Das Obere Mittelrheintal, gelegen zwischen Bingen und Koblenz, ist bekannt für versunkene Schätze. Immerhin soll der sagenumwobene Hort der Nibelungen irgendwo hier lagern. So gesehen passt es, dass die Bundesrepublik in diesem Jahr eine Goldmünze herausgibt, auf der die Flusslandschaft als Motiv zu sehen ist.
Auch hier wird vermutlich viel Wertvolles versenkt, in diesem Fall das Geld von Anlegern. Denn die Erfahrung mit den bisherigen bundesdeutschen Goldausgaben zeigt: Ein deutlicher Preisanstieg über den Edelmetallwert hinaus ist unwahrscheinlich. Nur fünf der 17 Münzen der Euro-Ära haben dies geschafft, wie Daten der Auktionsplattform Ebay zeigen. Alle anderen Emissionen schwanken in etwa mit dem Goldpreis plus Ausgabeaufschlag.
Und dieser Ausgabeaufschlag ist erheblich. So kostet die beschriebene Münze "UNESCO-Welterbe - Oberes Mittelrheintal" mit einem Nominalwert von 100 Euro exakt 590,54 Euro (erscheint im Oktober) und die 20-Euro- Münze "Deutscher Wald - Linde" 182,62 Euro (Juni). "Linde" hat einen Materialwert von lediglich etwa 135 Euro, bei der "Mittelrheintal" sind es rund 540 Euro.
Wenn man vom eventuellen Sammlervergnügen mal absieht, gibt es also kaum einen Grund, bei der Zeichnungsfrist für beide Münzen dabei zu sein, die bis zum 21. Mai läuft. Wer dennoch ordern will, kann dies ausschließlich online über die Verkaufsstelle für Sammlermünzen tun (www.deutschesammlermuenzen. de).
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Bestellregeln komplett revidiert
Aber Vorsicht: Seit 2014 sind die Bestellregeln komplett revidiert. Erstens: Wer Münzen zugeteilt bekommt, muss sie auch abnehmen. Früher konnten Anleger die Stücke bis zu vier Wochen nach Lieferung zurückgeben. Damit will das federführende Bundesfinanzministerium verhindern, dass auf Preisänderungen in dieser Phase spekuliert wird und - wie in der Vergangenheit manchmal geschehen - Münzen massenweise zurückkommen.
Zweitens: Die Bestellfristen für die beiden jährlichen Ausgaben wurden zusammengelegt. Drittens: Man bekommt die Münzen nicht mehr automatisch via Abonnement oder Dauerauftrag. Und es ist bei der Einzelbestellung nicht garantiert, ob man überhaupt ein Stück bekommt. Viertens: Der Preis ist schon weit vorab festgelegt anstatt erst kurz vor Ausgabe.
Trotz schlechter Erfahrungen ist nicht alles Hoffen auf Wertsteigerung vergebens. Die "Linde" beendet die sechsteilige Reihe "Deutscher Wald". Deren erste Ausgabe "Eiche" gehört zu den wenigen Goldüberfliegern. Sie kostete 2010 bei Ausgabe 151 Euro und wird derzeit auf Ebay mit etwa 300 Euro gehandelt (Materialwert: etwa 135 Euro). 2016 wird eine neue Serie "Heimische Vögel" starten - mit dem Motiv "Nachtigall". Kalkül: Möglicherweise greift der Premiereneffekt auch hier.
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Silberstreif bei Silber Bei Silbermünzen sehen Vergangenheit und Gegenwart noch trister aus. Nur fünf Ausgaben aus den 50er-Jahren liegen deutlich über dem Ausgabepreis, seitdem sucht man vergebens nach einem Sammleraufschlag. Einziges Trostpflaster: Von allen Emissionen wurde zumindest ein Teil der Auflage zum aufgeprägten Preis verkauft (derzeit zehn Euro). Zudem gelten die Münzen als gesetzliches Zahlungsmittel, sind also jederzeit bei Banken und in den Bundesbank-Filialen einzulösen.
Aber auch hier ist ein Silberstreif am Horizont erkennbar: Im Herbst erscheint erstmals eine Münze zu 25 Euro (Motiv "25 Jahre Wiedervereinigung"), die ebenfalls einen Premiereneffekt hervorrufen könnte. 2016 gibt es zwei weitere Neuerungen: Die übliche Nominale steigt von zehn auf 20 Euro.
Außerdem werden jene Exemplare, die über ausgewählte Banken und die Bundesbank-Filialen erhältlich sind, tatsächlich Silber enthalten. Nach dem extremen Preisanstieg des Edelmetalls im Zuge der Finanzkrise waren die Silberlinge in der normalen Qualität "Stempelglanz" gänzlich silberfrei erschienen. Lediglich Exemplare in "Spiegelglanz", die weit mehr als die aufgeprägte Nominale kosten und nur über die offizielle Verkaufsstelle erhältlich sind, enthalten derzeit das Edelmetall.