Es tut sich einiges in der Biotechbranche. Erst kürzlich hat Novartis die Zulassung für eine CAR-T-Therapie erhalten - eine neuartige Technologie, bei der Immunzellen isoliert, gentechnisch verändert und dem Patienten dann zurück infundiert werden. Branchenschwergewicht Gilead Sciences hat eine Offerte von 11,9 Milliarden Dollar für die auf Krebs-Immuntherapien spezialisierte Biotechfirma Kite Pharma vorgelegt.

Getreu dem Motto, aller guten Dinge sind drei, ist Mitte September erstmals der erfolgreiche Abschluss einer Phase-3-Studie mit einer RNA-Interferenz-Therapie gelungen. Dieser Therapieansatz ermöglicht die spezifische Blockade der Synthese bestimmter krankheitserregender Proteine. Den Durchbruch geschafft hat das intravenöse Mittel Patisiran zur Behandlung der familiären Amyloid-Neuropathie, die seltenere Variante der Genkrankheit TTR-Amyloidose. Nach langen Forschungsarbeiten dürfen sich Alnylam Pharmaceuticals und Kooperationspartner Sanofi über diesen Erfolg freuen.

Das zeigt auch, was mit Biotechwerten möglich ist. Der Aktienkurs von Alnylam hat auf diese erfreuliche Botschaft am 20. September mit einem Tagesplus von fast 52 Prozent reagiert. Bei aller Volatilität sollte man aber nicht vergessen, dass es nicht nur mit den Anteilscheinen von Alnylam, sondern auch mit vielen anderen Biotechwerten langfristig deutlich nach oben ging.

So hat sich beispielsweise der Nasdaq-Biotechnology-Index in den vergangenen 19 Jahren mehr als verdreizehnfacht. Die Auf- und Abwärtsbewegungen liefen typischerweise in länger dauernden Schüben ab. Wiederholt sich dieses Muster, winken der Branche jetzt wieder deutliche Gewinne. Denn der Index hat im Juni eine rund zweijährige Korrektur mit einem charttechnischen Kaufsignal beendet. Damit scheint jetzt ein Angriff auf das noch rund 20 Prozent entfernte Rekordhoch aus dem Jahr 2015 möglich.

Positives Marktumfeld



Eine steigende Lebenserwartung sowie das weltweite Bevölkerungswachstum sorgen für eine immer größere Nachfrage nach Gesundheitsprodukten. Nach Schätzungen der OECD steigen in den Mitgliedsländern die Ausgaben für Gesundheit von derzeit sechs Prozent des Bruttoinlands-produkts bis 2050 auf 9,5 Prozent. Biotechunternehmen dürften davon mit an vorderster Front profitieren, weil diese Gesellschaften über eine gut bestückte Produktpipeline verfügen.

Außerdem hat sich das regulatorische Umfeld für die Vertreter aus dem Segment verbessert. Das gilt nicht zuletzt auch für die USA, wo mit Scott Gottlieb ein neuer innovationsfreundlicher Chef an der Spitze der Aufsichtsbehörde FDA steht. "Wir rechnen in den nächsten Jahren mit einem durchschnittlich zweistelligen Umsatz- und Gewinnwachstum der an der Börse notierten Biotechnologie-Unternehmen", sagt etwa Harald Kober, Fondsmanager des Aktienfonds ESPA Stock Biotec.

Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass gerade einige der großen Branchenmitglieder niedrigere KGVs aufweisen als der US-Gesamtmarkt und diese Produkte auch in vielen aktiv verwalteten Aktienfonds eher unterrepräsentiert sind. Seit einiger Zeit ist zudem auch das Fusionskarussell wieder angesprungen.



Sechs Anlageideen



Wer also dieser Ausgangslage viel abgewinnen kann, sollte breit gestreut über einen ETF wie beispielsweise den iShares Nasdaq Biotechnology Index Fund (WKN: 657 791) auf den Sektor setzen. Eine attraktive Option, weil damit auch das bei einem Einzelinvestment bestehende Klumpenrisiko sinkt.

Letzteres ist auch der große Pluspunkt von BB Biotech. Der Hauptfokus der Schweizer Beteiligungsgesellschaft gilt US-Biotechaktien, die auf ungedeckten medizinischen Bedarf abzielen, insbesondere bei onkologischen und infektiösen Erkrankungen. Für dieses Vehikel sprechen der Abschlag zum Nettoinventarwert von geschätzten 57,90 Franken für 2017 sowie eine erwartete Dividendenrendite von rund 4,5 Prozent.

Anleger, die Einzeltitel bevorzugen, sollten wegen des bereits erwähnten Bewertungsvorteils bei führenden US-Branchengrößen investieren. Beim Spezialisten für onkologische und entzündliche Erkrankungen Celgene stimmt mit einem von 2017 bis 2021 erwarteten Gewinnanstieg von 21,42 auf 28,39 Dollar sogar die Ergebnisdynamik. Auch bei Biogen, einem Anbieter von Medikamenten bei schweren neurologischen Autoimmun- und seltenen Erkrankungen, passt bei einem unterstellten Gewinnplus von 21,42 auf 28,39 Dollar die Ergebnisrichtung. Bei Amgen hingegen ist momentan mit deutlich weniger Elan zu rechnen. Doch die Gesellschaft ist bei Biosimilars, den Nachahmerprodukten auf Biotechmitteln, gut positioniert und verfügt zudem über Barmittel von rund 40 Milliarden Dollar.

Mit einem Börsenwert von rund zwei Milliarden Euro kann Morphosys mit den Großen nicht mithalten. Allerdings ist das Chartbild recht vielversprechend. Abgesehen davon lassen die jüngsten Nachrichten des Unternehmens hoffen, dass die Wirkstoffpipeline mit mehr als 110 Programmen, von denen sich momentan rund ein Viertel in der klinischen Entwicklung befinden, bald weitere Erfolge hervorbringt.