Die Spekulationen über einen möglichen Waffenstillstand in der Ukraine beeinflussen nicht nur die politischen Debatten, sondern auch die Entwicklungen an den Aktienmärkten. Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hätte eine mögliche Entspannung des Konflikts? Die Experten von J.P. Morgan sehen vor allem bei einer Branche den Turnaround.

In den vergangenen Tagen sorgte eine spektakuläre Nachricht für Aufsehen: US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin sollen in einem Telefonat über Verhandlungen zum Ukraine-Krieg gesprochen haben.

Dies führte sofort zu Spekulationen darüber, ob es in naher Zukunft zu einem Waffenstillstand kommen könnte. Ein solcher Schritt hätte nicht nur politische, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen – insbesondere auf bestimmte Branchen.

Die Analysten von J.P. Morgan haben hierzu eine klare Meinung.

J.P. Morgan bullisch: Die Aktien dieser Branche könnten anziehen

In einer aktuellen Analyse zeigen sich die Experten von J.P. Morgan besonders optimistisch für den Chemiesektor. Denn drei zentrale Belastungsfaktoren, die in den vergangenen Jahren auf den Unternehmen lasteten, könnten sich nun auflösen:

1. Lagerabbau beendet: Viele Chemieunternehmen haben in den letzten Jahren ihre Lagerbestände stark reduziert, da die Nachfrage schwach war. Mit einer Stabilisierung des Marktes könnten nun wieder verstärkt Bestellungen eingehen, was die Produktion ankurbeln würde.

2. Weniger Gewinnwarnungen: Der Chemiesektor war in den vergangenen Jahren von zahlreichen Gewinnwarnungen betroffen. Die Experten von J.P. Morgan beobachten jedoch eine Verbesserung der Ertragslage, was für mehr Stabilität sorgt.

3. Möglicher Rückgang der Energiepreise: Eine Entspannung des Ukraine-Konflikts könnte laut J.P. Morgan zu fallenden Gas- und Strompreisen führen. Da die Chemiebranche stark von Energiekosten abhängig ist, würde dies die Margen verbessern und den Sektor für Investoren wieder attraktiver machen.

„Eine mögliche Rückkehr zu günstigeren Energiepreisen könnte das Marktvertrauen deutlich stärken. In diesem Szenario könnten die Preise für Strom, Gas und Öl unter Druck geraten, was sich negativ auf Versorgungsunternehmen und den Energiesektor auswirken würde“, heißt es in dem Bericht. Nach drei Jahren Pessimismus sieht J.P. Morgan nun eine Trendwende und stuft den Chemiesektor daher auf „Übergewichten“ hoch.

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Warum sich die Chemiebranche besonders erholen könnte

J.P. Morgan betrachtet ein mögliches Kriegsende zwar als entscheidenden, aber nach wie vor unsicheren Faktor für die Märkte. Seit 2022, als die Gaspreise ihren Höchststand erreichten, hatten Investoren das Thema etwas aus den Augen verloren. Sollte es jedoch Anzeichen für eine diplomatische Lösung geben, könnte dies die Marktstimmung erheblich verbessern.

Vor allem für die Eurozone und Deutschland wäre dies ein positives Signal, da die hohen Energiepreise eine der größten wirtschaftlichen Herausforderungen waren. Allerdings könnten sinkende Energiepreise für Versorgungsunternehmen und den Energiesektor negativ sein, da ihre Gewinne darunter leiden würden.

Für die Chemiebranche ergeben sich hingegen klare Vorteile:

Günstigere Produktionskosten: Die Chemieindustrie ist ein Großverbraucher von Energie, insbesondere von Gas. Sinkende Gas- und Strompreise würden die Herstellungskosten reduzieren und damit die Gewinnmargen der Unternehmen verbessern.

Wettbewerbsvorteil für europäische Chemiekonzerne: Europäische Chemieunternehmen hatten in den vergangenen Jahren mit höheren Energiekosten als ihre Konkurrenten in den USA oder Asien zu kämpfen. Günstigere Energiepreise könnten ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder stärken.

Steigende Nachfrage aus der Industrie: Sinkende Energiekosten könnten nicht nur der Chemiebranche, sondern auch der gesamten Industrie zugutekommen – insbesondere der Automobil- und Bauindustrie, die wichtige Abnehmer von Chemikalien sind. Wenn diese Branchen wachsen, steigt auch die Nachfrage nach Chemieprodukten.

„Wir waren in den letzten drei Jahren durchgehend pessimistisch gegenüber dem Chemiesektor eingestellt, doch nun sehen wir eine Trendwende: Nach dem Lagerabbau und zahlreichen Gewinnwarnungen heben wir unsere Einschätzung für den Sektor auf ‚Übergewichten‘ an“, so die Experten von J.P. Morgan.

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