"Ich denke, es wird ein erheblicher Rückgang sein. Ich weiß nur nicht, wie stark, weil wir die Daten abwarten müssen. Aber alle Wissenschaftler, mit denen ich gesprochen habe, sind der Meinung: 'Das wird nicht gut sein'." Die Universität Oxford, Partner des Moderna-Rivalen AstraZeneca, sieht dagegen keine Hinweise auf einen mangelnden Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bei Omikron.
Moderna-Chef Bancel erklärte, dass die aktuelle Vakzin-Generation im nächsten Jahr möglicherweise geändert werden müsse. Hintergrund sei die hohe Anzahl von Mutationen bei der Omikron-Variante auf dem Spike-Protein, das dem Virus den Eintritt in Zellen ermöglicht, sowie die schnelle Ausbreitung der Variante in Südafrika. Die meisten Experten seien bisher davon ausgegangen, dass eine so stark mutierte Variante erst in ein oder zwei Jahren auftauchen würde, sagte der Chef des amerikanischen Biotechunternehmens der Zeitung.
Bei Moderna war zu dem Interview zunächst keine Stellungnahme erhältlich. Das Unternehmen hatte zuletzt erklärt, dass es in etwa zwei Wochen mehr Klarheit über die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen Omikron geben sollte und dass es Monate dauern könnte, bis ein Vakzin ausgeliefert werden kann, das gegen die neue Variante wirkt. Sie wurde bereits in mehr als einem Dutzend Staaten nachgewiesen und hat für Einreisebeschränkungen in mehreren Ländern gesorgt.
Die Universität Oxford erklärte, die Wirksamkeit ihres gemeinsam mit AstraZeneca entwickelten Vakzins werde mit Blick auf Omikron genau untersucht. Es gebe bisher nur begrenzt Daten zu der Variante. Sollte es aber notwendig sein, könnte rasch eine neue Version des Impfstoff entwickelt werden.
Moderna und der Mainzer Hersteller Biontech haben bereits mit den Arbeiten an einem neuen Impfstoff gegen die Omikron-Variante begonnen, die nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO ein "sehr hohes Risiko" darstellt. Biontech hatte allerdings erklärt, dass noch nicht klar sei, ob eine Anpassung seines Vakzins erforderlich sei und erwartet darüber nach Labortests mehr Klarheit in etwa zwei Wochen.
Die Aussagen des Moderna-Chefs sorgten an den Börsen weltweit für Verunsicherung. "Das ist keine gute Nachricht", sagte Analyst Joseph Capruso von der Commonwealth Bank. "Und es kommt von jemandem, der es wissen muss."
rtr