Infrastruktur in Asien ist die herausragende Investitionsmöglichkeit des 21. Jahrhunderts. In Asien lebt bereits die Hälfte der Weltbevölkerung, es ist die am schnellsten wachsende Wirtschaftsregion der Welt mit einer Bevölkerung, die in den nächsten 25 Jahren um mehr als 650 Millionen Menschen wachsen wird. Und neben den beiden Märkten China und Indien bieten auch noch andere Schwellenländer Investoren große Chancen.
Ein ganz herausragendes Thema ist die Energie: Energie versorgt Häuser und Schulen mit Licht, treibt die wirtschaftliche Produktivität an und unterstützt die sozioökonomische Entwicklung - die indirekten Auswirkungen beim Ausbau der Energieversorgung sind also exponentiell. Das Wirtschaftswachstum zusammen mit dem demografischen Wandel und der Urbanisierung erzeugen einen höheren Strombedarf. Die aktuelle Lücke bei den Infrastrukturausgaben in unseren asiatischen Zielmärkten beläuft sich bis 2040 auf 1,1 Billionen US-Dollar.
Wir sind der Meinung, dass der Bedarf an nachhaltigen Investitionen in den Industrieländern zwar gut ist, aber nicht wirklich einen globalen Unterschied macht, da er sich darauf konzentriert, bestehende Anlagen für fossile Brennstoffe durch sauberere Energie zu ersetzen. Das ist durchaus lobenswert, lenkt aber von dem größeren Problem Asiens ab, wo es eine riesige, ungedeckte Nachfrage nach Strom gibt. In Asien und bei den erneuerbaren Energien liegt die eigentliche Chance: neue und saubere Kapazitäten hinzuzufügen, nicht nur bestehende Kapazitäten zu ersetzen. Die Auswirkungen der CO2-Emissionen auf den Klimawandel sind eines der dringlichsten Probleme, mit denen die Welt heute konfrontiert ist.
Während Europa in den letzten 30 Jahren versucht hat, den Klimawandel abzumildern, hat Asien seine eigene industrielle Revolution erlebt, die weitgehend auf fossilen Brennstoffen basiert. In Verbindung mit dem raschen Anstieg der urbanen Bevölkerung in den Entwicklungsländern Asiens hat dies zu einer großen Finanzierungslücke im Bereich nachhaltiger Infrastrukturen in diesen Regionen geführt und bietet eine interessante Investitionsmöglichkeit. Die Investitionen in saubere Energie in den Schwellenländern müssen bis 2030 um 700 Prozent steigen, um die schnell wachsende Nachfrage zu decken. Der gesamte Investitionsbedarf in Indien, Bangladesch, Vietnam, Sri Lanka, Indonesien und den Philippinen wird bis 2040 auf 7,9 Billionen US-Dollar geschätzt.
Die Nachfrage nach Elektrizität wird die derzeitigen Erzeugungskapazitäten bei Weitem übersteigen, während die weltweite Entschlossenheit, den Klimawandel einzudämmen und zu verlangsamen, den Wechsel von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien beschleunigt. Öffentliche Mittel werden jedoch nicht ausreichen, um die Investitionslücke im Bereich der sauberen Energie zu schließen. 70 Prozent des Kapitals müssen aus dem privaten Sektor kommen.
Die UN-Klimakonferenz im Herbst lenkt das Interesse der Investoren weiterhin auf die Bedeutung der Nachhaltigkeit und die Risiken des Klimawandels. Es ist eine echte Herausforderung für Unternehmen, Vermögensverwalter und Finanzierer, sich mit den konkreten Auswirkungen und Risiken des Klimawandels zu befassen. Infrastrukturinvestitionen sind für den wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufbau von entscheidender Bedeutung. Im Zuge des weltweiten Wiederaufbaus infolge der Schäden durch die Pandemie haben wir die Möglichkeit, in eine nachhaltige Infrastruktur zu investieren, die Folgendes unterstützt: die Erzeugung zuverlässiger und nachhaltiger Energie, die Bereitstellung von reinem und sauberem Wasser, die Entsorgung von Abwässern und Abfallstoffen sowie die Möglichkeit, digital zu kommunizieren und sicher zu reisen.
Nandita Sahgal-Tully
Sahgal-Tully, Managing Director im Infrastructure Asset Management der ThomasLloyd Group, ist für die Investitionen der Gruppe auf dem indischen Subkontinent verantwortlich. Sie war Teil des Führungsteams, das 2018 die erste Investition der Gruppe in erneuerbare Energien in Indien leitete - die Investition in Solararise India Projects, einem Entwickler und Betreiber von netzgekoppelten Solarstromprojekten in Indien.
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