Elon Musk legt die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter vorerst auf Eis. Er begründete das - natürlich via Twitter-Post - damit, dass er abwarten möchte, ob tatsächlich nur fünf Prozent der Accounts Spam- oder Falschkonten seien. Diese Schätzung hatte Twitter selbst Anfang der Woche veröffentlicht.
Die Twitter-Aktie brach daraufhin am Freitag massiv ein - die Tesla-Aktie hingegen legte zu. Musk wollte ursprünglich Kredite für rund zwölf Milliarden Dollar aufnehmen, und diese mit seinen Tesla-Aktien besichern. Durch deren jüngsten Kursrückgang von rund 1.000 Dollar bis auf 728 Dollar wurde dieser Plan allerdings zunehmend ungünstig. Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtete daher bereits am Donnerstag, Musk suche nach anderen Finanzierungswegen. Das zeigt: Die Finanzierung des 44-Milliarden-Dollar-Deals war von Anfang an mit heißer Nadel gestrickt.
Die fehlenden Informationen zu der Zahl der Spam- und Falschkonten ist ein Scheinargument. Zumindest eine grobe Richtung hätte man zuvor bereits herausfinden können. Es drängt sich der Eindruck auf, dass Musk der Gegenwind zu stark ins Gesicht bläst. Und das kennt er nicht. Er konnte Elektroautos, wiederverwendbare Raketen und Tunnelbohrmaschinen bauen, ohne ernsthaft auf regulatorische Auflagen eingehen zu müssen. Von Umweltschützern und den Behörden in Brandenburg mal abgesehen, die ihn aber auch nicht wirklich gestört zu haben scheinen.
Und auch aus der Zivilgesellschaft kam bisher wenig Kritik. Eher wurde Musk von nicht wenigen bewundert, und von einigen sogar vergöttert.
Bei dem angekündigten Kauf von Twitter regte sich hingegen deutlicher Widerstand. So wurde in der EU erst kürzlich das Gesetz über Digitale Dienste (DSA) beschlossen, durch das digitale Plattformen strenger beaufsichtigt werden sollen: Illegale Inhalte wie "Hatespeech" sollen nach Hinweisen schneller entfernt werden, Fake News und Propaganda sollen weniger geteilt werden.
Der Tesla-Chef hatte den Twitter-Kauf explizit nicht mit Gewinnaussichten begründet, sondern mit Meinungsfreiheit argumentiert. Seiner Meinung nach sei mit den derzeitigen Regeln die Redefreiheit auf Twitter eingeschränkt.
Musk hat ein sehr radikales Bild freier Meinungsäußerung. Er kritisierte Twitter bereits häufig dafür, zu viele eigentlich legale, aber dennoch problematische, Inhalte von der Plattform zu löschen. Oder einst die Entscheidung, den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump nach dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol am 6. Januar 2021 von der Plattform zu verbannen. Das möchte er übrigens rückgängig machen, wie er am Dienstag noch angekündigt hatte.
Was daraus nach dem vorläufigen Stopp der Übernahme wird, ist nur eine von vielen Fragen, die sich jetzt stellen. Von Anfang an wurde das Kaufvorhaben von vielen Beobachtern aufgrund Musks Sprunghaftigkeit skeptisch gesehen. Doch das allein war es nicht. Mit Twitter stößt er in ein neues, politisches Umfeld vor. Dort herrschen andere Regeln.