€uro am Sonntag: Trotz scharfer Kritik hat die EU-Kommission Atomkraft und Erdgas in ihrer Taxonomie jetzt als nachhaltig eingestuft. Welche Folgen hat das?
Oliver Plein: Wir haben bereits bei Bekanntwerden der Pläne gesagt, dass dadurch die Akzeptanz der Taxonomie und somit die gewünschte Lenkung von Geldflüssen in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten geschwächt werden kann.
Die DWS hatte 2021 Rekordzuflüsse. Welche ESG-Produkte waren gefragt?
Anleger wollen verstehen, welchen nachhaltigen Zielen ihre Investments dienen. Gefragt waren daher der DWS Invest SDG Global Equities, der in Unternehmen investiert, die zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der UN beitragen, wie etwa dem Zugang zu Bildung oder Trinkwasser. Zu den Favoriten gehörte auch der DWS Concept ESG Blue Economy. Dieser Fonds investiert in Firmen, die beispielsweise einen Beitrag zum Ausbau nachhaltiger Fischerei leisten.
ESG-Produkte machten 2021 bereits 40 Prozent Ihrer Nettozuflüsse von 48 Milliarden Euro aus. Steigt der Anteil weiter?
Die hohe Nachfrage nach ESG-Produkten ist nicht nur auf den von der Politik gesetzten Rahmen zurückzuführen, sondern auch auf die gesellschaftliche Neubewertung der Relation von Ökologie und Ökonomie. Letzteres hat in Verbindung mit den milliardenschweren Corona-Konjunkturprogrammen zu konkreten Plänen geführt, die Wirtschaft grundlegend und nachhaltig umzubauen. Hinzu kommt ein ganz pragmatischer Aspekt: Für uns als Vermögensverwalter leistet die Analyse von ESG-Daten einen wertvollen Beitrag zum Management von Risiken. Als Ergebnis lässt sich sagen: ESG ist kein Trend. ESG ist hier, um zu bleiben.