Reicht das Geld auf dem eigenen Konto bei Bank A noch für den Großeinkauf, oder sollte man lieber mit der Karte des Familienkontos von Sparkasse B zahlen? Wie hat sich das Depot bei der C-Bank entwickelt, und wie viel lag doch gleich auf dem Tagesgeldkonto der D-Bank? Jeder zweite Deutsche besitzt nach Angaben der Sparkassen mindestens vier Konten parallel. Das kann sinnvoll sein, weil etwa das Tagesgeld woanders besser als bei der Hausbank verzinst ist. Allerdings muss man dann zusehen, dass man den Überblick über seine Finanzen behält. Verbrauchern mit Smartphone gelingt das inzwischen leicht: Smartphone entsperren, Banking- oder Finanz-App per Touch-ID starten. Vorausgesetzt, man nutzt die App einer Bank oder eines Drittanbieters, die Multibanking offerieren.
Multibanking ermöglicht es, aus einer Anwendung heraus zu erfahren, was man nicht nur bei der Bank, die die App anbietet, auf dem Konto hat, sondern auch woanders. Inzwischen ist das bei vielen Anbietern möglich. Gute multibankfähige Angebote erlauben es, mehrere Konten, aber eventuell auch Kreditkarten, Depots, Kreditkonten oder sogar das eigene Paypal-Konto an einem einzigen Ort zu verwalten und nicht nur Kontostände, sondern auch Kontobewegungen zu verfolgen.
Dazu muss man die App seiner Bank oder eines Drittanbieters herunterladen und darin dann alle gewünschten Konten einbinden, indem man den Anmeldenamen und seinen PIN-Code für das jeweilige Konto eingibt. Voraussetzung für den Datenaustausch ist derzeit, dass der Finanzdienstleister den HBCI-/FinTS-Onlinebanking-Standard unterstützt. Infolge der EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD II werden bis Herbst 2019 neue Standards greifen. Sicherheitsskeptikern entgegnen die Institute, dass die Multibanking-Lösungen Teil des Online- oder Mobilebankings sind und daher den gleichen Sicherheitsstandards unterliegen wie die übrigen Kundendaten. Außerdem wird das Ausführen von Überweisungen immer über das TAN-Verfahren der jeweils kontoführenden Bank abgesichert.
Unterschiedliche Angebote
Doch das Leistungsspektrum der Multibanking-Angebote unterscheidet sich in mehrerlei Hinsicht. Das zeigt eine Umfrage von BÖRSE ONLINE unter einem Dutzend großer Direkt- und bundesweiter Filialbanken, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband sowie der genossenschaftlichen Bankengruppe. Zwei Häuser, Hypovereinsbank und Targobank, offerieren derzeit noch gar kein Multibanking. Bei den Sparkassen ist es dagegen sowohl per App (bereits seit 2009) als auch seit Kurzem im Onlinebanking möglich. Bei den genossenschaftlichen Instituten ist die VR-BankingApp seit 2010 multibankfähig, das Onlinebanking soll 2019 folgen.
Große Unterschiede gibt es bei den Konten, die eingebunden werden können. Sehr umfangreich ist beispielsweise das Angebot der Deutschen Bank, die es ermöglicht, fremde Girokonten, Spar- und Anlagekonten, Kreditkarten, Depots, aber auch Kreditkonten, Fremdwährungskonten und Paypal mit anzeigen zu lassen - und über das digitale Haushaltsbuch auch Umsätze zu kategorisieren. "Wir planen die Einbindung weiterer Vermögenswerte, wie zum Beispiel Edelmetalle, die Anzeige von Versicherungsprodukten oder auch das Hinzufügen von internationalen Instituten, die keinen Sitz in Deutschland haben", sagt Michael Koch, Leiter Online- und Mobilebanking.
Bei der ING-DiBa hingegen lassen sich fremde Giro- und Tagesgeldkonten sowie Kreditkarten anzeigen, Depots und sonstige Konten aber nicht. Auch in der Darstellung gibt es Unterschiede: Die DKB errechnet einen Gesamtsaldo über alle eingebundenen Konten, die ING-DiBa nicht.
Richtig spannend wird Multibanking, wenn man aus der App oder dem Onlinebanking der A-Bank auch eine Überweisung bei der B-Bank anstoßen kann. Bei der Deutschen Bank ist das bereits im Onlinebanking möglich, in der App soll das noch 2018 gehen. Bei den Genossenschaftsbanken und den Sparkassen ist es umgekehrt: Aus der App heraus lassen sich Transaktionen bei Fremdbanken beauftragen, im Onlinebanking soll das Ende 2018 (Sparkassen) oder 2019 (Genossenschaftsbanken) möglich sein.