Wie richtig dieser Grundsatz ist, zeigt eine einfache Rechnung: Während zum Ausgleich eines zehnprozentigen Kursrückgangs nur ein nachfolgender Anstieg von elf Prozent notwendig ist, braucht es bei 50 Prozent Verlust schon 100 Prozent Gewinn. "Starke Rückschläge können Sie nie mehr aufholen", warnt deshalb auch Jim Rogers, Ex-Partner des Hedgefonds-Managers George Soros.
In der aktuellen Börsenlandschaft lohnt Verlustbegrenzung ganz besonders. Doch jetzt aus Furcht vor weiteren Rückschlägen komplett aus Aktien auszusteigen, ist wahrscheinlich nicht die richtige Lösung. Wer jetzt dem Aktienmarkt den Rücken kehrt, läuft Gefahr, den nächsten Anstieg zu verpassen. Schlauer ist eine defensive Aufstellung mit ETFs, die Verluste begrenzen, trotzdem aber die Gewinnchancen wahren - beispielsweise, weil sie im Extremfall schnell die Notbremse ziehen.
Sicher wie eine Burg
Super-Investor Warren Buffett findet Stabilität oft bei Unternehmen, die ihr Geschäft durch eine hohe Festungsmauer und einen tiefen Graben vor Attacken der Konkurrenz geschützt haben.
Der VanEck Vectors Morningstar US Wide Moat ETF imitiert diese Strategie. Der ETF investiert in schwer zu bezwingende US-Unternehmen, die sich nach Einschätzung der Ratingagentur Morningstar hinter einem besonders breiten Burggraben (auf englisch: Moat) verschanzt haben.
VanEck, die US-Fondsgesellschaft, die diesen ETF herausgebracht hat, beschreibt das Konzept weniger salopp: Im ETF fänden sich nur "Unternehmen mit einem strukturellen Wettbewerbsvorteil und dem Potential zu langfristig überdurchschnittlichen Kapitalerträgen".
Ein Blick auf die mehr als 50 im ETF enthaltenen Aktien verdeutlicht die Idee. Auf der Titelliste stehen viele starke US-Konzerne wie Amazon, Microsoft, Starbucks, Pfizer, Pepsico, Procter & Gamble oder McDonalds.
Der ETF bildet den Morningstar Wide Moat Focus Index ab. Die Zusammenstellung dieses Index erfolgt rein mechanisch, nach einem strengen Regelwerk, basierend auf den Urteilen der Morningstar-Analysten. Nur Unternehmen, die sich mit einem Moat-Rating schmücken dürfen, kommen für die Auswahl in Frage. Aus diesem erlauchten Kreis werden für Index und ETF die am günstigsten bewerteten Titel ausgewählt. Jede Aktie wird dann im Portfolio gleich stark gewichtet. Einmal im Quartal wird die Liste überprüft und dabei meist auch geändert.
Dividenden mit Sicherheits-Turbo
Dividendenaktien stehen bei Sicherheits-orientierten Anlegern hoch im Kurs. Die Vorliebe ist verständlich: Auch in schwierigen Börsenzeiten versprechen Dividenden Erträge. Zudem wirken sie wie eine Art Puffer, indem sie Verluste aus Kursrückgängen ganz oder teilweise ausgleichen.
Der Invesco Euro Stoxx High Dividend Low Volatility ETF setzt noch einen drauf: Dieser ETF erweitert die Vorzüge der Dividendenaktien mit einem zusätzlichen Sicherheitselement. Der ETF investiert nur in 50 Aktien des mehrere hundert Aktien umfassenden Euro Stoxx Index, die nicht nur die höchste Dividenden-Rendite und sondern darüber hinaus auch noch die geringste Volatilität aufweisen.
"Der High Dividend Low Volatility ETF kombiniert damit zwei bewährte Faktoren", erklärt Sascha Specketer, der für die US-Gesellschaft Invesco das deutsche ETF-Geschäft leitet. Für die Titelauswahl werden bei diesem ETF zunächst alle Aktien des Euro Stoxx Index anhand ihrer Dividendenrendite der letzten 12 Monate bewertet. Anschließend werden die 75 Titel mit der höchsten Dividendenrendite ausgewählt, wobei die Anzahl von Aktien pro Branche auf 10 begrenzt ist. Im letzten Schritt werden dann die 50 Aktien mit der niedrigsten Volatilität bestimmt und entsprechend ihrer Dividendenrendite gewichtet.
Dabei ist das Maximalgewicht pro Aktie auf drei Prozent und das Branchengewicht auf 25 Prozent begrenzt. Bislang ging die Strategie des ETFs auf: Seit Auflage vor drei Jahren entwickelte sich der Fonds nicht nur etwas besser als der MSCI Europe Index, sondern auch besser als die meisten reinen Dividendenfonds.
Das Nobelpreisträger-Portfolio
Mehrfach bewährt hat sich in den Börsenstürmen der letzten Jahre auch der Ossiam Europe Minimum Variance ETF. Bei diesem ETF geht es vor allem um eines: Ein Aktien-Portfolio mit der geringstmöglichen Volatilität.
Ähnlich wie beim High Dividend Low Volatility ETF zählt deshalb auch beim Minimum Variance ETF nicht allein die niedrige Volatilität einer einzelnen Aktie. Zur Risikominierung setzt der Ossiam-ETF jedoch nicht auf Dividenden, sondern auf die moderne Portfolio-Theorie, die unter anderem auf Forschungen des Nobelpreisträgers Harry Markowitz basiert.
Markowitz bewies, dass es bei der Zusammenstellung eines möglichst schwankungsarmen Portfolios vor allem darum geht, dass die enthaltenen Aktien gering miteinander korrelieren, dass also die Wertentwicklung der einzelnen Portfolio-Titel möglichst verschieden voneinander verläuft. Frei nach dem Motto: Bei Sonne verdient der Eisverkäufer, bei Regen der Schirm-Händler.
Beim Ossiam Europe Minimum Variance ETF wird dementsprechend stets darauf geachtet, dass die Wertentwicklung der im Portfolio enthaltenen Aktien möglichst wenig miteinander korreliert. Durch einen mehrstufigen Optimierungsprozess wird auf dieser Basis ein relativ schwankungsarmes Portfolio ermittelt, wobei dessen Zusammensetzung regelmäßig aktualisiert bzw. an neue Marktbedingungen angepasst wird. Die bisherige Kursentwicklung des schon 2011 aufgelegten ETFs bestätigt die Theorie. Ossiam Europe Minimum Variance ETF.
Aktien mit Airbag
Eine weitere Möglichkeit schwankenden Börsen entgegen zu treten, demonstriert der Invesco S&P 500 VEQTOR ETF. Dieser Fonds investiert prinzipiell in die 500 größten US-Aktien (die im S&P 500 Index vertreten sind).
Gleichzeitig packt der ETF jedoch einen kleinen Teil des Fondsvermögens in Volatilitäts-Futures. Das sind Terminkontrakte, auf den VIX-Index, der die implizite Volatilität des US-Aktienmarkts aus den Kursen von Aktienoptionen errechnet. Bei Einbrüchen am Aktienmarkt schießen VIX und VIX-Futures regelmäßig sehr schnell in die Höhe - bringen also genau dann Gewinne, wenn Aktien Verluste verzeichnen.
Das Verhältnis von Aktien und VIX-Futures im ETF bestimmt Invesco automatisch anhand von Analysen der Marktvolatilität sowie der Marktentwicklung. Gewöhnlich soll die VIX-Futures-Quote im ETF mindestens 2,5 Prozent betragen. In Phasen ansteigender Volatilität kann der ETF allerdings bis zu 40 Prozent des Portfolios in VIX Futures umschichten.
Für den Mega-Crash gibt es noch eine zusätzliche Notbremse: Verzeichnet der S&P-500-Index an fünf Börsentagen in Folge einen Verlust von zwei Prozent oder mehr, wird das Fondsvermögen komplett in Bargeld umgeschichtet. Erst wenn die Verluste wieder geringer als zwei Prozent ausfallen wird wieder in Aktien investiert.
Wermutstropfen: Die Absicherung gibt es nicht umsonst. Die Futures bescheren Anlegern regelmäßig leichte Verluste, wenn es am Aktienmarkt aufwärts geht. Dann sinkt meist die Volatilität und mit ihr der Wert der VIX-Terminkontrakte.
Der Trend spielt keine Rolle
Dieser ETF wählt einen bewährten, aber ganz anderen Ansatz. Dazu verfolgt er eine der älteste Hedge-Fonds-Techniken: Bei bestimmten Aktien wird auf Kursgewinne gesetzt, während man gleichzeitig bei anderen Titeln auf einen Kursrückgang wettet.
Der Amundi iSTOXX Europe Multi Factor Market Neutral ETF basiert auf einer Variation dieser Long/Short-Strategie: Market Neutral. Ziel ist Gewinn, unabhängig vom Trend am Aktienmarkt.
Beim Amundi-iSTOXX-Europe-Multi-Factor-Market-Neutral-ETF ist das Portfolio bei ausgewählten Aktien long, profitiert bei diesen Papieren also von steigenden Kursen. Gleichzeitig wird über rollierende Terminkontrakte ständig eine Short-Position auf den Gesamtmarkt gehalten. Unterm Strich wird durch diesen Short der Markttrend neutralisiert. Der Fonds erwirtschaftet Gewinn allein dadurch, dass sich seine Long-Positionen besser als der europäische Aktienmarkt entwickeln.
In der Theorie klingt das einfacher, als es in der Realität ist. Erfolg hat diese Strategie natürlich nur, wenn der Fondsmanager die richtigen Aktien für die Strategie auswählt.
Der neue Amundi-Fonds baut dazu auf einen Multi-Faktor-Ansatz. Sechs verschiedene Faktoren kommen zum Einsatz: Carry, niedriges Risiko, Momentum, Größe, Value und Qualität.
Investiert wird in Aktien, bei denen der jeweilige Faktor besonders ausgeprägt ist. Die Berechnung der Faktoren und die Aktienauswahl übernimmt der Indexanbieter Stoxx, von dem unter anderem auch die Euro-Stoxx-Indizes stammen.
Basis für die endgültige Aktienselektion sind die 600 größten europäischen Aktien. Für jeden Faktor wählt der Stoxx-Computer anhand verschiedener Kriterien Aktien aus und sorgt mit einem nachfolgenden Optimierungsprozess dafür, dass bestimmte Nebenbedingungen eingehalten werden, beispielsweise in Bezug auf eine nicht zu einseitige Branchengewichtung oder ausreichende Handelsliquidität.
Ergebnis dieses mehrstufigen Prozesses ist dann ein ETF-Portfolio mit aktuell 111 gesamteuropäischen Aktien.