Mit Vorfreude warten Investoren auf die Hauptversammlung von Munich Re am 28. April - wegen Corona findet sie virtuell statt. Vorstandschef Joachim Wenning wird zufriedenstellende Zahlen für 2020 präsentieren und eine Dividende auf dem Rekordniveau des Vorjahres von 9,80 Euro vorschlagen. Das entspricht einer Rendite von 3,8 Prozent und signalisiert, dass das Management des weltgrößten Rückversicherers optimistisch in die Zukunft blickt. Die guten Aussichten spiegelt auch die Aktie wider, der Kurs nähert sich dem 19-Jahres-Hoch vom Februar 2020 bei knapp über 280 Euro.
Der Branchenprimus hat sich im vergangenen Jahr beachtlich geschlagen. Zwar ist der Gewinn um 1,5 Milliarden auf 1,2 Milliarden Euro eingebrochen. Verantwortlich dafür waren aber Schäden aufgrund der Corona-Pandemie von 3,4 Milliarden Euro im Rückversicherungsgeschäft. Am stärksten schlug dabei die Absage und Verschiebung von Großveranstaltungen wie den Olympischen Spielen in Japan zu Buche. Hingegen lagen die Großschäden durch Naturkatastrophen mit rund 900 Millionen Euro weit unter dem Schnitt der vorherigen drei Jahre (2,3 Milliarden). Damit brach der Gewinn im Bereich Rückversicherung auf rund 700 Millionen Euro ein. Die Erstversicherungstochter Ergo allerdings hat nach der erfolgreichen Restrukturierung den Profit um 17,5 Prozent auf 517 Millionen Euro gesteigert.
Kräftiger Gewinnsprung geplant
Bei der Vorlage der 2020er-Zahlen Ende Februar 2021 gab sich Wenning zuversichtlich, dass das Thema Pandemie weitgehend abgehakt ist, sodass er für das laufende Jahr bei stabilen Prämieneinnahmen von 55 Milliarden Euro einen Gewinnsprung auf 2,8 Milliarden Euro anpeilt. Letzteres hatte Wenning ursprünglich bereits für 2020 angestrebt, bereinigt um die Covid-19-Effekte sei das Ziel auch erreicht worden, erklärt der Firmenlenker. Das neue Ziel ist vor dem Hintergrund der seit Jahren sinkenden Zinsen mehr als bemerkenswert. 2020 war zwar das Kapitalergebnis vor allem aufgrund geringerer Zinserträge etwas zurückgegangen auf 7,4 Milliarden Euro, allerdings kann sich die Rendite von 3,0 Prozent im Niedrigzinsumfeld sehen lassen. 2021 soll sie mehr als 2,5 Prozent erreichen.
"In diesem Jahr werden wir wieder an die vor der Pandemie anvisierte Gewinnhöhe anknüpfen", sagte Wenning. Dabei soll die Rückversicherung trotz der erwarteten Covid-19-bedingten Schäden von 500 Millionen Euro einen Profit von 2,3 Milliarden Euro erwirtschaften. Um das zu schaffen, soll die Schaden-Kosten-Quote in der Sparte Schaden-/Unfallrückversicherung auf 96 Prozent gedrückt werden, gegenüber 105,6 Prozent für 2020. Damit würden im Gegensatz zum Vorjahr diesmal die Prämieneinnahmen ausreichen, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Optimistisch stimmt Wenning, dass der Konzern bei der Erneuerungsrunde im Januar im Rückversicherungsgeschäft um 2,4 Prozent höhere Prämien durchgesetzt hat, während das Geschäftsvolumen um 10,9 Prozent auf 11,6 Milliarden Euro wuchs. Gleichzeitig strebt Ergo für 2021 einen stabilen Gewinn von rund 500 Millionen Euro an.
Bei der Präsentation der Zahlen hat Wenning zudem die Ziele für 2025 bekräftigt. Demnach soll eine Eigenkapitalrendite von zwölf bis 14 Prozent erwirtschaftet werden, nachdem sie 2020 auf 5,3 Prozent eingebrochen war. Bereinigt um den Corona-Effekt waren es 11,7 Prozent. Die Eigenkapitalrendite - eine für Analysten und Investoren wichtige Kennzahl - wird errechnet, indem man den Gewinn durch des Eigenkapital dividiert. Zudem will der Chef den Gewinn je Aktie zwischen 2020 und 2025 um durchschnittlich mindestens 5,0 Prozent pro Jahr steigern. Die Bezugsgröße hierfür ist aber nicht der tatsächliche 2020er-Profit von 1,2 Milliarden, sondern der bereinigte von 2,8 Milliarden, was 20 Euro je Aktie entspricht. Ebenso stark wie das Ergebnis je Aktie soll die Dividende im Schnitt zulegen, wobei sie selbst in geschäftlich schwierigen Jahren mindestens auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden soll.
Die Analysten sind optimistischer als der Vorstandschef. Der Konsens prognostiziert für 2025 einen Gewinn je Aktie von 35,40 Euro - das entspräche einem durchschnittlichen Plus von zwölf Prozent pro Jahr. Auf Basis dieses Szenarios dürften sich zudem die Dividendenschätzungen der Finanzprofis für die kommenden Jahre als deutlich zu niedrig herausstellen. Mit einem 2022er-KGV von lediglich 10,7 ist die Aktie aussichtsreich.