher Befragter aus der Gruppe mit einem Vermögen zwischen zwei bis fünf Millionen Dollar folgendes: "Wir versuchen ständig, unseren Sohn auf dem Teppich zu halten, aber ich habe immer Angst, dass diese Anstrengungen nicht genug sind. Er nimmt manchmal eine hochnäsige überlegene Haltung gegenüber Kindern aus Familien ein, die finanziell nicht so gut dastehen."
Gleichzeitig erkennen sie rückblickend auf ihr Leben auch, wie viel Zeit und Anstrengungen sie für den Aufbau ihres Wohlstandes geopfert haben. Vor diesem Hintergrund bezieht sich das größte Gefühl an Reue nicht auf Fehler beim Karriere machen oder Geld verdienen. Am meisten bedauert werden vielmehr in einer Beziehung mit geliebten Menschen begangene Fehler oder nicht genügend Zeit mit der Familie verbracht zu haben. Während fast zwei Drittel der Millionäre zufrieden mit ihrer Karriere sind, haben 64 Prozent der Millionäre mit Kindern das Gefühl an, Zeit mit ihren Familie geopfert zu haben, um dahin zu kommen, wo sie heute finanziell stehen.
Auf die Frage, was sie in ihrem Leben am meisten bedauern, gaben 23 Prozent einen Fehler in einer Beziehung mit einem Familienmitglied an und 17 Prozent, nicht genügend Zeit mit der Familie verbracht zu haben. Sich nicht genügend um ihre eigene Gesundheit gekümmert zu haben bereuen elf Prozent.
Millionäre sorgen sich um den Einfluss des Geldes auf ihre Kinder
Quelle: UBS Research
Auf Seite 4: Trotz ihres Erfolges streben Millionäre immer noch nach mehr
Trotz ihres Erfolges streben Millionäre immer noch nach mehr
Die Zufriedenheit steigt mit dem Anstieg des Nettovermögens. Unter den Millionären, die über netto fünf Millionen Dollar oder mehr verfügen, geben 85% an, zufrieden zu sein. Aber für viele Millionäre ist das Erreichte oft noch nicht genug, auch weil mit dem wachsenden Wohlstand eine steigende Erwartungshaltung in Sachen Lebensstil einhergeht. 58 Prozent der Millionäre geben an, ihre Erwartungen an den eigenen Lebensstandard haben in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen.
Bei denjenigen, deren Reichtum in diesem Zeitraum besonders deutlich gestiegen ist, ist das Gefühl, dass ihre Lebensstilerwartungen zugenommen haben, mit 64 Prozent sogar besonders stark ausgeprägt. Als eine Folge davon will eine Mehrheit von Millionären noch mehr. Jene mit einem Nettovermögen von einer Million Dollar wollen zwei Dollar, jene mit zehn Millionen Dollar wollen 25 Millionen Dollar.
Auch der Wunsch, besser dazustehen, als andere, treibt viele Wohlhabende an. Am meisten selbst unter Druck setzt sich dabei offenbar die Generation der Millennials. 68 Prozent der Millionäre aus dieser Altersgruppe zeigt sich verunsichert darüber, wie sich ihr Vermögen mit Gleichaltrigen vergleicht. Bei der Baby Boomer-Generation beträgt dieser Prozentsatz geringere 53 Prozent. Viele Millennials fühlen der Umfrage zufolge den Druck, mit der Vergleichsgruppe mitzuhalten. Dieses Gefühl beeinflusst Karriereentscheidungen und das persönliche Verhalten. Sie fühlen sich deshalb beispielsweise dazu verpflichtet, Überstunden zu machen und drei Viertel von ihnen haben beispielsweise schon einmal online gescheckt, was ihre Altersschicht typischerweise verdient. Obwohl viele Millennials, die bereits Millionäre sind, oft sehr erfolgreich sind, glauben nur 48 Prozent von ihnen, es bereits zu etwas gebracht zu haben. Sie sind am unzufriedensten mit ihrem Reichtum und haben am meisten Angst davor, ihr Vermögen wieder zu verlieren. So sorgen sich auch sehr davor, nicht mehr über genügend Geld zu verfügen, um das Leben zu leben, das sie sich wünschen
Mit zunehmendem Wohlstand wächst auch das Streben nach mehr
Quelle: UBS Research
Auf Seite 5: Das Gefühl in einer Tretmühle zu stecken ist auch bei Millionären groß
Das Gefühl in einer Tretmühle zu stecken ist auch bei Millionären groß
Aber auch ganz allgemein über alle Altersschichten hinweg scheint die Furcht vor einem finanziellen Abstieg oder einem geringeren Lebensstil weit verbreitet zu sein. Wie die UBS-Studie zeigt, haben zwar viele Millionäre hart für ihren Erfolg gearbeitet, aber nur wenige fühlen sich sicher genug, um das Streben nach mehr aufzugeben. Viele Millionäre, insbesondere jene mit Kindern im Haus, fühlen den Druck weiter hart zu arbeiten, um den Lebensstil ihrer Familie zu halten oder weiter zu verbessern. Die Hälfte dieser Millionäre fühlt sich wie in einer Tretmühle, bei der ein langsameres Arbeitstempo mit dem Verlust an Lebensqualität einhergehen würde, an den sich die ganze Familie so gewöhnt hat.
Obwohl zwei Drittel der befragten Millionäre sagen, das Erreichen von finanzieller Sicherheit sei der wichtigste Punkt beim Versuch, ein Vermögen aufzubauen, fühlen sich nur die sehr Reichen mit einem Nettovermögen von fünf Millionen Dollar oder mehr auf der sicheren Seite. Die Hälfte der Millionäre mit weniger als fünf Millionen und 63 Prozent der arbeitenden Millionäre mit Kindern glauben dagegen, ein falscher Zug, wie ein Jobverlust oder ein Börsencrash, könnte ihren Lebensstil entscheidend negativ beeinflussen. Unter den Vermögenden mit mehr als fünf Millionen Dollar glauben nur 34 Prozent, sie könnten einen derartigen Schlag unbeschadet überstehen.
Würden die Millionäre glauben, sie könnten sich aus der Tretmühle zurückziehen, dann würde viele Millionäre einiges anders machen in ihrem Leben. Bei einer Konstellation, bei der sie nur noch fünf Jahre zu leben hätten, würde mit 87 Prozent eine überwältigende Mehrheit vieles verändern. In der Regel würden sie einem breiteren Interessensspektrum nachgehen, zu dem Reisen ebenso gehört wie Zeit mit der Familie zu verbringen. Die Chance auf Veränderungen wäre auch deshalb relativ groß, weil viele das Gefühl haben, so etwas zu selten in ihrem Leben getan zu haben.
Erfahrungsgemäß steigen Millionäre letztlich aber erst dann aus der Tretmühle aus, sobald sie mit einem wichtigen Lebensereignis wie einer schweren Krankheit oder dem Ruhestand konfrontiert werden. Die vorherrschende Denkweise kommt gut in der folgenden Antwort einer 42-Jährigen zum Ausdruck: "Wenn ich nur noch Teilzeit arbeiten könnte, dann wäre das nett. Aber ich würde dann auch einen großen Teil meines Gehaltschecks verlieren. Deshalb ist das nicht machbar, denn ich will meinen Kinder den Besuch des besten College ermöglichen."
Arbeitende Millionäre mit Kindern im Haus spüren den mit einem hohen Lebensstil verbundenen Druck
Quelle: UBS Research
Fazit: Alles das klingt fast so, als ob sich Millionäre, die über zu viel Stress und Druck klagen, auf dem Wege zum perfekten Glück mit einem starken Streben nach einem besonders hohen Lebensstandard nicht selten nur selbst im Weg stehen. Dabei reicht bei etwas bescheideneren Lebensverhältnissen bereits eine Million aus, um in Verbund mit Einnahmen aus Kapitalanlagen und etwas Arbeit ein gutes, und nicht nur auf Arbeit ausgerichtet Leben zu führen.