Aktienanlage ist ein Marathon, kein Sprint. Je länger der Anlagezeitraum, desto größer die Chance auf attraktive Renditen", sagt Christine Bortenlänger, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts. Insbesondere wer sich mit dem Thema langfristiger Vermögensaufbau - zum Beispiel auch für die eigenen Kinder - beschäftigt, ist gut beraten, diesen Ratschlag ernst zu nehmen. "Durchhaltevermögen und Streuen sind für alle eine erfolgreiche Strategie an der Börse", so Bortenlänger.
Freuen darf sich, wer eine Stange Geld besitzt und die Gelegenheit hat, diese langfristig und international breit gestreut anzulegen. Kann doch hier der Zinseszinseffekt auf das eingesetzte Kapital gleich von Anfang an voll zum Tragen kommen. Doch viele Anleger haben keinen Batzen Geld zur Verfügung, den sie auf einmal anlegen können. Viele Untersuchungen zeigen zwar, dass der oft im Vertrieb von Sparplänen angepriesene Durchschnittskosteneffekt (Cost Average Effect) ein Mythos ist. Doch die meisten Anleger haben keine Wahl - sondern nur die Möglichkeit, Monat für Monat Geld zurückzulegen, um Vermögen zu bilden.
Für sie ist daher ein Sparplan der Königsweg zum Ziel - er wirkt überdies disziplinierend. Sparplan ist allerdings nicht gleich Sparplan. Für den systematischen Vermögensaufbau sind international breit gestreute Aktien-ETFs (Exchange Traded Funds, auf Deutsch: börsengehandelte (Index-Fonds) das Mittel der Wahl.
Kostengünstig renditestark anlegen
Das Prinzip von ETFs ist simpel, wie John Bogle, der als Erfinder von Indexfonds für Privatanleger gilt, es mal erklärte: "Suchen Sie nicht die Nadel im Heuhaufen, kaufen Sie gleich den ganzen Heuhaufen." ETF-Käufer erwerben eine breit gestreute Geldanlage zu besonders günstigen Kosten, die oft auch noch langfristig mehr Ertrag einbringt als vergleichbare aktiv gemanagte Investmentfonds.
Denn bei Indexinvestments schneidet man als Anleger immer so gut oder schlecht wie der Index selbst ab, auf den der ETF aufgelegt wurde. Aktiv gemanagte Fonds dagegen, die dasselbe Anlageuniversum abdecken, können zwar besser abschneiden als der Index, doch dauerhaft gelingt es nur einer Minderheit von Fondsmanagern, ihren jeweiligen Vergleichsmaßstab zu schlagen. Und Anleger wiederum sind nur selten in der glücklichen Lage, solch einen Top-Fonds für ihr Depot ausgewählt zu haben.
Doch wie setzt man seine Sparvorsätze nun am besten um? Beim Aufbau eines Sparplandepots gilt: Oft reicht schon ein einziger ETF-Sparplan auf einen international breit gestreuten Aktienindex aus. Wer dabei auf thesaurierende Fonds setzt, Fonds also, die Erträge nicht ausschütten, sondern sofort wieder ins Fondsvermögen anlegen, profitiert zusätzlich von einer Art Zinseszinseffekt.
In unserer aktuellen Untersuchung stellen wir das ETF-Sparplan-Angebot bei bekannten Filialbanken sowie Onlinebanken und -brokern im Detail vor. Dabei legen wir einen Schwerpunkt auf international breit streuende Aktien-ETFs - und einen Fokus auf ausgewählte internationale Nachhaltigkeits-ETFs. Nachhaltige Fonds und ETFs liegen im Trend - per Ende September 2020 ist das verwaltete Vermögen offener Nachhaltigkeitsprodukte laut Fondsverband BVI deutlich auf 129 Milliarden Euro gestiegen. Doch noch handelt es sich um einen Nischenmarkt. Das kann sich ändern, wenn die in der Anlageberatung und im Portfoliomanagement tätigen Firmen ihre Kunden ab 2022 auch explizit nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen bei der Geldanlage befragen müssen, wie es EU-Regeln vorsehen.
Angebot erweitert, Gebühren stabil
Im Vergleich zu 2020 (siehe Ausgabe 17/2020) fällt auf, dass die überwiegende Mehrheit der Häuser ihr Gesamtangebot an ETF-Sparplänen abermals ausgeweitet hat. Und mit Scalable Capital und Smartbroker sind zwei neue Anbieter hinzugekommen. Scalable Capital hat gleich die Führung übernommen bei der Anzahl der insgesamt angebotenen ETF-Sparpläne, gefolgt von Flatex. Klar ist, dass ETF-Sparen längst zu einem Trend bei deutschen Anlegern geworden ist, heißt es von den Banken unisono. Bei der Consorsbank zum Beispiel ist die Nachfrage nach ETF-Sparplänen von 2015 bis 2019 jedes Jahr um etwa ein Drittel gewachsen, 2020 ging es noch deutlicher nach oben: "Gegenüber dem Vorjahr hat das Volumen in ETF-Sparplänen 2020 um mehr als 80 Prozent zugelegt", so ein Sprecher. "Auch viele aktive Trader und Traderinnen sehen es als sinnvoll an, einen Teil ihres Geldes regelmäßig in einen ETF-Sparplan zu investieren und so an der Entwicklung ganzer Märkte oder Themen zu partizipieren", sagt Sabine Meyer, als Director verantwortlich für das Produkt- und Handelsangebot beim Sparkassen Broker.
In die Mindestsparraten kam ebenfalls ordentlich Bewegung: Nur noch sechs der von uns näher betrachteten 17 Banken und Broker erwarten eine monatliche Mindestsparrate von 50 Euro. Vielerorts geht es schon ab 25 Euro los - beim Neobroker Trade Republic bereits ab zehn Euro und bei der ING seit Mitte Oktober 2020 sogar schon ab einem Euro. Jetzt kann sich fast keiner mehr herausreden und "vergessen", seine guten Vorsätze umzusetzen. Der Schritt der ING dürfte den Wettbewerb in diesem Segment weiter steigern.
Beim Standardpreismodell der Banken und Broker für ETF-Sparpläne hat sich kaum etwas getan. Die Orderkosten der Banken und Broker unterscheiden sich teils deutlich. Gängig sind prozentuale Preismodelle oder niedrige Pauschalen, unabhängig von der Ordergröße. Manche Anbieter sehen auch eine Mindestgebühr vor oder eine Fixgebühr plus prozentuale Staffel. Bei höheren Fixgebühren sind kleine Sparplanaufträge schnell recht teuer. Dann empfiehlt es sich, seltener, also zum Beispiel nur einmal im Quartal, dafür aber mit höheren Beträgen zu sparen.
Wer hingegen monatlich mehr beiseitelegen kann, für den ist oft eine niedrigere Pauschale die günstigere Alternative. Noch schöner für Anleger ist es natürlich, wenn schon die Standardkondition für ETF-Sparpläne null Euro lautet, wie es etwa bei Scalable Capital und Trade Republic der Fall ist. Apropos Gebühren: Bei den allermeisten Banken und Brokern des Vergleichs ist die Depotführung kostenlos, wenn man regelmäßig einen Sparplan füttert. Flatex verlangt indes auch von Sparplananlegern eine Depotgebühr von 0,1 Prozent im Jahr.
Kostenlosaktionen nicht überall
Gut auch, wenn es bei Ihrem Anbieter ein breites Angebot an kostenlosen Sparplänen gibt. Denn dann fließt die Sparrate ganz ohne Abzug in den Vermögensaufbau. Broker schließen dafür häufig Marketingvereinbarungen mit ETF-Anbietern ab. Allerdings kann es sein, dass die Köder-ETFs nach einer Weile ausgetauscht werden. Anleger sollten das im Blick behalten, denn die Banken informieren üblicherweise nicht aktiv darüber, wenn ein bislang umsonst besparter ETF auf einmal gebührenpflichtig wird.
Unser Tipp: Sollten Sie bei Ihrer Bank Ihren bisherigen ETF nicht mehr kostenlos besparen können, jedoch dafür einen anderen ETF auf denselben Index, dann lassen Sie getrost das bisher angesparte Geld stehen und lenken Sie Ihre Sparrate einfach auf den neuen ETF um, der umsonst ist. Bei den Anbietern DKB, Hypovereinsbank, Netbank, Onvista Bank sowie Targobank suchen Anleger derzeit allerdings noch vergebens nach kostenlosen ETF-Sparplänen (siehe Tabelle).
Für den breit gestreuten langfristigen Vermögensaufbau besonders geeignet sind ETFs auf die bekannten Weltindizes MSCI World, FTSE Developed (beides Indizes auf entwickelte Märkte) sowie MSCI ACWI oder FTSE All World (beides Indizes auf entwickelte Märkte plus Schwellenländer). Welchen ETF auf diese Indizes Sie wählen, ist zweitrangig. Hauptsache, das Sparen darauf ist möglichst günstig. Wir haben die Banken und Broker gebeten, ihr Sparplanangebot gezielt nach diesen ETFs zu filtern - und zeigen auf, wie viele dieser ETFs es bei den Brokern kostenlos zu kaufen gibt.
ETF-Sparplanangebot wichtiger Banken und Broker im Überblick
Ausgewählte Akten-ETFs Welt - Wer hat sie im Angebot?
Nachhaltigkeitsfonds stehen bei Anlegern immer höher im Kurs. Wer sein Geld nach ökologischen, sozialen und unternehmensethischen Kriterien investieren möchte, legt nicht nur mit gutem Gewissen an, sondern braucht auch auf Rendite nicht zu verzichten. So belegt eine aktuelle Studie der Fondsratingagentur Morningstar, "dass nachhaltige Fonds nicht nur keine Performance-Nachteile bringen, sondern überdurchschnittlich erfolgreich sind" - und das nicht nur im Corona-Crash, sondern über mehrere Zeiträume hinweg. Wir haben deshalb in unsere Übersicht auch das Angebot an nachhaltigen ETF-Sparplänen aufgenommen. Manche Broker haben hier ebenfalls kostenlose Sparpläne im Angebot.
In Übersicht 2 zeigen wir im Detail, welche ausgewählten empfehlenswerten Aktien-ETFs Welt die Banken und Broker offerieren - zu regulären Kosten oder sogar kostenfrei. Konzentriert haben wir uns auf 14 ETFs auf die bereits genannten Weltindizes sowie auf vier Nachhaltigkeitsindizes. Letztere zählen laut dem Buch "Die Finanztest-Strategie", an dem die Autorin dieses Beitrags mitgeschrieben hat, zu den strengsten Nachhaltigkeitsindizes. Anleger, die auf sie setzen wollen, sollten darauf achten, dass nachhaltige Aktien auch wirklich im Bestand des ETFs landen. Das ist bei den in der Tabelle aufgeführten ETFs der Fall. Scalable Capital ist der einzige Broker, bei dem es tatsächlich alle genannten ETFs zu Kosten von null Euro im Sparplan gibt.