Die Corona-Krise trübt die Laune von Johannes Laumann nicht. "Ich bin sehr optimistisch für 2020", sagt der für Firmenan- und verkäufe zuständige Mutares-Vorstand. Diese Zuversicht überrascht, denn Geld verdienen die von dem Beteiligungsunternehmen gekauften Firmen anfangs meist nicht. Mutares ist ein Spezialist für Sanierungsfälle. Tatsächlich erwarten die Münchner wegen der Corona-Pandemie, dass zahlreiche Firmentöchter ihre ursprünglichen Jahresziele verfehlen und ihre Verluste fortsetzen werden.
Trotzdem könnte sich der Umsatz von 1,01 Milliarden Euro aus dem Jahr 2019 mittelfristig verdoppeln. Vergangenes Jahr gelangen zehn, Anfang 2020 bereits zwei weitere Übernahmen. Liefen die Geschäfte der Beteiligungen stabil weiter, würden sich die annualisierten Einnahmen auf gut zwei Milliarden Euro summieren. Laumann glaubt, die Schlagzahl der Transaktionen besonders im zweiten Halbjahr 2020 erhöhen zu können. Auch dank der Corona-Krise sollen dabei ähnlich viele Deals gelingen wie 2019.
Millionen aus Verlusten
Gleichzeitig stärkt eine 50 Millionen Euro schwere Anleihe die Kriegskasse. Mutares braucht die Mittel, um kleinere, aber profitable Firmen zu kaufen und damit die größeren Beteiligungen zu stärken. Für Sanierungsfälle zahlt Mutares hingegen meist symbolisch einen Euro. Die Praxis beschert hohe Buchgewinne, die zunächst aber nur auf dem Papier existieren. Zuletzt machten sechs der insgesamt 15 Beteiligungen einen bereinigten operativen Verlust von 13,6 Millionen Euro. Die anderen Töchter des in die Segmente Automobil, Ingenieurswesen sowie Dienstleistungen unterteilten Portfolios waren operativ profitabel.
Mutares verdient indes auch an seinen Verlustbringern. Ab Tag 1 der Sanierung fließen Beratungshonorare. Hinzu kommen Dividenden der profitablen Töchter sowie Verkaufserlöse. So flossen 2019 Millionen in die Dachgesellschaft, obwohl der Gesamtkonzern wegen der zahlreichen zugekauften Turnaround-Fälle in Summe nichts verdiente. Das Modell bescherte der Mutares Holding einen Jahresüberschuss von mehr als 20 Millionen Euro, der großteils ausgeschüttet wird. Sicher auch, weil Firmengründer Robin Laik und sein Management mit 40 Prozent am Unternehmen beteiligt sind. Aktuell sieht Laumann "keinen Grund, warum wir unser Dividendenniveau von zuletzt ein Euro je Aktie für 2019 auch in diesem Jahr nicht mindestens erreichen sollten."
Die Zuversicht dürfte zum Teil dem Verkauf der polnischen Tochter des Mutares-Kraftwerksausrüsters Balcke-Dürr entspringen. Bei 30 Millionen Euro Umsatz und einem operativen Ergebnis von zwei Millionen Euro soll der Ausstieg laut firmennahen Kreisen einen hohen einstelligen Millionenbetrag gebracht haben. Unternehmenskenner gehen davon aus, dass Mutares sein eingesetztes Kapital damit um gut das Zwölffache steigerte. In der Vergangenheit lag der Ertrag auf das investierte Kapital im Schnitt bei 5,6. Gelingen in Zukunft ähnlich rentable Ausstiege, hätte Laumann einen Grund mehr, optimistisch zu sein.