Chart 1 - DAX Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Die in der Vorwoche auffälligen Gewinnmitnahmen knapp über der 10.800er-Marke sind zu Beginn der neuen Handelswoche abgeflaut, so dass der Deutsche Aktienindex auf ein neues Allzeithoch bei 10.828 Punkten steigen konnte. Dort schloss der Markt auch, die neuen Rekordpreise wurden somit nicht gleich zum Realisieren weiterer Profite genutzt - ein positives Zeichen. Nur die Umsätze sind nach wie vor an schwächeren Tagen höher wie an Kauftagen, was noch einen Schönheitsfehler im laufenden Aufwärtstrend darstellt (erkennbar im Chart auf Seite 5).
Um nun die nächsten Kursziele auf der Oberseite zu definieren hilft der Blick über den Tellerrand auf den Wochenchart der vergangenen 20 Jahre. Hier zeigt sich, wie weit der Markt von seinem langfristigen Trend nach oben abweichen kann, bevor er ein extremes Überhitzungsniveau erreicht hat und reif für eine Korrektur wird. Hilfreich dafür ist der prozentuale Abstand zum Durchschnittskurs der vergangenen 200 Börsentage. Eine Abweichung von 14 Prozent zur 200-Tage-Linie war in den vergangenen Jahren oft ein Signal für eine Pause der Aufwärtsbewegung, aktuell beträgt diese Differenz bereits zwölf Prozent (siehe Seite 3).
Schaut man weiter zurück bis 2003, sind allerdings auch Werte von 20 Prozent aufgetreten. Damit bleibt dem Index mittelfristig noch Spielraum bis etwa an die 11.600er-Marke. Spätestens hier sind Gewinnmitnahmen auch für länger voraus schauende Investoren ratsam. Die Rekordstände der Jahre 1997 und 2000 liegen sogar jenseits von 33 Prozent, doch Anleger sollten nicht darauf vertrauen, dass so selten erreichte Extremwerte jederzeit wiederholbar sind.
Wer sich dagegen mehr für das Tagesgeschäft interessiert, achtet darauf ob die Kurse sich jenseits von 10.760 / 10.800 halten. Wenn nicht, wäre der gestrige Ausbruch nach oben als Fehlsignal einzustufen und ein erneuter Rückschlag bis 10.650/10.680 oder sogar in die Zone 10.550/10.600 Zähler droht, wo in den vergangenen drei Tagen ebenfalls verstärktes Kaufinteresse messbar war.
Chart 2 - DAX-Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Seit dem Ausbruch über die 10.100er-Marke ist der Weg nach oben frei, der mittelfristige Trend hat von "seitwärts" auf "aufwärts" gedreht. Neue Hürden müssen sich erst ausbilden, da der Markt ein Allzeithoch markiert hat und keine Orientierungsmarken durch vergangene Kursbewegungen mehr abzuleiten sind. Ein Kursziel lässt sich vorerst nur durch die Schwankungen um längerfristige Durchschnitte wie die 200-Tage-Linie berechnen (siehe Wochenchart auf Seite 3). Kurzfristigere Kursziele liegen im Idealfall aktuell im Bereich der 11.200-Marke und ergeben sich durch den Abstand des DAX zum Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie).
Wird das Angebot auf lange Sicht noch einmal höher als die Nachfrage, ist die erste stärkere Kaufzone im Bereich der 8900er-Marke erkennbar. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch bei einem erneuten größeren Rückschlag dürften Anleger sich wieder an dieser Zone orientieren. Dieses Szenario ist allerdings vorläufig eher unwahrscheinlich.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei maximal rund 11.600 Zählern errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Der Chart auf Wochenbasis zeigt gleichzeitig auch die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. In beiden Arealen waren in der Vergangenheit mehrere markante Wendepunkte erkennbar. Auch aus den Abweichungen zur 200-Tage-Linie nach unten würde sich ein erstes Kursziel in dieser Zone errechnen lassen, falls die Stimmung wieder nachhaltig kippt. Damit lässt sich das Risiko für langfristige Anlagen gut abschätzen.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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