Der Katalog, den die Vereinten Nationen (UN) vor rund drei Jahren verabschiedet haben, umfasst insgesamt 17 Ziele. Vereinfacht ausgedrückt, soll deren Erreichung das Leben der Menschheit nachhaltig verbessern. Konkret geht es unter anderem um die Bekämpfung von Hunger und Armut oder um eine vernünftige Bildung.
Die Weltbank schätzt, dass jedes Jahr rund vier Billionen Dollar allein in die weltweite Infrastruktur investiert werden müssten, um diese Ziele - wie angestrebt - bis 2030 auch umzusetzen. Das ist mehr als das deutsche Bruttoinlandsprodukt eines Jahres. Verschiedene Unterorganisationen der UN gehen sogar davon aus, dass jährlich fünf bis sieben Billionen Dollar aufgewendet werden müssten.
Tatsächlich wird jedoch nur ein Bruchteil der benötigten Mittel aufgebracht. Die Entwicklungshilfe der westlichen Industriestaaten summiert sich gerade einmal auf 150 Milliarden Dollar pro Jahr. Zählt man noch die Beträge von internationalen Organisationen wie etwa der Weltbank hinzu, erhöht sich der Betrag auf maximal eine Billion Dollar per annum.
Angesichts des enormen Finanzmittelbedarfs und der bereits heute schon (zu) hohen Verschuldung vieler Staaten ist klar, dass sich die UN-Nachhaltigkeitsziele nur durch Zuhilfenahme privaten Kapitals erreichen lassen. Dabei geht es weniger um Altruismus. Vielmehr sind verschiedene der UN-Ziele wie eine Versorgung mit sauberem Wasser oder ein funktionierendes Gesundheitswesen "investierbar" und bieten durchaus attraktive Renditechancen.
Dazu kommt, dass immer mehr Anleger mit ihren Investitionen auch einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt nehmen wollen. Allein von 2014 bis 2016 sind weltweit die nachhaltig investierten Vermögen um 25 Prozent auf 23 Billionen Dollar gewachsen. Und weiteres Potenzial ist vorhanden. Laut Berechnungen der Schweizer Bank UBS sind weltweit zehn Billionen Dollar in niedrig verzinsten Anleihen investiert, weitere sieben Billionen liefern sogar negative Returns und neun Billionen Dollar werden unverzinst in Cash gehalten. Insgesamt warten also 26 Billionen Dollar auf eine vernünftig rentierliche Anlage. Und genau die bieten nachhaltige Investments.
Denn durch die Beachtung sozialer und ökologischer Kriterien lassen sich Investmentrisiken begrenzen, wozu die reine Finanzanalyse gar nicht in der Lage ist. Am offensichtlichsten ist dies bei Reputationsschäden, die aus Umweltverschmutzung oder unethischem Wirtschaften resultieren. Unternehmen wie Volkswagen (Dieselskandal) oder die Deutsche Bank (verschiedene Finanzskandale) haben in den vergangenen Jahren nicht nur milliardenschwere Strafzahlungen leisten müssen. Auch ihr Image hat schwer gelitten.
Abzulesen ist dies an den entsprechenden Aktienkursen: Sie sind in den vergangenen Jahren spürbar schlechter gelaufen als die ihrer Wettbewerber. Ein schlechter Umgang mit Mitarbeitern beeinträchtigt ebenfalls das Ergebnis von Unternehmen - das gilt insbesondere angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels. Negative Beziehungen zu Lieferanten oder Kunden sowie der ineffiziente Einsatz von Energie und Rohstoffen sind weitere Beispiele dafür, dass nicht nachhaltiges Wirtschaften Rendite kostet.
Mit Ressourceneffizienz lässt sich
gutes Geld verdienen
Umgekehrt kann die Fokussierung sozialer und ökologischer Kriterien auch dazu beitragen, lukrative Investmentchancen zu identifizieren. Offenkundige Beispiele sind Firmen aus dem Bereich erneuerbare Energien. Aber auch mit umweltschonender Verkehrstechnik, Wasseraufbereitung oder Ressourceneffizienz lässt sich gutes Geld verdienen.
Das Vorurteil, dass nachhaltiges Investieren zulasten der Rendite gehe, hat sich schon lange als falsch erwiesen. Das belegen mittlerweile Hunderte wissenschaftliche Studien. Eine Metastudie der Universität Hamburg, die rund 2000 seit 1970 erstellte Arbeiten zu diesem Thema ausgewertet hat, kommt sogar zu dem Schluss, dass nachhaltige Investments mindestens marktkonforme Ergebnisse liefern, also tendenziell sogar besser abschneiden als herkömmliche Geldanlagen. Gleichzeitig vermindern sie ungewollte Volatilitäten.
zur Gastautorin:
Gabriele Hartmann,
Fondsmanagerin des
Perspektive OVID Equity Fonds
Die Bankkauffrau und Diplom-Betriebswirtin verfügt über mehr als
14 Jahre Erfahrung im Fondsmanagement und -research. Nach Stationen bei verschiedenen Vermögensverwaltern und Banken ist sie seit 2016 Vorstand bei der Perspektive Asset Management AG. Hartmann legt jedes Jahr im Alltag rund 4.000 Kilometer mit dem Fahrrad zurück.