Dabei geht es neben der Bewertung auch um Charttechnik, Geschäftsstrategie und um die aktuelle Einschätzung durch BÖRSE ONLINE.

Der DAX lässt zurzeit etwas den Kopf hängen. Die Rekordjagd ist zumindest vorerst beendet und stattdessen hat sich in den vergangenen Monaten ein Seitwärtstrend breit gemacht. Durch die zuletzt stetig abbröckelnden Notierungen droht der deutsche Aktienleitindex charttechnisch betrachtet momentan sogar daraus eher nach unten herauszufallen, als das die Chance auf einen Ausbruch nach oben besteht.

Inwieweit dabei auch die kurz bevorstehenden Bundestagswahlen eine Rolle spielen, ist pure Spekulation. Die Unsicherheiten bezüglich der nach dem Urnengang anstehenden Regierungsbildung sind aber groß und Unsicherheiten mögen die Börsianer bekanntlich nicht sonderlich.

Eine bremsende Kurswirkung gibt aber sicherlich vom weiter stärker als erhofft grassierenden Coronavirus aus sowie die auch deswegen zuletzt wieder etwas schlechter gewordenen konjunkturellen Perspektiven. Sollte sich die Weltwirtschaft aber im Laufe des kommenden Jahres wieder befestigen, dann gibt es durchaus Gründe, um relativ konstruktiv gestimmt zu sein. So hält die Berenberg Bank bei einer solchen Konstellation auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten beim derzeit bei 15.490 Punkten notierenden DAX einen Anstieg bis auf 17.200-17.700 Zähler für möglich.

Das ist insofern interessant, als die deutsche Privatbank gleichzeitig deutsche Aktien absolut betrachtet als eher teuer einstuft. Wie es dazu begründend heißt, bewegt sich das Zwölf-Monats-Kurs-Gewinn-Verhältnis beim DAX bei rund 19, die Zwölf-Monats-Dividendenrendite bei 1,7 Prozent und die Zwölf-Monats-freie Cashflow-Rendite bei 3,8 Prozent. Alles Werte, die sich am oder nahe am oberen Ende der üblichen Bewertungsspannen bewegten.

Im Gegenzug bezeichnet die Berenberg Bank deutsche Aktien relativ gesehen im Vergleich zu Anleihen jedoch nach wie vor als sehr günstig. Dies sei eine wichtige Stütze für den deutschen Aktienmarkt, vorausgesetzt, das nominale BIP-Wachstum bleibe robust und unterstütze steigende Gewinne je Aktie auf Unternehmensebene.

Abgesehen davon ist es auch so, dass die dortigen Analysten beim Durchforsten des deutschen Kurszettels bei den Einzelwerten teilweise sehr günstig bewertete Titel finden. So sucht man im Zuge einer so genannten "Value+"-Strategie nach deutschen Unternehmen mit einer Kombination aus starken Fundamentaldaten und attraktiven Bewertungen. Dabei geht es um Werte mit einem niedrigen Verhältnis beim KGV zu den Gewinnaussichten, einem starken kurz- und mittelfristig erwarteten Ergebniswachstum sowie einer Mindestdividendenrendite.

Im DAX trifft das unter anderem auf Münchener Rück, Continental und Deutsche Bank zu. Grund genug, um dieses Trio intensiv zu durchleuchten und neben der Bewertung auch einen Blick auf die Charttechnik sowie die jeweilige Geschäftsstrategie zu werfen Zudem verraten wir untenstehend die Anlageurteile der BÖRSE ONLINE-Redaktion zu diesen drei Werten.

Deutsche Bank-Aktie



Bei der Deutschen Bank beziffert die Berenberg Bank das Verhältnis von KGV zum Gewinnwachstum auf 0,21. Das ist in der Tat eine günstige Relation und da es gegenüber der Aktie am Markt noch immer viele Vorbehalte gibt, dürften erreichte Gewinnschätzungen bereits ausreichen, um den Kurs mittelfristig nach oben zu ziehen. Die große Preisfrage ist nur, ob nach vielen Enttäuschungen in früheren Jahren dieses Mal neue geschäftliche Rückschlage ausbleiben.

Interessant an den Daten der Berenberg Bank ist, dass man die Fünf-Jahres-Korrelation mit den zehnjährigen US-Staatsanleiherenditen mit plus 0,44 angibt. Das heißt, steigende Renditen in den USA sollten sich als vorteilhaft für diesen Wert erweisen.

Charttechnik: Die Entwicklung des Aktienkurses der Deutschen Bank war über viele Jahre hinweg trostlos. Das bestätigt ein von Mai 2007 bis März 2020 erlittener drastischer Kursrückgang von 91,63 Euro auf 4,87 Euro.

Seit dem letztgenannten Rekordtief auf Schlusskursbasis hat sich die Notiz aber erholt und wenngleich das diesjährige Hoch von 12,54 Euro zuletzt nicht gehalten werden konnte, ist ein nach wie vor intakter mittelfristiger Aufwärtstrend zu konstatieren.

Auf Sicht sieht das Chartbild dadurch nicht einmal schlecht aus, wobei es aber insgesamt noch viele Chartschäden zu beheben gilt, bevor auch langfristig von einer wirklich guten Konstellation zu sprechen ist.



Aufstellung/Strategie: Die als größte Privatbank Deutschlands geltende Deutsche Bank AG bietet vom Zahlungsverkehr und dem Kreditgeschäft angefangen über die Anlageberatung und Vermögensverwaltung bis hin zum Kapitalmarktgeschäft ein breites Spektrum an Finanzdienstleistungen an.

Dank einer freundlichen Marktentwicklung und rückläufiger Risikokosten konnte das Institut auch im zweiten Quartal die Gewinnerwartungen übertreffen und somit das vierte Quartal in Folge mit einem Plus abschließen.

Die Deutsche Bank will in Zukunft auf stabileres und weniger schwankungsanfälliges Geschäft setzen und zieht sich aus mehreren Geschäftsfeldern zurück. Neben der "Kernbank" wurde für den Abbau nicht-strategischer Vermögenswerte und die Freisetzung von Kapital die sogenannte "Capital Release Unit" gegründet. Deren risikogewichtete Aktiva nahmen im Jahresvergleich um 24 Prozent auf 32 Milliarden Euro. ab. Per Ende des zweiten Quartals hatte die Deutsche Bank bereits 90 Prozent der bis 2022 erwarteten umbaubezogenen Belastungen von in Summe mehr als sieben Milliarden Euro Mrd. verarbeitet, wie Raiffeisen Research vorrechnet.

Die dortigen Analysten verwiesen zudem auch darauf, dass der DAX-Vertreter zusammen mit dem Softwareunternehmen Oracle seine Datenbanken modernisiert, um die digitale Transformation zu beschleunigen. Dabei werde ein Großteil der Datenbanken auf die Oracle Exadata Cloud@Customer-Umgebung migriert, wodurch neue Finanzprodukte und -dienstleistungen entwickelt und unterstützt werden könnten.

In Sachen Nachhaltigkeit will das Institut bis 2025 alle Engagements im Bereich Kohleabbau beenden. Dies umfasst sowohl Finanzierungen als auch Kapitalmarkt-Transaktionen. Damit will man den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft weiter vorantreiben.

Erinnert sei noch daran, dass eine dauerhaft expansive Geldpolitik das klassische Kreditgeschäft unter Druck bringt, zumal die Reinvestitionsrenditen aus abreifenden Ausleihungen niedriger sind. Insofern wird der Ertragsdruck im Kreditgeschäft hoch bleiben. Eine hypothetische Parallelverschiebung der Zinskurve um 100 Basispunkte würde der Bank im ersten Jahr 800 Millionen Euro und im zweiten Jahr bereits 1,4 Milliarden Euro an zusätzlichen Erträgen bringen, erklärt Raiffeisen Research.

Bewertung: Der Analystenkonsens sieht bei der Deutschen Bank in diesem Jahr den Gewinn je Aktie von 0,023 Euro auf 1,12 Euro steigen. Die Schätzungen für das kommende Jahr bewegen sich bei 1,29 Euro und für das übernächste Jahr bei 1,43 Euro. Folglich bewegt sich das KGV im einstelligen Bereich. Das ist absolut gesehen ein niedriger Wert, ist gemessen an den Vorjahren aber die Regel anstatt eine Ausnahme.

Bei der Dividende können sich Analysten im Schnitt für 2021 wieder eine Dividendenzahlung von 0,23 Euro je Anteilsschein vorstellen. Für 2022 beträgt die Schätzung 0,32 Euro und für 2023 dann 0,41 Euro je Aktien. Im Branchenvergleich resultieren daraus nicht allzu üppige Renditen, aber gemessen am vorherrschenden Niedrigzinsumfeld sind die Renditen nicht unattraktiv.

BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Bei der Deutschen Bank bekräftigten wir in Ausgabe 31-21 eine bestehende Kaufempfehlung. Das Kursziel beträgt 15,00 Euro und der Stopp-Loss-Kurs 7,90 Euro. Am Freitag ging der Titel mit Kursen von 11,06 Euro aus dem Handel. Folglich ergibt sich theoretisch ein Aufwärtspotenzial von 35,6 Prozent.

In der besagten Ausgabe hatte wir zur Begründung für unser positives Anlagevotum folgendes geschrieben: "An die gute Entwicklung des ersten Quartals konnte Deutsche Bank auch im zweiten Abschnitt anknüpfen. Der Zinsüberschuss nach Risikovorsorge und die Gebühreneinnahmen konnten sich verbessern. Gleichzeitig senkte Deutschlands größte Bank ihre Personal- und Sachkosten. Die Aufwand-Ertrag-Relation reduzierte sich auf 78,5 Prozent, wenn Halbjahreswerte berücksichtigt werden. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, als 87,1 Prozent zu Buche standen.

Mehr Umsatz zu tieferen Kosten erzeugt einen hohen Hebel: Der Nettogewinn lag mit 828 Millionen Euro mehr als zehnmal höher als im Vorjahresquartal. Darin enthalten sind auch schon 222 Millionen Euro, die die Bank wegen des Urteils des Bundesgerichtshofs zu den Gebühren zurückgestellt hat. Auch in der Bilanz sind Verbesserungen messbar. Die Bilanzsumme reduzierte sich, die Kernkapitalquote ist mit 13,2 Prozent auf akzeptablem Niveau. Die Bank rechnet weiterhin mit einer guten Ertragsentwicklung. Die Aktie notiert bei weniger als der Hälfte des um den Geschäftswert bereinigten Buchwertes pro Aktie. Das ist angesichts der erreichbaren Eigenkapitalrendite von gut sechs Prozent nach Steuern zu niedrig."



Continental-Aktie



Im Falle von Continental gibt die Berenberg Bank das Verhältnis von KGV und erwarteten Gewinnsteigerungsraten sogar nur mit 0,13 an. Das ist eine so tiefe Relation, dass sie automatisch viele Fragen aufwirft. Denn entweder birgt der Titel sehr viel Potenzial oder es ist irgendwo irgendetwas faul.

Charttechnik: Blickt man bei Continental nur auf den Chart und lässt unternommene unternehmerische Aktivitäten außen vor, dann hat sich die Ausgangslage zuletzt klar verschlechtert. Das noch im Juni aufgestellte Jahreshoch von 131,24 Euro hat der Titel jedenfalls wieder aus den Augen verloren.

Zudem sieht es so aus, als wäre man dabei, den seit Januar 2018 aufgebauten Abwärtstrend wieder aufzunehmen. Das damals bei 251,30 Euro aufgestellte Schlussrekordhoch ist jedenfalls meilenweit entfernt. Insgesamt ist es damit so, dass zumindest aktuell die Charttechnik hier keine Kaufsignale sendet.



Aufstellung/Strategie: Continental entwickelt und fertigt Komponenten für die Automobilindustrie. Das Unternehmen ist in zwei Sparten - Automotive Technologies und Rubber Technologies tätig. Der Bereich Powertrain Technologies wurde gerade über ein Spin-Off abgespalten. Mit einer Beteiligung von 46 Prozent ist die Schaeffler Gruppe als strategischer Investor an der Continental AG beteiligt.

Auf der sagte der Vorstandschef Nikolai Setzer kürzlich in Sachen Strategie, dass man bei Nachhaltigkeit und CO2-Ersparnis in den kommenden Jahren punkten will und auch beim autonomen Fahren eine führende Rolle anstrebt. "Schon ab 2022 werden wir Geschäfte mit emissionsfreien Fahrzeugen komplett CO2-neutral stellen - und das weltweit", zitierte die Nachrichtenagentur dpa-AFX Setzer. Und weiter: "Für 2040 streben wir in allen Werken weltweit einen CO2-Ausstoß von null an. Und das große Ziel? vollständig klimaneutral entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu wirtschaften, haben wir uns spätestens für 2050 vorgenommen."

Auf der IAA Mobility präsentiert der Hannoveraner Konzern als Weltneuheit zudem eine Studie eines besonders nachhaltigen Reifens: den Conti GreenConcept. Der Reifen soll mehr als 50 Prozent nachverfolgbare, nachwachsende und recycelte Materialien enthalten. Das Reifenkonzept basiere auf innovativer, ressourcenschonender Leichtbautechnologie und sehe eine Verlängerung der Lebensdauer durch einen erneuerbaren Laufstreifen vor.

Der Anteil der nachwachsenden Rohstoffe soll 35 Prozent betragen, unter anderem sollen Naturkautschuk aus Löwenzahn, Silikat aus der Asche von Reishülsen sowie verschiedene pflanzliche Öle und Harze verwendet werden. Zusätzlich sollen 17 Prozent wiederverwertete Materialien zum Einsatz kommen, darunter aufbereiteter Stahl und Ruß sowie Polyester aus recycelten PET-Flaschen. Der Rollwiderstand soll deutlich niedriger liegen, internen Messungen zufolge um rund 25 Prozent unter dem eines Reifens mit der Rollwiderstandsklasse A im EU-Reifenlabel.

In den Bereichen assistiertes und automatisiertes Fahren sowie In-Cabin-Monitoring erweitert die Continental AG zunehmend das bereits bestehende Angebot um künstliche Intelligenz wie zum Beispiel Deep-Learning-Methoden sowie mit Know-how aus der Handhabung großer Datenmengen. Der Konzern wolle damit nicht nur wegweisende Produkte und Lösungen für die Mobilität von morgen präsentieren, sondern setze mit ihnen zugleich gezielt Branchenmaßstäbe. Die globale Technologieführerschaft im assistierten und automatisierten Fahren ist und bleibt unser Ziel", erklärte Setzer gegenüber dpa-AFX.

Bewertung: Der Analystenkonsens geht davon aus, dass sich der Gewinn je Aktie bei Continental im laufenden Jahr bei 6,81 Euro bewegen wird. Die Schätzungen für die Folgejahre bis 2025 gestalten sich wie folgt: 10,18 Euro, 12,30 Euro, 13,49 Euro und 14,83 Euro je Anteilsschein. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 6,5.

Das ist ein sehr niedriger Multiplikator, der gemessen an den erwarteten Gewinnsteigerungen eigentlich keinen Sinn macht. Das heißt, entweder liegt die Börse falsch oder die Analysten mit ihren Prognosen. Wie der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen ist, winken gemäß den Schätzungen außerdem auch recht ansehnliche Dividendenrenditen.

BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In Ausgabe 18-21 schrieben wir in der Printausgabe folgendes zu diesem DAX-Vertreter: "Die Aktionäre des Autozulieferers Continental haben die Abspaltung des Geschäfts mit der Antriebstechnik beschlossen. Nun gibt es eine einmonatige Widerspruchsfrist. Läuft alles normal, wird die unter Vitesco Technologies firmierende Firma im September an die Börse gebracht. Die Aktionäre sollen für fünf Conti-Aktien einen Vitesco-Titel erhalten. Sicherlich ist die Abspaltung sinnvoll. Gerade die Antriebstechnik steht vor großen Herausforderungen. Das Geschäft ist zyklisch, Vitesco ist aber sehr gut positioniert.

Im Moment gilt der Bereich aber eher als Belastung für den Konzern. Das sollte sich mit der Börsennotiz allerdings ändern können, zumal sich die Rentabilität des Bereichs im ersten Quartal im Jahresvergleich deutlich verbessert hat. Diese Entwicklung sollte zumindest noch einige Quartale anhalten. Und nicht nur bei der Antriebstechnik wirkt das im September angestoßene Transformationsprogramm. Auch bei der Autotechnik und bei den Reifen will Continental die Kosten deutlich senken. Erste Erfolge zeigen sich schon im ersten Quartal. Die Aktie ist mit der bevorstehenden Abspaltung und einem hohen Gewinnmomentum in den kommenden Quartalen wieder kaufenswert."

Das Kursziel im Rahmen einer Kaufempfehlung beträgt 150,00 Euro, was sich mit einer Schlussnotiz am Freitag von 95,89 Euro vergleicht. Letzteres bedeutet, dass der auf 89,00 Euro festgezurrte Stopp-Loss-Kurs gefährlich nahe gerückt ist. Aufgrund der inzwischen vollzogenen Abspaltung von Vitesco sind alle Vorgaben aber ohnehin neu zu berechnen.

Auf die in der Vorwoche vollzogene fast vollständige Abspaltung von Vitesco an die eigenen Aktionäre (entspricht einer (Sonder-)Sachdividende für die Conti-Aktionäre), bei der Conti-Aktionäre für fünf Conti-Aktien zusätzlich eine Vitesco-Aktie erhielten, reagierte Independent Research beispielsweise wie folgt: "Mit der nun vollzogenen Abspaltung von Vitesco hat zwar Conti rund 20 Prozent des Konzernumsatzes "verloren", aber Vitesco war im Konzern in den letzten Jahren ein deutlicher Underperformer. Zudem ist Vitesco durch die "Reihenfolge" des automobilen Strukturwandels (zuerst Elektromobilität) zunächst überdurchschnittlich von diesem betroffen.

Die Analysten von Independent Research erachten die Abspaltung nach wie vor als richtigen Schritt (Conti trennt sich von Problembereich, Vitesco kann leichter Kooperationen/ Partnerschaften eingehen und/oder M&A tätig), der sich mittel-/ langfristig wertsteigernd für die Conti-Aktionäre auswirken sollte. Im Zuge einer Neuberechnung unter Einbeziehung der Abspaltung von Vitesco und niedrigeren gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten ging es aber mit dem Kursziel von 114,00 Euro auf 100,00 Euro nach unten.



Munich Re-Aktie



Bei den Aktien der Münchener Rück kommt die Berenberg Bank beim Verhältnis von KGV zum Gewinnwachstum auf einen Wert von 0,40. Stimmen die Ergebnisschätzungen verspricht das theoretisch Aufwärtspotenzial für den Kurs.

Erwähnenswert an den weiteren Daten der Berenberg Bank ist, dass man die Fünf-Jahres-Korrelation mit den zehnjährigen US-Staatsanleiherenditen hier mit minus 0,62 angibt. Das heißt, anders als bei der Deutschen Bank wären steigende Renditen in den USA eine Bürde, sofern es auch künftig bei der bisherigen Korrelation bleibt.

Charttechnik: Der Aktienkurs der Munich Re hat zwar seit September 2011 einen Aufwärtstrend herausgebildet, dieser ist aber längst in einen Seitwärtstrend übergegangen. Seit fast zwei Jahren ist die Notiz jedenfalls unter dem Strich nicht vorwärts gekommen. Aktuell lässt sich aus dem Chartbild auch noch kein neuer nachhaltiger Bewegungsimpulse ableiten, so dass die Charttechnik hier höchstens als neutral einzustufen ist.



Aufstellung/Strategie: Die Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG) gilt als Weltmarktführer in der Rückversicherung, die sich in die Geschäftsfelder Schaden/Unfall und Leben/Kranken unterteilt. Außerdem ist das Unternehmen unter der Marke ERGO in der Erstversicherung aktiv. Im Asset Management findet laut DZ Bank eine enge Abstimmung der Kapitalanlagen auf das Verpflichtungsprofil (Laufzeiten, Währungen) statt.

Zur verfolgten Strategie heißt es von Seiten des Vorstands, gestützt auf die vorhandene Innovationskraft und unternehmerische Stärke erweitere und stärke man das Kerngeschäft und mache das Unternehmen gleichzeitig schlanker, profitabler und digitaler. Die im Strategieprogramm "Ambition 2025" formulierten mittelfristigen Finanzziele sehen beim Gewinn je Aktie und bei der Dividende jährliche Steigerungen von fünf Prozent vor.

Zudem hat man sich das Ziel gesetzt, eine hohe Rendite auf das Eigenkapital in einer Spannbreite von zwölf bis vierzehn Prozent bis 2025 zu erwirtschaften. Damit würde man in der Spitzengruppe im Vergleich mit Wettbewerbern liegen. Die Solvenzquote soll außerdem im als optimal bezeichneten Bereich von 175 - 220 Prozent verbleiben.

Die DZ Bank nennt als Chancen eine überdurchschnittliche Underwriting-Profitabilität aufgrund von Marktführerschaft sowie die konservative Rückstellungspolitik der letzten Jahre, die zu weiteren Rückstellungsauflösungen führen sollte. Zudem gebe es strukturelles Wachstum mit neuen Versicherungsprodukten (z. B. Cyber-Security) und regulatorische Änderungen könnten zu einer zusätzlichen Nachfrage führen.

Die Verantwortlichen selbst führen als Kaufargumente für die Aktien des Unternehmens eine attraktive Dividende an, die Chancen, die sich aus der digitalen Transformation ergeben sowie das diversifizierte Geschäftsmodell. Ebenfalle Erwähnung finden eine starke Kapitalausstattung, gute Nachhaltigkeitsratings sowie die Stellung als führender globaler Rückversicherer.

Bewertung: Der Analystenkonsens kann sich bei der Münchener Rück von 2020 bis 2025 eine starke Verbesserung beim Ergebnis je Aktie von 8,63 Euro auf 28,31 Euro vorstellen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 8,5. Das ist optisch gesehen ein niedriger Wert, der im Grunde der Stellung des Konzerns nicht gerecht wird, zumindest sofern die Prognosen halbwegs stimmen.

Zumal auch noch relativ üppige Ausschüttungen hinzukommen Denn bei den Dividenden kalkuliert man mit Zahlungen, die laut der nachfolgenden Tabelle für die Jahre 2021 bis 2025 Renditen von 4,35 Prozent bis 5,63 Prozent versprechen. Das sind Aussichten, die normalerweise Renditejäger anlocken sollten.

BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In Ausgabe 16-21 bescheinigten wir der Münchener Rück bei der bisher letzten ausführlichen Besprechung des Titels in der Printversion in einer Top-Form zu sein. Trotz des Gewinneinbruchs habe der weltgrößte Rückversicherer die Folgen der Pandemie im Jahr 2020 gut überstanden und der Vorstandschef Joachim Wenning blicke zuversichtlich nach vorne.

Das Kursziel ist bei diesem DAX-Vertreter auf 300,00 Euro festgezurrt und der Stopp-Loss-Kurs auf 195,00 Euro. Dem steht ein Schlusskurs von 239,85 Euro am vergangenen Freitag gegenüber, so dass dieser Wert theoretisch über rund 25 Prozent Luft nach oben verfügt.