In der Branche der Zahlungsdienstleister rumort es. Immer wieder kommt es zu großen Übernahmen wie gerade jetzt: Das französische Unternehmen Worldline will seinen heimatlichen Wettbewerber Ingenico für 7,8 Milliarden Euro übernehmen. Worldline bietet den Ingenico-Anteilseignern je elf eigene Aktien sowie 160,50 Euro für je sieben Ingenico-Aktien. Die Aufsichtsgremien der Unternehmen haben dem Vernehmen nach bereits grünes Licht für die Fusion gegeben. Dadurch würde die weltweite Nummer 4 bei den digitalen Zahlungsabwicklern entstehen.
Die Branche boomt, immer mehr Waren werden digital im Internet oder über das Smartphone bezahlt. Dabei ist Größe für die Unternehmen wichtig: Ist einmal die Infrastruktur ausgerollt, profitieren die Anbieter von hohen Nutzerzahlen, weil kaum variable Kosten pro Nutzer entstehen. Das ist einer der Gründe für aktuelle Konsolidierungswelle, die auch im vergangenen Jahr schon spürbar war, als Worldpay durch FIS sowie First Data durch Fiserv übernommen wurden.
Der deutsche Zahlungsabwickler Wirecard, ein eher kleiner Spieler im Konzert der Großen, könnte ebenfalls auf einer Einkaufsliste stehen. Der Internet-Riese Alibaba, der Technologiekonzern Apple, einer der großen Zahlungsabwickler... potenzielle Interessenten gäbe es viele. Was aber könnte ein Gebot sein? Vergleicht man die aktuelle Bewertung von Wirecard mit der von Ingenico, ist der deutsche Konzern höher bewertet: So liegt das Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) bei Ingenico bei 3,7 - Wirecard 7,2; Kurs-Umsatz-Verhältnis Ingenico (KUV) 2,3 - Wirecard 6,6. Nur beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegen beide auf Augenhöhe: Ingenico 37,5 - Wirecard 34,3. Allerdings ist das Unternehmen mit Sitz in Aschheim bei München deutlich profitabler, die Vorsteuermarge liegt bei 20,3 Prozent, während die Franzosen nur auf 9,1 Prozent kommen. Damit ist der Aufschlag der Wirecard-Aktie gegenüber dem Papier von Ingenico zwar gerechtfertigt, aber das Potential nach oben überschaubar.
Das Bild aber ist trügerisch, die Geschäftsmodelle von Ingenico und Wirecard stimmen nicht so richtig überein. Gut vergleichen lässt sich Wirecard aber mit dem niederländischen Wettbewerber Adyen. Und da zeigt sich, dass die Aktie ziemlich günstig ist: KBV: Adyen 38,4, KUV: 12,1, KGV: 144,3. Und das bei einer geringeren Vorsteuermarge von zehn Prozent. So gesehen hätte die Wirecard-Aktie das Potenzial, sich zu verdoppeln. Ein Bieter müsste also wohl einen satten Aufschlag auf den aktuellen Kurs zahlen.<>