€URO AM SONNTAG: Als Marktführer für Firmensoftware haben Sie im Herbst 2020 den Wechsel vom Lizenz- aufs Abomodell deutlich beschleunigt - und Investoren verschreckt, weil das zunächst Umsatz und Ergebnis kostet. Wie gewinnen Sie das Vertrauen der Anleger zurück?
LUKA MUCIC: Wir bieten maximale Transparenz, indem wir für die Cloud-Version unseres Kernprodukts S/4Hana seit dem ersten Quartal Auftragsbestand und Umsätze zeigen. Mit dem weiteren Erfolg, den wir fest erwarten, werden auch Investoren stärker zurück- und neue hinzukommen.
Gibt es Nachteile für SAP durch die Cloud?
Langfristig nicht. Kurzfristig ist das Geschäft noch nicht so profitabel, aber die Lücke zu den Lizenzen schließt sich.
Warum war der Strategieschwenk nötig?
Pandemiebedingt drängen viele Firmen in die Cloud, darauf mussten wir reagieren. Mittelfristig bekommen wir so mehr Wachstums- und Wertsteigerungspotenzial. Wie wir in unserem Ausblick bis 2025 kommuniziert haben, sollte ab 2023 auch das Betriebsergebnis wieder zweistellig wachsen.
Dann sind neue Kursrekorde in Sicht?
Unser hohes Potenzial zeigt sich an unserer Tochter Qualtrics, die wir an die Börse geführt haben. Vor zwei Jahren gab es Kritik am Kaufpreis von acht Milliarden Dollar. Heute ist sie an der Börse mehr als das Doppelte wert. Wenn der Rest unseres Portfolios ebenso stark wächst, kann die Aktie neue Rekorde erreichen.
Ist die Cloud noch nicht eingepreist?
SAP bekommt im Vergleich zu reinen Cloud-Anbietern wie Salesforce oder Workday an der Börse eine Art Konglomeratsabschlag für das Lizenzgeschäft. Zu Unrecht, denn auch dieses Geschäft ist hochprofitabel und, was den Wartungsumsatz betrifft, gut planbar.