Was dabei herauskomme, sei aber noch offen. Der Antikörper MOR208, der in drei klinischen Studien zur Behandlung von Blutkrebserkrankungen erprobt wird, ist derzeit das am weitesten fortgeschrittene Projekt von Morphosys. Die Firma will den Wirkstoff in den USA selbst vermarkten, hatte sich für Europa bislang aber noch alle Optionen offengehalten. Hier sei die Kommerzialisierung schwieriger als in den USA, da jedes europäische Land sein eigenes Gesundheitssystem habe, sagte Moroney.

Morphosys konzentriert sich seit einigen Jahren verstärkt auf die Entwicklung eigener Medikamente gegen Krebs und Entzündungskrankheiten. Dagegen verliert das Geschäft mit Forschungsdienstleistungen für Pharmaunternehmen, das lange ein wichtiges Standbein war, an Bedeutung. MOR208 wäre das erste Medikament, das Morphosys selbst auf den Markt bringt. Mit einer Zulassung rechnet Moroney bis Mitte 2020. Bereits erhältlich ist das von der Pharmafirma Janssen entwickelte Schuppenflechtemittel Tremfya, das die erste Arznei auf dem Markt ist, die auf der Technologie von Morphosys basiert. Das Unternehmen erhält dafür eine Umsatzbeteiligung.

"Wir sind in guter Verfassung und auf Kurs", sagte Moroney, der gerade in dieser entscheidenden Phase in der vergangenen Woche seinen Rücktritt angekündigt hatte. Der gebürtige Neuseeländer, der zu den Mitbegründern von Morphosys gehört und seit 1999 an der Spitze des Unternehmens steht, will in den Ruhestand gehen. Der 59-jährige wird zurücktreten, sobald sein Vertrag Ende Juni 2020 ausläuft oder ein Nachfolger ernannt wurde. Unter Moroneys Ägide wurde Morphosys 1999 an die Börse gebracht und hat sich seither zu einer der erfolgreichsten deutschen Biotechfirmen entwickelt. Einen Wechsel in den Aufsichtsrat strebt der Manager nicht an. Anleger reagierten zunächst verschnupft auf den angekündigten Rücktritt. Nach Einschätzung von Moroney ist dafür aber nun der richtige Zeitpunkt: "Das Unternehmen war noch nie in einer besseren Position." Das helfe bei der Nachfolgersuche, für die es genügend Zeit gebe.

"EINE BETRÄCHTLICHE WETTE"



Die Vermarktung in den USA in Eigenregie ist ein Novum für Morphosys aber auch für eine deutsche Biotechfirma. "Es ist vielleicht ungewöhnlich für ein deutsches Unternehmen, aber es ist ein sehr etabliertes Modell für US-amerikanische Biotechunternehmen", sagte Moroney. "Wir kopieren ein bewährtes Geschäftsmodell." An der Spitze dieses Prozesses steht MOR208. Noch in diesem Jahr soll der Zulassungsantrag für den Antikörper in den USA gestellt werden. Für die Vermarktung soll in den USA eine eigene Mannschaft mit insgesamt 100 Leuten aufgebaut werden. Für Morphosys steht einiges auf dem Spiel, viel Geld wurde für die Expansion bereits in die Hand genommen.

"In gewisser Hinsicht ist dies eine beträchtliche Wette, da wir diesen völlig neuen Teil des Unternehmens aufbauen müssen", gestand Moroney ein. "Wir können nur erfolgreich sein, wenn die Vertriebsorganisation in den USA gute Arbeit leistet." Hinsichtlich der Produktrisiken habe er ein gutes Gefühl, da mit dem Antikörper sehr starke Daten in den klinischen Studien erzielt worden seien.

rtr