Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren einen strammen Kurs für höhere Margen gefahren. 2019 konnte der Small Cap den Umsatz um rund zehn Prozent verbessern. Die Gewinne legten überproportional zu. Aus 26 Cent Gewinn je Aktie für 2018 wurden 33 Cent, ein Plus von einem Viertel. Vergleicht man nun den aktuellen Kurs mit dem Gewinn, zeigt sich, dass die Bewertung mit einem deutlich einstelligen KGV sehr niedrig ist.
Muehlhan ist ein Industriedienstleister, der sich auf Korrosionsschutz und Wartung spezialisiert hat. Die Beschichtungen der Firma finden sich an Bauwerken wie Brücken, an Schiffen und an Industrieanlagen wie Ölplattformen. Die Hamburger sind auf der ganzen Welt vertreten und bedienen die vier Segmente Schiff, Öl und Gas, erneuerbare Energien und Industrie/Infrastruktur. Die Corona-Krise betrifft vor allem den Bereich Schiffe sowie die Ölindustrie. Bei niedrigen Ölpreisen könnten Kunden Wartungsarbeiten verschieben: Schiffe, die nicht fahren, rosten weniger. Beide Bereiche zusammen stehen für rund die Hälfte der Erlöse.
Stabile Bilanz gegen die Durststrecke
Dass Muehlhan betroffen ist, ist klar - jedoch nicht, in welchem Umfang. Kein Wunder, dass die Börsianer erst einmal vorsichtig sind. Das gilt umso mehr, als das Unternehmen seine Dividende wegen der Pandemie gestrichen hat. Mit einer sehr konservativen Bilanz und dieser zusätzlichen Reserve kann Muehlhan allerdings eine längere Durststrecke durchstehen. Indes haben Wind und Wetter Auswirkungen auf das Auftragsbuch, schließlich müssen die Beschichtungen alle fünf bis zehn Jahre erneuert werden. Deshalb dürften verschobene Aufträge nachgeholt werden.
2020 muss gar nicht so schlimm werden. Muehlhan baut den Bereich erneuerbare Energien aus. Dazu gehört eine neue Anlage in Cuxhaven, in der große Bauteile von Offshore-Windanlagen beschichtet werden. Dazu wurde ein langfristiger Vertrag geschlossen.
Weil es 2019 zu Verzögerungen kam, wurden einige Millionen im Abschluss zurückgestellt. Der Aufwand in dieser Höhe sollte sich 2020 nicht wiederholen. So besteht die Chance, dass 2020 besser wird, als der Aktienkurs momentan signalisiert. Normalisiert sich die Lage, dürften die Norddeutschen mehr verdienen als 2019. Dann müsste die Aktie das alte 52-Wochen-Hoch übertreffen - ein Potenzial von mehr als 50 Prozent.