BÖRSE ONLINE: Die OPEC hat sich auf Förderkürzungen geeinigt, der Ölpreis steigt wieder. Ist das gut oder schlecht für die Börse?


Dirk Müller: Der niedrige Ölpreis ist eine große und existenzielle Gefahr für wichtige Förderländer. Dieses Risiko wiegt schwerer als höhere Preise für die Ölverbraucher. Daher ist ein höherer Ölpreis derzeit wünschenswert. Dennoch halte ich die jetzt getroffene Vereinbarung der OPEC für nicht belastbar und bezweifle, dass es zu einer echten Reduzierung kommen wird.

Wo steht der DAX am Jahresende?


Ich habe wie jeder andere seriöse Analyst keine Ahnung, wo der DAX am Jahresende steht. Wir können noch nicht einmal belastbar sagen, wo er in zwei Wochen stehen wird. Wir können Wahrscheinlichkeiten abschätzen und versuchen, Strategien zu entwickeln, bei denen es nicht darauf ankommt, eine Kristallkugel zu haben.

Wie prekär ist die Lage bei der Deutschen Bank wirklich?


Die Lage ist höchst gefährlich. Dabei kommt es gar nicht darauf an, wie die wirtschaftliche Situation der Bank wirklich ist. Es zählt nur, was die Kunden und Anleger glauben und umsetzen. Derzeit scheinen einflussreiche Kräfte ein großes Interesse daran zu haben, das Vertrauen in die Bank zu zerstören. Allerdings hat sie auch alles getan, um diese Angriffe zu ermöglichen. Neue Kapitalerhöhungen sind schwer bei Anlegern zu platzieren, eine Rettung durch den Staat würde Schäuble größte Glaubwürdigkeitsprobleme bei den italienischen Kollegen bescheren. Dennoch kann und will man sich eine Pleite der Deutschen Bank nicht vorstellen.