Twitters Chef müsse den Nachweis erbringen, dass weniger als fünf Prozent der Nutzerkonten gefälscht seien: "Dieser Deal geht nicht voran, bis er es tut." Twitter gab bekannt, an der Akquisition zum vereinbarten Preis und Konditionen festzuhalten.
Die Twitter-Aktie grenzte daraufhin ihre vorbörslichen Verluste wieder auf ein Minus von drei Prozent auf 36,31 Dollar ein und lag damit deutlich unter dem von Musk vorher genannten Kaufpreis von 54,20 Dollar. Allein dadurch wird es unwahrscheinlicher, dass Musk diesen Preis weiterhin bereit ist zu zahlen. Auf einer Konferenz in Miami sagte er am Montag mit Blick auf die Konten, hinter denen keine realen Menschen stehen: "Man kann nicht den gleichen Preis für etwas zahlen, das viel schlechter ist als behauptet." Erst am Freitag hat der Milliardär die Akquisition auf Eis gelegt und dies mit fehlenden Informationen zur Zahl der Spam- und Falschkonten begründet. Dem Kurznachrichtendienst zufolge liegt die Zahl unter fünf Prozent, während Musk von mindestens einem Fünftel der Nutzer ausgeht.
Als Musk auf der All-In-Konferenz in Miami gefragt wurde, ob der Deal zu einem anderen Preis durchgehen würde, sagte er: "Das ist nicht ausgeschlossen." Zugleich erklärte der 50-Jährige, je mehr Fragen er bei Twitter stelle, setze größer würden seine Bedenken. Wie sei es möglich, dass Werbetreibende überhaupt wüssten, was sie für genau für ihr Geld bekämen. "Das ist fundamental für die finanzielle Gesundheit von Twitter."
Der US-Konzern hat seine Angaben zu den Spam- und Falschkonten seit 2013 nicht geändert. Twitter-Chef Parag Agrawal twitterte nun, die Zahl "liege weit unter fünf Prozent" der 229 Millionen Nutzer. Beweisen könne er das nicht, weil dafür öffentliche wie auch private Informationen benötigt würden. Musk reagierte auf den Tweet mit einem obszönen Emoji. Im Moment müssen Twitter-Nutzer bei der Anmeldung nicht ihre wirklichen Identitäten offenlegen. Musk will nun Stichproben vornehmen, um Klarheit zu gewinnen.
Twitter hatte Ende April der Übernahme durch Musk und damit seinem "besten und letzten Angebot" zugestimmt. Musk will das 16 Jahre alte Unternehmen von der Börse nehmen. Insidern zufolge hat dieser bei den Finanzierungsgesprächen mit Banken bereits erklärt, er wolle neue Wege finden, um mit Tweets Geld zu verdienen und die Managergehälter zu kürzen. Zugleich erklärte Musk, er wolle Twitter zu einem Hort der Meinungsfreiheit machen und auch den verbannten früheren US-Präsidenten Donald Trump wieder auf die Plattform lassen. Sollte Musk bei der Twitter-Übernahme letztlich doch eine Kehrtwende vollziehen, muss er eine Strafgebühr in Höhe von einer Milliarde Dollar zahlen. Der US-Amerikaner kommt laut Forbes auf ein Vermögen von 265 Milliarden Dollar und gilt damit als reichster Mann der Welt.
rtr