Die €uro-Titelgeschichte zu den "500 wertvollsten Unternehmen der Welt" ist Jahr für Jahr ein Paradies für Stockpicker. Also für jene Anleger, die die Hinweise der €uro-Redaktion genau studieren und daraufhin gezielt bestimmte Aktien erwerben oder darauf verzichten. Andere Anleger wiederum kaufen ihre Aktien lieber im Paket und greifen daher zu aktiv gemanagten Fonds oder günstigen Indexfonds (ETFs). Zwar gibt es bislang kein passendes Produkt, das die "500 wertvollsten Unternehmen der Welt" eins zu eins nachbilden würde. Anleger können sich diesem 500er-Aktienkorb mit Fonds und ETFs jedoch annähern. Die €uro-Redaktion hat dazu zwei ETFs und einen Fonds ausgewählt, die weltweit in Aktien anlegen, sich bei der Anlagestrategie und beim Portfolio aber etwas unterscheiden. Zusätzlich stellen wir den Fonds LBBW Zukunft der Mobilität vor, dessen Manager unter anderem das aufkommende Thema Elektromobilität aufgreift.

3600 statt 500. Wer möglichst breit gestreut investieren möchte, ist gut mit dem Vanguard FTSE All-World ETF bedient. Mit diesem Indexfonds vom US-Anbieter Vanguard können Anleger weltweit in rund 3600 Aktien aus den Industrie- und Schwellenländern investieren, sodass die "500 wertvollsten Unternehmen der Welt" damit automatisch inkludiert sind. Konkret machen die 500 größten Titel des Vanguard-ETFs 69,4 Prozent des Portfolios aus. Die restlichen 30,6 Prozent verteilen sich auf die 3100 verbleibenden Titel. Das hat mit den Regeln des Indexanbieters FTSE Russell zu tun, denen der Vanguard-ETF folgt. Zu seinen größten Titeln zählen somit Apple, Microsoft und Amazon, die die 500er-€uro-Liste aufgrund ihres hohen Börsenwerts anführen. Allerdings enthält der Vanguard-ETF auch etliche Titel, die €uro-Leser und -Leserinnen womöglich kritisch sehen.

Gezielt auswählen. Wer das vermeiden möchte, kann zu selektiveren Ansätzen greifen. Dazu zählt etwa der iShares DJ Global Titans 50 ETF, der nur 55 Aktien enthält. Mit dem Vehikel vom ETF-Marktführer iShares setzen Anleger auf globale Marktführer, die mindestens 30 Prozent ihrer Umsätze im Ausland erzielen. Zudem berücksichtigt der Global Titans 50 ETF neben dem Börsenwert auch die Gewinne und Umsätze der Unternehmen, die €uro bei den Auswertungen zur 500er-Liste ebenfalls analysiert. Margenstarke US-Aktien bilden mit 82 Prozent daher den Schwerpunkt des ETF-Portfolios.

Beim UniGlobal wiederum setzen Anleger weltweit auf 90 bis 100 Aktien, die überwiegend aus den Industrieländern stammen. Bei diesem Fondsklassiker von Union Investment kauft Fondsmanager Christoph Niesel seine Aktien allerdings nicht regelbasiert wie die beiden ETFs von iShares und Vanguard, sondern kann flexibler agieren.

Gleichwohl hat Niesel klar vor Augen, was ihm wichtig ist. "Wir mögen erfolgreiche Geschäftsmodelle, die über die Zeit einen positiven Cashflow generieren", sagt er. Anleger könnten sich hier einen Berg vorstellen, der aus Gewinnen bestehe. Ist dieser in drei Jahren mutmaßlich höher als heute, guckt Niesel sich das Unternehmen genauer an.

Deshalb hält er rund 66 Prozent in US-Aktien, während es bei europäischen Aktien nur 19 Prozent sind. Grund: Die US-Firmen im S&P 500 Index konnten ihre Gewinne in den Jahren 2006 bis 2021 um 114 Prozent steigern. Dagegen schafften die europäischen Firmen im Stoxx Europe 600 Index in dieser Zeit nur ein Gewinnplus von vier Prozent.

Zudem schaut Niesel auf die Bewertungen seiner Titel. "Wir kaufen aber nicht zwangsläufig billige Aktien", betont er. "Die Titel müssen gemessen an ihrem Gewinnwachstum adäquat bewertet sein." Daher seien US-Aktien meist teurer als ihre europäischen Pendants. Oft zu Recht, aber nicht immer, erklärt Niesel. Wenn ihm die Kombination aus Gewinnwachstum und Bewertung nicht gefällt, verzichtet er auf diese Aktien. So hatte er Amazon zeitweilig schon mal aus seinem Portfolio verbannt. Mittlerweile zählt der Internetgigant neben Apple und Microsoft wieder zu seinen drei größten Einzelwerten.

Solche Freiheiten hält Niesel für wichtig. "Wir können im Portfolio zum Beispiel frühzeitig regionale oder thematische Schwerpunkte setzen, falls sich am Markt bestimmte Trends abzeichnen", erklärt Niesel, der den UniGlobal zwar federführend, aber nicht allein managt. "Wir betreuen die Fondsfamilie des UniGlobal in einem Team mit fünf Kollegen", sagt er. Insgesamt sind Niesel und seine Kollegen damit für ein angelegtes Kapital von rund 30 Milliarden Euro verantwortlich.

Thematisch vorgehen. Künftig dürften sich der UniGlobal sowie der iShares- und der Vanguard-ETF aber ähnlich entwickeln. Denn trotz aller Unterschiede überschneiden sich die Portfolios der drei Produkte bei den wichtigsten Aktien. Das heißt: Steigt das eine Produkt, dann auch die beiden anderen, wenn auch im Ausmaß jeweils anders.

Einen anderen Akzent können Anleger mit einem Themenfonds von LBBW Asset Management setzen. Beim LBBW Zukunft der Mobilität setzt Fondsmanager Lorenz Blume auf Aktien, die etwa vom Aufkommen des autonomen Fahrens sowie von der Elektromobilität profitieren. Somit investiert er nicht nur in klassische Autowerte wie Daimler oder VW, sondern auch in Technologiewerte wie ASML oder Nvidia.

Vanguard FTSE All-World ETF


Der Vanguard FTSE All-World ETF ist ein Rundum-sorglos-ETF, mit dem Anleger weltweit in rund 3600 Aktien investieren können. 89 Prozent der Aktien stammen aus den Industrieländern, elf Prozent aus den Schwellenländern. Die größten ETF-Titel sind Apple (2,9 %), Microsoft (2,8 %) und Amazon (2,0 %).

Kleinere Firmen wie Ferrari oder Telecom Egypt machen lediglich 0,0002 beziehungsweise 0,0001 Prozent vom Portfolio aus. Hier gilt die Regel: Je größer der Börsenwert einer Aktie ist, desto größer ist ihr Anteil im Portfolio. In den vergangenen Jahren sind Anleger mit dem Vanguard FTSE All-World ETF gut gefahren. Zwar stand er nie an der Spitze der Ranglisten, aber zuverlässig in der oberen Hälfte. Die thesaurierende Variante (ISIN: IE 00B K5B QT8 0) des Vanguard-ETFs reinvestiert die Dividenden automatisch wieder in das ETF-Portfolio.




iShares DJ Global Titans 50 ETF


Beim iShares DJ Global Titans 50 ETF halten Anleger 55 Aktien aus den Industrieländern, wobei Apple (8,2 %), Microsoft (8,2 %) und Amazon (8,1 %) derzeit die Nummern 1 bis 3 sind. Wie hoch die Aktien im Portfolio gewichtet werden, liegt zu 60 Prozent an ihrem Börsenwert und zu je 20 Prozent an ihren Gewinnen und Umsätzen. Die Berücksichtigung der Gewinne und Umsätze ist bei ETFs ungewöhnlich, schließt umsatzschwache Verlustbringer somit aber aus.

Zudem müssen die Unternehmen im Global Titans 50 ETF mindestens 30 Prozent ihrer Umsätze im Ausland erzielen. Auf diese Weise machen US-Werte momentan 83 Prozent vom Portfolio aus, IT-Werte kommen auf 39 Prozent. In den vergangenen Jahren lief der Global Titans 50 ETF sehr gut, sodass €uro ihn mit FondsNote 1 einstuft. Der US- und IT-Fokus ist aber ein Risiko, sollten diese Werte schwächeln.

UniGlobal


Mit dem UniGlobal investieren Anleger in 90 bis 100 Aktien, die meist in den Industrielän- dern ansässig sind. Fondsmanager Christoph Niesel und sein Team halten dabei primär Aktien mit hohen Börsenwerten wie Alphabet, Amazon oder Microsoft, da sie diese kurzfristig gut kaufen oder verkaufen können. Außerdem mischen sie Nebenwerte bei, wenn diese ein entsprechend hohes Handelsvolumen haben. Niesel kauft am liebsten Unternehmen, deren "Gewinnberg in drei Jahren höher ist als heute" und die gemessen daran adäquat bewertet sind.

Überwiegend deckt er mit einzelnen Aktien strukturelle Themen wie E-Commerce und Medizintechnik ab, investiert aber auch mal stärker in zyklische Titel wie zum Beispiel Halbleiterwerte, wenn ihm diese attraktiv erscheinen. Mit diesem aktiven Ansatz lag der UniGlobal zuletzt vor den vielen MSCI-World-ETFs.

LBBW Mobilität der Zukunft


Im Autoland Deutschland gab es bis vor Kurzem keinen Aktienfonds, der gezielt in Transport-, Logistik- und Verkehrsaktien investiert. Das hat sich mittlerweile geändert. Seit November 2019 vertreibt LBBW Asset Management mit dem LBBW Mobilität der Zukunft einen entsprechenden Fonds. Von Stuttgart aus investiert Fondsmanager Lorenz Blume bei diesem Themenfonds sektorübergreifend in rund 60 Aktien, die unter anderem in der Automatisierung und der Elektrifizierung des Verkehrs engagiert sind. Zu seinem Portfolio gehören etwa die US-Unternehmen Alphabet und Tesla sowie klassische deutsche Autowerte wie Daimler und VW, die ihre Fahrzeugflotte in Richtung E-Auto umstellen. Ebenso investiert Blume in Batterie- und Halbleiterhersteller sowie in Unternehmen, die Wasserstoff-basierte Technologien entwickeln.