Nachhaltigkeitsfonds: Die Qualität der Unternehmen zählt
· Börse Online RedaktionEs ist schlicht unsere Zahl, die dem Planeten zu schaffen macht: Mit Jahresanfang 2017 leben bereits 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde, so die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung. 2060 könnte nach Schätzung der Vereinten Nationen die Zehn-Milliarden-Grenze überschritten sein. Das hat Folgen: für den Verbrauch an Süßwasser, für den Bedarf an Energie, für den Umgang mit Abfall, für das Miteinander der Menschen überhaupt. Immer mehr Menschen achten deshalb auch bei ihrer Kapitalanlage auf Nachhaltigkeit, ohne dabei auf Rendite verzichten zu müssen. Und immer mehr Fondsgesellschaften sorgen für das entsprechende Angebot. Laut Branchendienst ECOreporter stieg im vergangenen Jahr die Zahl der SRI-Fonds (Socially Responsible Investments) in Deutschland von 261 auf 270. Das in ihnen verwaltete Vermögen wuchs um 16 Prozent auf 43,8 Milliarden Euro.
Das ist nur folgerichtig, denn die Herausforderung "Nachhaltigkeit" bringt erhebliche Chancen mit sich. Viele Studien belegen, dass nachhaltige Fonds tatsächlich mehr Ertrag erzielen als der Durchschnitt aller Investmentfonds. So kommt das unabhängige Investment-Analysehaus Morningstar zu dem Ergebnis, dass sich Investments in nachhaltig agierende Unternehmen durchaus lohnen können: "Unternehmen, die SRI-spezifische Risiken berücksichtigen, haben tendenziell qualitativ bessere Finanzkennzahlen, etwa niedrigere Kapitalkosten, eine bessere operative Performance und auch eine überlegene Aktienperformance sowie engere Kredit-Spreads." Es kommt also, wie bei allen Investmentfonds, auf die Qualität des Auswahlprozesses an. Dazu gehören auch die klassischen Kriterien einer Fundamentalanalyse: Finanzkennzahlen, Wachstumsperspektive, Wettbewerbsvorteile, Qualität des Managements, Branchenrisiken oder die aktuelle Aktienbewertung, um nur einige zu nennen. Attraktive Erträge erzielen und zugleich die soziale und ökologische Entwicklung fördern, das ist das Ziel.
Dafür gibt es zwei Ansätze. Fonds mit einer Best-in-Class-Strategie investieren mit ihrem Anlagefokus in Unternehmen, die darauf achten, die höchsten ESG-Standards einzuhalten. ESG steht für Environment (Umwelt), Social (soziale Aspekte) und Governance (gute Unternehmensführung). Themenstrategien hingegen investieren in Unternehmen, deren Geschäftsmodell einen unmittelbaren sozialen und ökologischen Mehrwert hat. Das sind Unternehmen, die zum Beispiel Technologien und Infrastruktur für Wasseraufbereitung und -versorgung bereitstellen, die in Energieeffizienz oder erneuerbare Energien investieren, die Lösungen im Abfallmanagement anbieten. Oder die ihr Geschäftsfeld in sozialen Themenbereichen wie Gesundheitsversorgung, Mikrofinanz oder soziale Infrastruktur haben. Unter der Überschrift "Green Real Estate" zum Beispiel sollte in Immobilienunternehmen investiert werden, die ihre Umsätze zu einem wesentlichen Anteil mit Energieeffizienz, Wasserverbrauch, Müllentsorgung und Umweltservices erzielen.
Allerdings gibt es keine gesetzlichen Vorgaben, was unter einer nachhaltigen Anlage zu verstehen ist. Daher können sich die Vorstellungen des Anlegers von denen des Anbieters unterscheiden. Gütesiegel wie die Labels von LuxFlag geben hier eine Orientierung. Sie signalisieren dem Anleger, welche Fonds eine anspruchsvolle nachhaltige Anlagestrategie verfolgen. Ein starker Hinweis ist, wenn der Anbieter die Principles of Responsible Investment (PRI) unterzeichnet hat. Das ist eine Initiative der Vereinten Nationen zur Förderung des nachhaltigen Asset-Managements anhand von ESG-Kriterien. Es gibt noch weitere Initiativen, zum Beispiel die Montreal Carbon Pledge. In ihrem Rahmen verpflichten sich Asset-Manager, den CO2-Fußabdruck ihrer Aktienfonds zu messen und zu veröffentlichen. All diese Kriterien beantworten allerdings nicht die Frage, ob ein Fonds zu den persönlichen Anlagezielen passt. Sie dienen als Orientierungshilfe, sind aber kein Ersatz für die persönliche Beratung.
Bart Van Poucke hat einen Masterabschluss in Banking & Finance der Universität von Gent, Belgien, und ist seit 2007 Leiter des Portfoliomanagements für die Beneluxstaaten im Multi-Asset- Solutions-Team von BNP Paribas Investment Partners. Er betreut ein Team von vier Portfoliomanagern und ist leitender Portfoliomanager des BNPP L1 Multi-Asset Income Fund sowie des BNPP A European Multi-Asset Income Fund.