Wer gestern den Fehler beging, in das eigene Depot zu schauen, wurde ab der Öffnung der US-Börsen von einem erneuten Abverkauf überrascht. Das sind die Gründe und Hintergründe für den Crash sowie ein Ausblick, wie es nächste Woche weitergeht. Von Johann Werther
Zins- und Rezessionssorgen belasten den Markt
Gestern belasteten erneut Zins- und Rezessionssorgen die Märkte und vor allem die großen amerikanischen Indizes schmierten noch mal deutlich ab. Der Dow Jones war ja schon vor einigen Tagen in den Bärenmarkt (20 Prozent unter dem Hoch) eingetreten und auch der Nasdaq und der S&P 500 verloren mehr als zwei Prozent.
Aktuell scheint sich die Börse wie eine Art Pendel von einer Angst zu der anderen zu bewegen. Auf der einen Seite steht eine hohe Inflation und der Gedanke, dass es im Durchschnitt zehn Jahre dauert, bis eine Industrienation nach einem zweistelligen Inflationsniveau wieder auf der Vorgabe von zwei Prozent angekommen ist. Doch tut die Notenbank dann etwas gegen die Bekämpfung und führt das Pendel in die entgegengesetzte Richtung, so erscheint Anlegern das böse Gespenst der Rezession noch viel schlimmer und sie verkaufen noch mehr Aktien.
Hintergrund des Abverkaufs
Doch der eigentliche Grund für diesen deutlichen Schwung des Pendels hin zu den Rezessionssorgen waren die robusten Konjunkturdaten. Denn was paradox klingt, ist aktuell Realität: Je besser es der Wirtschaft geht, desto mehr fühlt sich die Notenbank bestätigt auf die Zinsbremse zu treten, auch auf die Gefahr hin, die Wirtschaft abzuwürgen.
Bereits kürzlich gingen auch die US-Arbeitslosenzahlen zurück, was wiederum ein Indikator für eine freundliche Wirtschaft und einen robusten Arbeitsmarkt ist. Eine willkommene Ausrede, für die FED also den nächsten Zinshammer auszupacken, sollten die Inflationszahlen wiederum höher ausfallen als erwartet.
Das sollten Anleger jetzt tun
Doch mit diesem Schreckensszenario des “Pendel des Todes” im Hinterkopf – was sollten Anleger jetzt tun? Es gibt tatsächlich nur eine Sache, die jetzt wirklich Sinn ergibt und die langfristig Gewinne bringt – nämlich stupide weiter kaufen. Was sich bei ständig fallenden Aktienkursen wie Geld verbrennen anfühlt, könnte die beste Anlegerentscheidung überhaupt sein.
Nur wer jetzt langfristig denkt, hat die Chance sich über billig eingekaufte Aktien zu freuen. Denn: wenn nicht jetzt zuschlagen? Wann dann? Sollte sich das makroökonomische Bild verbessern, dann ist der Aktienmarkt dem Anleger, der auf das Tief wartet, schon wieder davongelaufen. Nur wer jetzt die Möglichkeiten und die Irrationalität des Marktes nutzt wird am Ende mit einem Plus aus der ganzen Sache herausgehen.
Wer aber aktuell Angst vor kurzfristigen Verlusten hat, der kann nur an der Seitenlinie warten.