Angesichts der tragischen Terrorattacken in Paris steht der Sicherheitsgedanke für Anleger wieder verstärkt im Vordergrund. Gesucht sind Anlagen, die sich in extrem unsicheren und angsterfüllten Zeiten gut entwickeln können. Eine naheliegende Option: Gold. Dem gelben Edelmetall wird immer wieder die Eigenschaft zugeschrieben, sich insbesondere in turbulenten Phasen als sicheres Investment mit Schutzfunktion zu beweisen.
Denn Gold verfügt schon seit Jahrtausenden über eine symbolische Bedeutungskraft. Physisches Gold ist greifbar, schwer, vermittelt Werthaltigkeit. Für viele Investoren steht dies sinnbildlich für den Schutz vor Marktschwankungen, wenn die Volatilität um sich greift. Bestätigen die historischen Daten diese These?
Bärenmarkt "trotz" ängstlichem Umfeld
Die übergeordnete Erkenntnis vorab: Gold macht als "Absicherung" gegen Schwankungen in unruhigen Zeiten keine gute Figur. Während Aktien sich seit März 2009 in einem Bullenmarkt befinden, der sich in einem stets skeptischen Umfeld und trotz vielfältiger Kriege, Krisen und Katastrophen nachhaltig positiv entwickelt hat, leidet Gold seit seinem Allzeithoch im September 2011 unter einem empfindlichen Bärenmarkt. Trotz der akuten Terror-Angst wurde mit 1.064 US-Dollar pro Feinunze am 18. November 2015 ein neuerliches Mehrjahrestief erreicht.
Dies dürfte der Vorstellung von "Kapitalerhalt in schwierigen Zeiten" nicht einmal ansatzweise nahe kommen. Zum Allzeithoch hat Gold in vier Jahren fast 45 Prozent verloren. Ist das noch Kapitalschutz? Die letzten Jahre sind zudem beileibe nicht die einzige nachhaltige Abwärtsphase, die Gold zu verkraften hatte. Wer im Bereich des Zwischenhochs von 850 US-Dollar im Jahr 1980 in Gold investiert hat, musste sich bis ins Jahr 2008 hinein gedulden, um den Einstandswert wieder zu erreichen. Ein wahrlich steiniger Weg in Richtung Werterhalt, begleitet von extremen Schwankungen und einer unterlegenen langfristigen Rendite - sämtliche Parameter, die Gold-Fans eigentlich tunlichst vermeiden wollen.
Auf Seite 2: Angebot und Nachfrage
Angebot und Nachfrage
Diese Erkenntnisse sind nicht gerade überraschend, wenn man sich nüchtern vor Augen führt, was Gold eigentlich ist: Ein Rohstoff. Die Preisbildung unterliegt dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage. In der Industrie spielt Gold traditionell eine untergeordnete Rolle. Die Nachfrage unterliegt zudem der Marktstimmung und bringt eine erhebliche Schwankungsanfälligkeit mit sich. Und obwohl einige Minen einen Produktionsrückgang vermelden, belegt ein aktueller Bericht des World Gold Councils, dass das Angebot im dritten Quartal 2015 auf Jahressicht dennoch um ein Prozent gestiegen ist.
Mit Sicherheit wird jegliches Überangebot in fortgesetzt schwierigen Zeiten versiegen und eine Bodenbildung ermöglichen - exaktes Timing ist an dieser Stelle allerdings ein sehr schwieriges Unterfangen. Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass Anleger den Gedanken vom "sicheren Investment in schwierigen Zeiten" verwerfen und keine übergroßen Risiken eingehen sollten. Ansonsten droht die Gefahr, dass die langfristigen Anlageziele in weite Ferne rücken und ungeplant lange Durststrecken überwunden werden müssen.
Fazit
Gold mag eine gewisse Symbolik beinhalten - aber wie bei jeder anderen Anlageklasse auch ist Gold letztendlich nur so viel wert, wie andere Marktteilnehmer bereit sind dafür zu bezahlen. Der Goldpreis wird irgendwann wieder bessere Zeiten erleben und als zusätzliches Mittel zur Diversifikation gute Dienste leisten. Wichtig ist hierbei nur, dass der Mythos Gold nicht überschätzt wird. Denn Gold ist nicht die langfristig erfolgreichste Anlageklasse - und wird es auch niemals sein.
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Thomas Grüner ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Sein Partner Ken Fisher ist seit über 30 Jahren "Forbes"-Kolumnist und warnte im März 2000 rechtzeitig vor dem Platzen der New-Economy-Blase. Ken Fisher zählt zu den 400 reichsten US-Amerikanern und belegt auf der aktuellen "Forbes"-Rangliste Platz 225. Fisher Investments verwaltet momentan mehr als 60 Milliarden US-Dollar.