Für 2021 erwartet das Biotech-Unternehmen Erlöse von 150 bis 200 Millionen Euro. Der Marktkonsens liegt mit rund 290 Millionen Euro deutlich höher. In der Umsatzprognose seien allerdings keine weiteren Meilensteinzahlungen neben den jüngst verkündeten 16 Millionen Euro von GlaxoSmithKline enthalten, teilte Morphosys mit. Auch lasse die Prognose Raum für "Schwankungen aus dem ersten vollen Jahr der Markteinführung von Monjuvi und die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, die im ersten Halbjahr 2021 voraussichtlich größer sein werden."
Das konnte den Experten James Gordon von der Investmentbank JPMorgan jedoch nicht milde stimmen: "Der Umsatzausblick enttäuscht", lautete sein erstes Fazit. Das gelte vor allem für die mit dem Jahresumsatz implizierten Erlöse des Mittels Monjuvi. Nehme man den Ausblick von Morphosys für bare Münze und rechne noch eine Meilensteinzahlung für die Zulassung von Monjuvi in der EU hinzu, so dürfte das operative Ergebnis (Ebit) in diesem Jahr deutlich unter der Konsensschätzung bleiben.
Ähnlich sah es Analyst Charles Weston vom Investmenthaus RBC, der ein voraussichtlich schwaches Ergebnis in diesem Jahr mit hohen Aufwendungen begründete. So habe Morphosys die operativen Ausgaben 2021 auf 355 bis 385 Millionen Euro beziffert. Das dürfte dem Unternehmen am Jahresende einen Verlust (Ebit) von 165 bis zu 245 Millionen Euro einbrocken, kalkulierte Weston. Die gegenwärtige Konsensschätzung für das Ebit sei hingegen mit minus 78 Millionen Euro deutlich optimistischer.
Charttechnisch eingetrübt hatte sich der Kursverlauf Anfang Oktober vergangenen Jahres. Der für viele Marktteilnehmer überraschende Rückzug des Finanzchefs Jens Holstein hatte die Aktie unter die 100-Euro-Marke gedrückt und auch unter die 200-Tage-Linie. Diese gilt am Markt als wichtiger Indikator für den längerfristigen Trend. In den Monaten darauf scheiterte der Kurs immer wieder am nachhaltigen Sprung zurück über 100 Euro und gab im Verlauf des Februar immer mehr nach.
dpa-AFX