von Beat Thoma, Chief Investment Officer bei Fisch Asset Management

Der Finanzmarkt braucht sich in Sachen Spannung nicht vor sportlichen Ereignissen zu verstecken. Immer wieder wechseln die Favoriten - und häufig passiert es auch unerwartet schnell. Wer hätte vor ein paar Jahren schon gedacht, dass sich Aktien in solche Höhen entwickeln. Oder dass die Emerging Markets auch nicht vor markanten Rückschlägen gefeit sind. Das Gros der Anleger ist aber gar nicht auf Spannung aus. Ein Aktieninvestor - Spekulanten sind hier ausgenommen - freut sich über einen stetigen Kurszuwachs und regelmäßige Ausschüttungen mehr als über eine nervenaufreibende Achterbahnfahrt seines Aktienengagements. Ganz zu schweigen vom Verlust des Ersparten.

Doch welche Anlageklasse kommt dem Anspruch nach wenig Risiko und einer Rendite, die möglichst deutlich über der Inflation liegen soll, am nächsten? Sind es Aktien oder Anleihen? Wie so häufig im Leben liegt die Wahrheit in der Mitte: Es sind Wandelanleihen. Diese Zwitterpapiere, die aus einer festverzinslichen Anleiheanlage ein Aktieninvestment werden lassen können, liegen in der langfristigen Auswertung vorn. Der Zeitraum von Dezember 1996 bis ultimo April 2014 bringt es ans Licht: Der Wandelanleiheindex "UBS Global Convertible Bond" geht mit einer jährlichen Rendite von 7,23 Prozent als Sieger hervor. Und der Anleiheindex "ML Global Broad Market Corp (Bond Index)" steht mit einem jährlichen Plus von 5,54 Prozent hinter dem Aktienindex MSCI AC World TR (LOC) mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 6,39 Prozent pro Jahr. Das sind immerhin fast zwei Prozent Mehrrendite gegenüber herkömmlichen Anleihen und ein knappes Prozent Outperformance im Vergleich zu Aktien.

Dass Wandler langfristig ein markant besseres Risiko-Rendite-Verhältnis aufweisen, liegt vor allem am Verhalten bei sinkenden Aktienmärkten. Hier greift der natürliche Rückschlagschutz und bewahrt Investoren vor den gleichen Verlusten der Aktien. Die Faustregel besagt: Wandelanleihen partizipieren an steigenden Aktienkursen zu rund zwei Dritteln, an sinkenden Aktienkursen aber nur zu einem Drittel. Dieses automatisierte Timing und zusätzliche Risikoprämien sorgen also für ein nachhaltig interessantes Engagement am Aktienmarkt, ohne das volle Risiko einzugehen. Nicht nur für Aktieninteressierte sind Wandler eine Alternative, auch für konservative Investoren mit einem Hang zu bonitätsstarken Rentenpapieren. Denn diese rentieren im Niedrigzinsumfeld zu wenig. Gleichzeitig baut sich bei diesen Papieren das Risiko von Kursverlusten bei steigenden Zinsen auf. Und höhere Zinsen sind generell zu erwarten angesichts der aufgeblähten Zentralbankbilanzen. Das schadet vor allem Portfolios mit einem Übergewicht in festverzinslichen Anleihen.

Wandelanleihen mit einer Duration (Kapitalbindungsdauer) von bis zu drei Jahren reagieren dagegen deutlich weniger auf Zinserhöhungen. Das belegen fünf Perioden steigender Zinsen seit dem Jahr 1999. Jedes Mal gelang Wandlern nicht nur eine positive Rendite, sondern zudem eine Outperformance gegenüber deutschen Staatsanleihen und globalen Unternehmensanleihen sowie viermal gegenüber globalen Hochzinsanleihen. Das gilt auch im jüngsten Fall, als die Rendite des 10-Jahres-US-Treasury-Bonds seit Mai 2013 rasant von 1,7 auf 2,8 Prozent anstieg.

Zwar haben Wandelanleihen ebenfalls eine Zinskomponente, doch es besteht eine deutlich tiefere Zinssensitivität gegenüber "normalen" Anleihen. Zum einen gilt: je höher die Zinsen, desto höher der Wert des Wandelrechts - das ist schon einmal positiv. Noch wichtiger ist jedoch das Umtauschrecht. Wandelanleiheinvestoren haben nicht nur das Recht, die Aktie zu bekommen, sie veräußern dabei auch die Anleihe. Damit sind Wandler mit ihrer Kombination aus Anleihe und dem Wandelrecht in Aktien aus Sicherheits- und Renditeaspekten eine attraktive Alternative sowohl für sicherheitsorientierte Anleger als auch für Investoren, die die Chancen der Aktienmärkte nutzen möchten.

Beat Thoma

Das Mitglied der Geschäftsleitung bei der auf Wandelanleihen spezialisierten Fisch Asset Management AG gehört dem Unternehmen schon seit dem Jahr 2000 an. Thoma ist auch für die Produkt- und Strategieentwicklung zuständig. Er veröffentlichte zudem zwei wissenschaftliche Bücher zu den Finanzmärkten. Fisch wurde 1994 in Zürich als unabhängige Asset-Management-Boutique gegründet.