"Die Voraussetzungen stimmen." Im vergangenen Jahr kosteten Corona und die Folgen - etwa die Absagen von Großveranstaltungen wie den Olympischen Spielen - den weltgrößten Rückversicherer 3,5 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr sollen nur noch rund 600 Millionen Euro hinzukommen. "Wir sind für den gesamten Corona-Schadenkomplex komplett abgesichert", sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka.
Für die Münchener Rück war 2020 mit einer Großschaden-Last von 4,7 (2019: 3,1) das schwärzeste Schadenjahr seit 2011, als der Tsunami in Japan und Erdbeben in Neuseeland ihr die Bilanz verhagelten. Wenigstens die Naturkatastrophen-Saison fiel 2020 glimpflich aus. Letztlich reichte es zu einem Nettogewinn von 1,21 (2019: 2,71) Milliarden Euro, der allerdings um mehr als die Hälfte niedriger ausfiel als ein Jahr zuvor. Die Dividende soll mit 9,80 Euro je Aktie trotzdem stabil bleiben. Auf den gewohnten Aktienrückkauf müssen die Investoren in diesem Jahr aber verzichten, wie Wenning klarmachte. Die Münchener Rück brauche das Geld, um ihre Wachstumschancen wahrzunehmen und bei Corona auf Nummer sicher zu gehen. Die Aktie stieg trotzdem um 3,4 Prozent auf 249,40 Euro.
Denn im neuen Jahr soll die Münchener Rück mit einem Gewinn von 2,8 Milliarden Euro zurück in die Spur kommen. Die Schaden-Kosten-Quote soll dann mit 96 (2020: 105,6) Prozent wieder unter die kritische Marke von 100 Prozent sinken. In den Verhandlungen zur Erneuerung der Verträge zum Jahreswechsel 2020/21 habe der Rückversicherer die steigenden Raten genutzt und elf Prozent mehr Geschäft gezeichnet. Allein die Preise stiegen um 2,4 Prozent. "In keiner Sparte und keiner Region haben wir mehr Ratenverschlechterungen gesehen", sagte Wenning. Die Aussichten für die Erneuerungsrunden im April und Juli seien ähnlich gut.
Wenning machte sich erneut für einen eine von den Staaten abgesicherten "Risiko-Pool" für künftige Pandemien stark. Die Versicherer könnten das nicht allein stemmen. "Das sind giftige Risiken." Corona habe gezeigt, dass Staat und Gesellschaft nicht ausreichend auf ein solches Ereignis vorbereitet gewesen seien.
Der größte Rivale Swiss Re war infolge der Pandemie mit 878 Millionen Dollar in die Verlustzone gerutscht. Er hatte 3,9 Milliarden Dollar Corona-Schäden verbucht - etwas weniger als die Münchener Rück.
ERGO KOMMT GERADE RECHT
Als stabilisierender Faktor für die Münchener Rück erwies sich die Erstversicherungs-Tochter Ergo. "Die Restrukturierung von Ergo war gerade zur rechten Zeit erfolgreich - als sie am meisten gebraucht wurden, um die Schwankungen der Ergebnisse abzufedern", lobte Jefferies-Analyst Philip Kett. Das einstige Sorgenkind lieferte dank Einsparungen im vergangenen Jahr 517 (440) Millionen Euro Gewinn ab, obwohl es 64 Millionen Euro an Corona-Schäden zu tragen hatte und die Reiseversicherung wegen der Beschränkungen lahmte. Auch 2021 soll Ergo rund eine halbe Milliarde zum Gewinn beisteuern - und schielt auf Übernahmen. Wenn die Münchener Rück zukaufe, dann in der Erstversicherung, machte Finanzvorstand Jurecka klar.
rtr