Die Gewinne der Hannover Rück erfreuen deren Mehrheitseigner Talanx - der mit der Digitalisierung seiner Deutschland-Tochter HDI ebenfalls einen kostspieligen Umbau zu stemmen hat.
An der Börse sorgten die Nachrichten für gegensätzliche Reaktionen: Die Munich-Re-Aktie verlor zeitweise mehr als zwei Prozent an Wert und war um die Mittagszeit mit minus 0,63 Prozent immer noch zweitschwächster Wert im Dax (DAX 30). Für die Aktien von Hannover Rück und Talanx ging es im MDAX hingegen um 1,47 und 0,97 Prozent aufwärts.
VIERTER GEWINNRÜCKGANG IN SICHT
Der scheidende Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard hat für das letzte Jahr unter seiner Führung den dritten Gewinnrückgang in Folge bekanntgeben. So ließen die Schäden durch Hurrikan "Matthew", das Erdbeben in Neuseeland und die Kosten der Ergo-Sanierung den Überschuss um eine halbe Milliarde auf 2,6 Milliarden Euro sinken.
Finanzvorstand Jörg Schneider rechnet auch 2017 mit keiner Besserung. "Es gibt keinen Anlass zu glauben, dass wir die 2,6 Milliarden übertreffen." Analysten gehen im Schnitt von weniger als 2,4 Milliarden aus. Die Niedrigzinsen und der Preisdruck in der Rückversicherung drücken aufs Ergebnis. Der 60-jährige Vorstandschef von Bomhard gibt seinen Posten Ende April an seinen Vorstandskollegen Joachim Wenning ab. Der Neue steht vor der Aufgabe, den Rückversicherer wieder auf mehr Gewinn zu trimmen.
MUNICH RE WILL DIVIDENDEN WEITER STEIGERN
Den Aktionären bleibt die Aussicht auf steigende Dividenden und weitere Aktienrückkäufe. So will die Munich Re für das abgelaufene Jahr 8,60 Euro je Aktie ausschütten - 35 Cent mehr als für 2015. "Wir möchten die Dividende aufrechterhalten und weiter steigern", kündigte Schneider für die Folgejahre an. Auch für den Rückkauf weiterer Aktien habe der Konzern genügend Spielraum.
Um die Kapitalbasis des Rückversicherers macht sich Schneider keine Sorgen. Selbst wenn die Munich Re eine größere Übernahme stemmen wollte, bräuchte sie kaum eine Kapitalerhöhung, sagte er. Die meisten Übernahmeziele sind dem Vorstand aber weiterhin zu teuer. Es befänden sich keine größeren Zukäufe in der Pipeline, sagte Schneider.
ERGO-UMBAU BRINGT ROTE ZAHLEN
Mit sich selbst beschäftigt bleibt die Düsseldorfer Tochter Ergo. Der Versicherer steckte etwa wegen der Abfindungen im Zuge des Stellenabbaus 2016 mit rund 40 Millionen Euro erneut in den roten Zahlen. Ab 2017 erwartet Schneider aber wieder einen Gewinn. Der 2015 angetretene Ergo-Chef Markus Rieß will den Versicherer für das digitale Zeitalter rüsten, baut Stellen ab und gliedert die klassische Lebensversicherung in eine eigene Einheit aus.
Dem weltweit drittgrößten Rückversicherer Hannover Rück und seiner Mutter Talanx bescherten geringe Schäden 2016 unterdessen Rekordgewinne. 1,17 Milliarden Euro dürfte die Hannover Rück verdient haben - minimal mehr als im bisherigen Rekordjahr 2015. Für 2017 peilt Vorstandschef Ulrich Wallin den dritten Milliardengewinn der Unternehmensgeschichte an.
Der Versicherungskonzern Talanx, zu dem neben Marken wie HDI auch gut die Hälfte der Hannover Rück gehört, erwartet für 2016 nun ein Konzernergebnis von gut 900 Millionen Euro. Das sind 150 Millionen mehr als angepeilt und fast ein Viertel mehr als im Vorjahr. Dabei hätten auch steuerliche Sondereffekte geholfen. Für 2017 geht Vorstandschef Herbert Haas von rund 800 Millionen Euro Gewinn aus - 50 Millionen mehr als zuletzt gesagt.
HÖHERE DIVIDENDE AUCH BEI TALANX
Für 2016 können die Talanx-Aktionäre mit einer höheren Dividende rechnen. Sie soll von 1,30 auf 1,35 Euro je Aktie steigen. Die Hannover-Rück-Spitze hat ihre Ausschüttung noch nicht beziffert, aber eine weitere Sonderdividende in Aussicht gestellt. "Es ist eine hohe Wahrscheinlichkeit da, dass wir in Höhe der Vorjahresdividende gehen können", hatte Finanzchef Roland Vogel im November gesagt. Für 2015 hatte die Hannover Rück je Anteilsschein 4,75 Euro ausgezahlt, davon 1,50 Euro als Sonderdividende.
Zu schaffen macht den Rückversicherern der seit Jahren grassierende Preiskampf im Schaden- und Unfallgeschäft. Bei der Vertragserneuerung zum Jahreswechsel konnte die Munich Re den Preisrückgang zwar auf ein halbes Prozent eindämmen. Allerdings verzichtete sie auf so viel Geschäft, dass das zum 1. Januar gezeichnete Geschäftsvolumen um fast fünf Prozent zurückging. Für 2016 meldeten sowohl Munich Re und Hannover Rück rückläufige Prämieneinnahmen./stw/das/fbr