Die Performance deutscher Börsenneulinge 2022 war durchwachsen. Einer der größten Flops war die Aktie von Mister Spex Sie hat gemessen am Emissionskurs von 25 Euro mehr als 50 Prozent verloren. Offensichtlich war der Preis zu hoch. Auf dem tiefen Niveau scheint die Aktie einen Boden zu bilden.
Das 2007 gegründete Unternehmen ist in Deutschland und Europa führend in der Onlinevermarktung von Sehhilfen. Die Berliner haben einen Omnichannel-Vertrieb. Brillen und Kontaktlinsen werden über Webshops verkauft. Zudem hat Mister Spex eigene Läden eröffnet. Ergänzt wird der Vertrieb durch über 400 Partnerfachgeschäfte, die gegen eine Umsatzbeteiligung Dienstleistungen wie Refraktion oder Anpassung neuer Brillen übernehmen.
So umgeht Mister Spex die größten Hürden des Onlineversands: die Sehtests und die Anpassung von Mehrstärken-Sehhilfen. Angesichts von 1,6 Millionen aktiver Kunden und fast 600 000 Bestellungen allein im dritten Quartal scheint das Modell des Unternehmens zu funktionieren.
Allerdings unter Schwankungen. Das Wachstum, vor allem bei Korrekturbrillen, hat sich im dritten Quartal abgeschwächt, wodurch die Rohertragsmarge von fast 50 auf 46 Prozent gefallen ist. Weil Personal aufgebaut und vor allem auch das Marketing nach dem Börsengang erhöht wurde, betrug der operative Verlust inklusive Emissionskosten nach neun Monaten fast 20 Millionen Euro.
Hohe Margen sind möglich
Das dürfte im Kurs weitgehend enthalten sein. Wer sich die Mühe macht, tiefer in die Ertragsrechnung einzusteigen, sieht, dass hier recht hohe Ertragsreserven liegen, sollten sich die Kosten für die Expansion normalisieren. Allein im dritten Quartal lagen die sonstigen Aufwendungen um über 6,5 Millionen Euro über Vorjahr. Ohne diese Kosten wäre die Marge Richtung zehn Prozent gelaufen.
Um die Kundenzahl zu erhöhen, hat der Marktaufbau im Moment aber Priorität. Angesichts eines Kassenbestands von gut 190 Millionen Euro kann sich Mister Spex das auch leisten. Wenn sich die Wachstumsraten wieder beschleunigen, werden das auch die Investoren honorieren. Nach dem Einbruch ist die Aktie vor allem auch im Vergleich zu Fielmann günstig. Die Analysten von Berenberg führen die Aktie deshalb mit einem Kursziel von 27 Euro.
Das tiefe Niveau könnte auch von anderer Seite Begehrlichkeiten wecken. Mit einem Anteil von rund elf Prozent ist der Optikkonzern EssilorLuxotica größter Aktionär und auch im Aufsichtsrat vertreten. Der globale Marktführer ist gerade dabei, seinen Endkundenvertrieb auszubauen. Da wäre eine komplette Übernahme von Mister Spex nicht abwegig.
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