"Dieser Antrag stützt sich zum Teil auf kürzlich veröffentlichte Daten, die in den Vereinigten Staaten und Israel nach dem Auftauchen von Omikron gewonnen wurden", teilte der US-Pharmahersteller Moderna am Donnerstagabend (Ortszeit) mit. Anfang der Woche hatten die Hersteller Biontech und Pfizer ebenfalls die Notfallzulassung für einen zusätzlichen Booster, also die insgesamt vierte Dosis, beantragt - allerdings nur für Menschen ab 65 Jahren.
Moderna zufolge gilt der eigene Antrag hingegen für alle Menschen ab 18 Jahren, damit Gesundheitsbehörden über den angemessenen Einsatz einer zweiten Auffrischungsimpfung bestimmen könnten - etwa für diejenigen, die aufgrund ihres Alters oder einer Vorerkrankung ein höheres Risiko für Covid-19 hätten. Moderna erklärte außerdem, Forschungsdaten hätten die Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs bestätigt. Für einen speziell auf die Omikron-Variante zugeschnittenen Booster liefen weiter klinische Studien.
Stagnierende Impfquote in den USA
Die Impfquote in den USA stagniert. Von den 330 Millionen Einwohnern sind gut 65 Prozent zweifach geimpft. Nur rund 44 Prozent davon - insgesamt also nicht einmal jeder dritte Landesbewohner - haben eine Auffrischungsimpfung erhalten. Zum Vergleich: In Deutschland sind inzwischen rund 58 Prozent der Menschen geboostert.
Die USA wurden um den Jahreswechsel herum heftig von der Omikron-Welle getroffen, seit Mitte Januar gehen die Corona-Infektionszahlen aber deutlich zurück. Vielerorts ist die Maskenpflicht mittlerweile gefallen.
Kompromiss bei Patentschutzlockerung für Corona-Impfstoff
Nach monatelangem Ringen zeichnet sich in der Welthandelsorganisation (WTO) ein Kompromiss über die begrenzte Freigabe von Patenten für Corona-Impfstoffe ab. Eine prinzipielle Einigung erzielten die Europäische Union, Indien, Südafrika und die USA, wie WTO-Chefin Ngozi Okonjo-Iweala am Mittwoch in Genf mitteilte. Dem Vernehmen nach soll die Freigabe der Patente zeitlich und auf Länder beschränkt bleiben, die bestimmte Kriterien erfüllen.
Wie aus dem Textentwurf, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, hervorgeht, soll die Freigabe nur für Entwicklungsländer gelten, die 2021 nicht mehr als zehn Prozent ihrer Impfdosen exportiert haben. Das könnte auf Indien und China zielen, die beide als Entwicklungsländer in der WTO sind. Die 164 WTO-Mitglieder müssen dem Kompromiss noch zustimmen. In der WTO wird im Konsens entschieden.
Der Sprecher der UN-Handelsbeauftragten Katherine Tai schrieb auf der Webseite ihres Büros: "Der schwierige und langwierige Prozess hat zu einem Kompromiss geführt, der den vielversprechendsten Weg zu einem konkreten und sinnvollen Ergebnis darstellt." Die EU-Kommission teilte auf Anfrage mit, noch Abstimmungen zwischen den EU-Ländern liefen.
Mit einer Patentaufhebung sollen Hersteller in ärmeren Ländern in der Lage sein, selbst Corona-Impfstoffe herzustellen. Die Pharmaindustrie hatte argumentiert, die Produktion sei viel zu kompliziert, sie habe alle infrage kommenden Partner bereits selbst eingebunden, und es werde inzwischen ohnehin ausreichend Impfstoff hergestellt.
Die EU und andere Länder hatten den Vorschlag von Indien und Südafrika von Ende 2019, den Patentschutz vorübergehend aufzuheben, monatelang blockiert. Sie argumentierten, Pharmahersteller könnten nur dann Geld in Pharmaforschung investieren, wenn ein robuster Patentschutz ihnen im Falle eines Erfolgs auch Einnahmen garantiert.
Dazu sagte Anna Cavazzini, Abgeordnete der Grünen/EFA im Europaparlament: "Es ist ein Armutszeugnis für die EU, dass es so lange Pandemie braucht, um diesem Vorschlag zuzustimmen." Sie rief die WTO-Mitgliedsländer auf, den Kompromiss so schnell wie möglich anzunehmen. Zudem sollte der Patentschutz auch für Covid-Medikamente aufgehoben werden.
Einschätzung zur Moderna-Aktie
Beunruhigenden Nachrichten über den steilen Anstieg der Corona-Fälle in China haben der Aktie von Moderna - wie auch der des deutschen Impfstoffherstellers Biontech - zuletzt Schub gegeben.
Auch in den USA und einigen europäischen Ländern, inklusive Deutschland, könnten die Fallzahlen bald wieder steigen. Abwasseranalysen von der US-Ostküste deuten darauf hin, Ursache könnte die Omikron- Variante BA.2 sein. Eine weitere Infektionswelle sollte die Nachfrage nach dem Impfstoff ankurbeln. Zudem gelten die Aktien von Impfstoffherstellern als Hedge gegen einen neuerlichen Corona- Crash.
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dpa-AFX/fh