Tech is back! Anleger greifen bei Technologiewerten wieder zu. Was Ende Januar bei den Schwergewichten Apple und Microsoft mit starken Bilanzen für das Weihnachtsquartal und viel Zuversicht für das laufende Geschäft begann, haben der Google-Mutterkonzern Alphabet und Intel-Konkurrent AMD mit Zahlen zu einer überraschend robusten Geschäftsentwicklung fortgesetzt. Die Bilanz von Chipentwickler AMD, Intels Nachbar im kalifornischen Santa Clara, wurde mit einem deutlichen Kursplus für die Aktie belohnt.
Der im Vergleich zu Intel deutlich kleinere Konkurrent luchst dem dominierenden Primus bei Mikroprozessoren für Computer und Netzwerkrechner erfolgreich Marktanteile ab. Im vierten Quartal steigerte AMD den Erlös im Vergleich zum Vorjahr um 49 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar und verdiente damit umgerechnet 92 Cent pro Aktie. Analysten hatten im Schnitt 4,5 Milliarden Dollar Umsatz und nur 76 Cent Gewinn pro Aktie erwartet.
Im Gesamtjahr stieg der Erlös des Intel-Rivalen um 68 Prozent auf 16,4 Milliarden Dollar. Der Gewinn legte um fast 120 Prozent auf 2,79 Dollar pro Aktie zu. AMD lässt seine Chips bei dem technologisch führenden Auftragsfertiger Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) produzieren. Die Mikroprozessoren und Grafikchips werden mit geringeren Leiterbahndurchmessern gefertigt und sind so leistungsfähiger und energieeffizienter als die Intel-Chips.
Zusätzlich stärkt sich AMD mit einer milliardenschweren Übernahme, die während der Woche die letzte behördliche Hürde nahm: Der Weg für den Kauf der US-Firma Xilinx ist nun frei. Auch Intel hätte den Entwickler von programmierbaren Chips für Netzwerkrechner gern übernommen.
Technologietrends intakt
AMDs Bilanz als Chiplieferant für PCs und Computer in Rechenzentren und die Zuversicht bei den Technologieriesen Apple, Alphabet und Microsoft, die zu den größten Cloud-Dienstleistern gehören, zerstreuen bei Anlegern die Sorgen vor einer Abschwächung von Trends wie Cloud-Computing. Im turbulenten Januar hatten Investoren noch befürchtet, dass die Verteuerung von Finanzierungen durch die ab März bevorstehende Serie von Erhöhungen des US-Leitzinses durch die Notenbank Federal Reserve das Wachstum bei Technologiekonzernen bremsen könnte. Nun zeigt sich: Der große Umbruch in der Softwarewelt weg von Lizenzen für Programme hin zur Nutzung von Software im Abo via Internet ist weltweit intakt.
Bei Microsoft schiebt die Cloud-Sparte Azure wie gewohnt das Wachstum stark an. Der Gesamterlös des Konzerns aus Redmont im US-Bundesstaat Washington legte um ein Fünftel auf 51,7 Milliarden Dollar zu, stärker als erwartet. Auch beim Gewinn lag das Plus mit 21 Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar höher als von Analysten geschätzt. Im Gespräch mit Analysten versicherte Finanzchefin Amy Hood, dass der Zuwachs im Cloud-Business der Nummer 2 nach Amazon im laufenden Quartal noch stärker zulegen werde. Das hören Anleger gern.
Apple wiederum beeindruckte auf ganzer Linie. Trotz Lieferengpässen bei Chips erhöhte sich der Umsatz im Weihnachtsquartal um elf Prozent auf fast 124 Milliarden Dollar. Der Umsatzgarant iPhone lieferte fast 60 Prozent der Erlöse. Analysten hatten drei Prozent höhere Smartphone-Erlöse erwartet, mit 71,6 Milliarden Dollar im Quartal lieferte Apple neun Prozent mehr. Im wichtigen Markt China verkauften die Kalifornier zum ersten Mal in sechs Jahren mehr Smartphones als jeder andere Anbieter.
Auch der Quartalsgewinn des Technologieriesen aus Cupertino im Silicon Valley war mit 34,6 Milliarden Dollar deutlich höher als von Analysten geschätzt. Musik, Filme und Datenspeicher in Apples Cloud liefern aktuell erst knapp 16 Prozent der Erlöse. Weltweit nutzen 785 Millionen Abonnenten Apples Wolke. Das Wachstum von 24 Prozent im jüngsten Quartal und die Profitabilität des Geschäfts mit operativen Margen von fast 73 Prozent sind eine gute Basis für langfristig hohe Mittelzuflüsse. So wird die Cloud-Sparte Apples starke Abhängigkeit vom iPhone langfristig signifikant reduzieren.
Vorteil Cash
Was die Nerven der Aktionäre großer Technologiefirmen im gegenwärtig volatilen Umfeld zusätzlich schont, sind prall gefüllte Kassen. US-Börsendienstleister Bloomberg schätzt, dass Apple und Alphabet auf jeweils 191 und 142 Milliarden Dollar Cash zugreifen können. Für 15 der größten Firmen im Tech-Sektor von Apple, Alphabet, Amazon, Microsoft, Meta, Alibaba, Tencent bis zu Oracle, Cisco und IBM taxiert Bloomberg die Gesamtreserven auf knapp eine Billion Dollar.
Wie wertvoll der Vorteil hoher Reserven sein kann, zeigt sich im Videospielemarkt. Als Reaktion auf Microsofts Kauf von Activision Blizzard, der Nummer 6 der Branche, für 69 Milliarden Dollar will Spieleprimus Sony nun die US-Firma Bungie für 3,6 Milliarden Dollar übernehmen. Bekannt ist Bungie für das Blockbusterspiel "Halo" auf Microsofts Spielekonsole XBox.
Der geplante Deal der Japaner bringt Microsoft jedoch nicht in Bedrängnis. Die Amerikaner verfügen über 79 Milliarden Dollar Cash. Und im Geschäft sind die freien Mittelzuflüsse 13 Mal höher als bei Sony. Die Japaner, die mit einem boomenden Playstation-Geschäft und ihrer starken Filmsparte auch gute Zahlen vorgelegt haben, müssen aus Bungie viel rausholen, um Microsoft bei Spielen auf Distanz zu halten.
Stark: Das Allzeithoch bei knapp
163 Euro ist wieder in Reichweite.
Apple sollte weitere positive Nachrichten liefern. Aussichtsreich.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 190,00 Euro
Stoppkurs: 120,00 Euro