Entsprechend groß ist das Interesse am Unternehmen - auch bei Investoren. Denn das US-amerikanische Pendant ist an der Börse sehr erfolgreich. Kräftig wachsende Nutzerzahlen trieben den Aktienkurs der Tinder-Mutter Match Group zuletzt auf ein Allzeithoch bei 47 US-Dollar, rund das Fünffache des Kursniveaus von Anfang 2016. Mit neuen Funktionen sorgte Tinder in der Branche für Furore: Mit einem Wisch nach links oder rechts signalisieren Nutzer ihr Interesse oder Desinteresse an einem vorgeschlagenen Kontakt. Mittlerweile finden Tinder-Fans einander auch in ländlicheren Gebieten in einem angemessenen Radius.
Weltweit haben Singlebörsen im Internet Hochkonjunktur. Mehr als 1,38 Milliarden US-Dollar könnte die Branche in diesem Jahr insgesamt umsetzen und bis 2022 im Schnitt um vier Prozent pro Jahr wachsen.
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Zurück in die Zukunft
Rund 600 Millionen Dollar in Cash ließ sich Momo das Verabreden per Klick kosten. Dazu kamen 5,3 Millionen eigene Aktien. Der Tantan-Kauf ist für Momo auch eine Reise in die eigene Vergangenheit. Schon mit seiner ursprünglichen Geschäftsidee hatte sich das Unternehmen als Datingplattform versucht. 2011 gegründet gelang Momo mit Unterstützung bekannter Investoren wie Alibaba drei Jahre später der Sprung an die Technologiebörse Nasdaq. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten vervielfachte sich der Aktienkurs ab Mitte 2016 binnen eines Jahres. Dann kamen erste Zweifel an der Ausrichtung der Gesellschaft auf. Immer häufiger missbrauchten professionelle Anbieter die App als Werbeplattform. Zudem konnten die überwiegend männlichen Nutzer kaum für zahlungspflichtige Features gewonnen werden.
Der parallel vorangetriebene Strategieschwenk hin zur Social-Media-Plattform mit Livestreaming- und Videoangeboten kam deshalb gerade zur richtigen Zeit. Schon im Schlussquartal 2017 legten die Umsätze der Gesellschaft im Vorjahresvergleich um 57 Prozent auf 386 Millionen US-Dollar zu. Mit einem Nettogewinn von 56 US-Cent je Aktie übertraf Momo die Analystenerwartungen um 13 Prozent. Für das Gesamtjahr 2017 meldeten die Chinesen einen Umsatzanstieg um 137 Prozent auf 1,31 Milliarden US-Dollar sowie einen Anstieg des Nettogewinns von 145 Millionen auf 318 Millionen US-Dollar. Auch der Gewinn pro Aktie verdoppelte sich von 71 US-Cent auf 1,53 US-Dollar. Mit der Übernahme von Tantan dürfte Momo ein echter Coup gelungen sein, der nicht nur mittelfristig, sondern bereits ab diesem Quartal einen deutlich höheren Traffic und kräftig steigende Werbeumsätze erwarten lässt. So rechnet das US-Researchhaus Jefferies bis 2020 mit einer Umsatzverdoppelung auf 2,62 Milliarden US-Dollar und einem Gewinnsprung auf 3,50 US-Dollar je Aktie. Ein Vergleich mit dem US-Rivalen Tinder zeigt das künftige Wachstumspotenzial. Für eine Premiummitgliedschaft will Tantan aktuell umgerechnet 1,59 US-Dollar pro Monat. Damit steht das Unternehmen am Anfang der Monetarisierung seiner Inhalte. Bei Tinder ist diese Gebühr fast zehnmal so hoch.
Unterschiede gibt es auch bei der Bewertung: Beim Tinder-Eigentümer Match Group ist diese mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) jenseits von 30 ambitioniert. Die Luft nach oben wird trotz des hohen Wachstumspotenzials dünner. Momo zählt mit einem geschätzten KGV von knapp elf für 2020 zu den am günstigsten bewerteten chinesischen Internetaktien. Das spiegelt sich auch in den Analystenmeinungen wider. Morgan Stanley ist mit einem Kursziel von 51 US-Dollar am optimistischsten. Bei Momo erübrigt sich auch die Eingangsfrage - der Titel ist heiß.