Das Muster für den größten Auftrag der Firmengeschichte musste am Flughafen bleiben. Mit dem Handgriff, den Ralf Zastrau im Gepäck hatte, ließ der Zoll den Nanogate-Chef nicht ins Flugzeug. Dabei sah das Produkt nur nach gebürstetem Edelstahl aus, in Wirklichkeit ist es aber aus Plastik. Weil die Beamten aber keinen Unterschied erkannten, musste das Werkstück am Boden bleiben. Die Orders mit einem Volumen von bis zu 100 Millionen Euro erhielt Zastrau dennoch. Immerhin spart ein amerikanischer Küchenhersteller beim Ersatz der bisherigen Stahlkomponente viel Geld, ohne Einbußen bei Funktion und Design.
Nanogate kann Plastik aber nicht nur wie Edelstahl, sondern auch wie Chrom, Alu oder Glas wirken lassen und die beschichteten Oberflächen vor Fingerabdrücken, Kratzern, dem Beschlagen und mehr schützen. Zudem kann der Oberflächenveredler Schaltkreise für Tasten und Bedienelemente direkt in die Produktoberflächen einbringen. Dadurch eröffnen sich neben Kosten- auch Designvorteile. Der Oberflächenveredler ersetzt mit den Produkten Komponenten in Haushaltsgeräten genauso wie in Elektroautos. Aufgrund der breiten Anwendungsmöglichkeiten betritt Nanogate einen Milliardenmarkt. Allein den für seinen Chromersatz schätzt das Unternehmen auf fünf Milliarden Dollar.
Umbauen und wachsen
Tatsächlich gewann Nanogate zuletzt regelmäßig millionenschwere und langlaufende Serienaufträge, das Auftragsbuch ist mehrere Hundert Millionen Euro schwer ist. Ziel für 2025: Der Umsatz soll von zuletzt 235 Millionen Euro auf 500 Millionen Euro und das Ebitda von 24 Millionen Euro auf dann 75 Millionen Euro steigen. Auf Zukäufe will Nanogate dabei anders als in der Vergangenheit weitgehend verzichten. Dank der Einkaufstour der vergangenen Jahre deckt der Beschichtungsexperte vom Design bis zur Serienproduktion jeden Herstellungsschritt ab, egal ob für Einzelteil oder Systemkomponente. Zastrau sieht daher die Chance, das Unternehmen zu einem international integrierten Technologieführer zu machen. Dazu muss Nanogate sich jedoch neu organisieren. Es geht darum, die Einzelstandorte zentral zu führen, Strukturen zu vereinfachen und die Produktivität zu steigern. Die Anlaufkosten der nun startenden Großaufträge sowie einmalige Ausgaben für den Firmenumbau aber werden Nanogate 2019 einen einstelligen Millionenverlust bescheren. Dabei belasteten Integrationskosten schon in den Vorjahren das operative Ergebnis. Gemessen am KGV war Nanogate daher noch nie ein Schnäppchen. Zastrau betont jedoch, dass auf Auftragsbasis bereits heute Margen von zehn bis 15 Prozent erzielt würden. Ab 2020 erwartet der Firmenchef daher einen klar profitablen Wachstumskurs.