Insgesamt schlugen Naturkatastrophen 2017 mit 3,7 Milliarden Euro zu Buche. 2,7 Milliarden Euro kosteten die Orkane "Harvey", "Irma" und "Maria" den Dax-Konzern. Dass es für den Dax-Konzern am Ende noch schlechter lief als von Analysten erwartet, lag an den Waldbränden in Kalifornien. Diese kosteten den Konzern Finanzchef Jörg Schneider zufolge im vierten Quartal fast eine halbe Milliarde Euro.
Die Hurrikane verwirbeln die Bilanz: Der Nettogewinn brach im vergangenen Jahr um 85 Prozent ein. Unter dem Strich bleibt noch ein Überschuss von 392 Millionen Euro. "Dank unserer Kapitalstärke konnten wir die hohen Schäden aus Naturkatastrophen gut verkraften," sagte Schneider am Montag.
Vorstandschef Joachim Wenning, der die Konzernführung Mitte 2017 von Nikolaus von Bomhard übernommen hatte, hatte das einstige Gewinnziel von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro angesichts der Naturkatastrophen bereits im Herbst kassiert und nur noch einen kleinen Profit in Aussicht gestellt.
Unprofitabel
Im Gesamtjahr reichten die Prämien in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. So lag die kombinierte Schaden-Kosten-Quote in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung mit 114,1 Prozent deutlich über der kritischen 100-Prozent-Marke.
Je geringer die Schaden-Kosten-Quote, desto profitabler ist die Versicherung. Ist die Schaden-Kosten-Quote größer 100, schreibt das Unternehmen im eigentlichen Versicherungsgeschäft Verluste.
Hoffnung auf steigende Prämien
Die Wirbelstürme stoppten den Preisrutsch in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung, der die Branche jahrelang geprägt hatte. Im Schnitt habe die Münchener Rück bei den Erstversicherern nach eigenen Angaben 0,8 Prozent höhere Prämien durchgesetzt. Für die kommenden Vertragserneuerungen mit Erstversicherern wie Allianz oder Axa erwartet Schneider einen stärkeren Preisanstieg.
Experten hatten allerdings mit einem stärkeren Anstieg gerechnet - offenbar auch der Finanzchef: "Als ich die 0,8 gesehen habe, war ich enttäuscht", räumte Schneider ein. Den verhaltenen Anstieg führte Schneider auf die Konkurrenz von Hedgefonds und anderen Investoren zurück, die auf der Suche nach Rendite Geld in den Markt pumpten.
Dennoch baute die Munich Re ihr Geschäftsvolumen in diesem Zuge um 19 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro aus.
Stabile Dividende
Die Dividende bleibt trotz des Gewinneinbruchs mit 8,60 Euro stabil. "Auf unsere Dividende ist Verlass", betonte Schneider. Der Dax-Konzern schüttet fast eine Milliarde mehr aus, als er 2017 nach internationaler Rechnungslegung erwirtschaftet hat. Analysten hatten hingegen mit einer steigenden Ausschüttung gerechnet.
Schneider hält es allerdings für denkbar, dass die Munich Re im März einen weiteren Aktienrückkauf ankündigt. Der Konzern steckt seit Jahren Milliarden in den Rückkauf eigener Aktien.
Zuversicht für 2018
Der weltgrößte Rückversicherer will nach dem Katastrophenjahr 2017 schnell zurück zu den Milliardengewinnen der Vergangenheit. Finanzvorstand Jörg Schneider rechnet für 2018 mit einem "Gewinn in der Höhe, an die wir uns zuvor gewöhnt hatten"
Für 2018 gibt sich Finanzvorstand Schneider optimistisch. Wenn sich die Naturkatastrophen in Grenzen hielten, seien 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro Gewinn drin, "vielleicht geht da auch noch etwas on top", sagte er.
Eine offizielle Gewinnprognose für 2018 will der Vorstand erst bei der Bilanzvorlage am 15. März abgeben.
Mit Material von Reuters und dpa-AFX
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Einschätzung der Redaktion
Die Munich Re hat Anleger am Dienstag enttäuscht. Im Abwärtssog des Dax verlor das Papier zeitweise mehr als sechs Prozent und notierte damit zwischenzeitlich auf dem tiefsten Stand seit September. Damals hatten sich die Hurrikan-Schäden abgezeichnet. Auch nach einer allgemeinen Erholung des Marktes blieb das Papier mit einem Minus von zuletzt 5,24 Prozent Schlusslicht im Dax.
Die Bilanz der Munich Re ist durchwachsen. Vor allem die hohe Schaden-Kosten-Quote sorgt bei Anlegern für Bauchschmerzen. Auch die Aussichten für 2018 könnten besser sein. Schneiders Aussage zum Gewinnniveau (2,0 bis 2,4 Milliarden Euro) liegt unter den Erwartungen von Analysten. Die Experten hatten dem Konzern bislang 2,5 Milliarden Euro zugetraut.
Auch die seit Jahren defizitäre Tochter Ergo hat sich nur dank einer Steuergutschrift in die schwarzen Zahlen gerettet.
Die Munich Re wird in Zukunft aller Voraussicht nach von steigenden Zinsen profitieren. Ein Großteil der Kapitalanlagen des Dax-Konzerns steckt in festverzinslichen Wertpapieren. "Uns würde eine Normalisierung der Zinsen guttun," betonte Schneider.
Wegen der hohen Dividende, eines möglichen weiteren Aktienrückkaufprogrammes und der Aussicht auf einen möglichen Zinsanstieg bleiben wir bei Halten.
Kursziel: 200,00 Euro
Stoppkurs: 175,00 Euro