Die heute vorgelegten 2019er Zahlen des Triebwerksherstellers MTU scheinen alles in allem solide: Der Umsatz liegt leicht unter den Erwartungen, der operative Gewinn mit einem Zuwachs von 17 Prozent etwas darüber, auch sein Vorsteuer-Margenziel von 16 Prozent hat der DAX-Aufsteiger des vergangenen Jahres erfüllt. Dass positive Überraschungen bei dem eher konservativ rechnenden Unternehmen ausblieben, mag mit dazu beigetragen haben, dass die Zahlen an der Börse enttäuschten: die Aktie rutschte zum Handelsstart mit minus zwei Prozent ans DAX-Ende.
Ein anderer Grund ist, dass über dem 2020er Ausblick doch dicke Fragezeichen hängen. So hat Vorstandschef Reiner Winkler die Prognose eines operativen Gewinnanstiegs im einstelligen Prozentbereich nur unter Vorbehalt abgegeben. Vor allem negative wirtschaftliche Folgen einer Coronavirus-Ausbreitung könnten hier noch einen Strich durch die Rechnung machen. Für die Luftfahrtbranche, die durch den Boeing737-Max-Ausfall ohnehin durchgerüttelt wird, kommen weitere Störungen zur Unzeit. "Derzeit kann niemand seriös einschätzen, wie sich das Coronavirus insgesamt auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirken wird", warnt Winkler. "Sicher erscheint bislang, dass eine Delle über einen Zeitraum von zwei bis drei Quartalen geben wird. Uns selbst trifft es dann wohl eher in der Wartungssparte als im Neugeschäft."
Aktionäre können sich über eine um ein Fünftel auf 3,40 (2,85) Euro angehobene Dividende freuen. Der Triebwerksbauer, der mit seinen extrem langfristigen Produktzyklen gerade eine langjährige Investitionsphase abgeschlossen hat und in eine Phase steigender Cashflows steuert, hat für die kommenden drei, vier Jahre höhere Dividenden angekündigt: Die Ausschüttungs-Quote soll dabei von 30 auf 40 Prozent steigen. Allerdings wird MTU ab ca. 2023/2024 sein Investitionsprogramm für die kommende Triebwerksgeneration wieder hochfahren müssen, die gegen Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommen soll.
Fazit: MTU baut seine Marktanteile kontinuierlich aus und ist mit einem Auftragsbestand von 4,5 Milliarden Euro, der fast fünf Jahre reicht, gut aufgestellt. Der Triebwerksbauer profitiert von der hohen Nachfrage nach Flugzeugen der Airbus-A320-Familie, seiner boomenden Wartungssparte sowie von steigenden Rüstungsausgaben und einem europäischen Kampfflugzeug-Projekt. Kurzfristige Störungen kann das Geschäftsmodell gut wegstecken. Die schon relativ hoch bewertete Aktie bleibt ein attraktives Langfrist-Investment.