Nach ihrem Einbruch hat sich die US-Technologiebörse Nasdaq zuletzt wieder etwas gefangen. Vorangegangen war ein Ausverkauf bei Technologiewerten mit teils dramatischen Ausmaßen. Innerhalb von drei Tagen büßte der Index der Nasdaq über zehn Prozent ein, 1,8 Billionen Dollar Marktkapitalisierung lösten sich auf. Allein der Autobauer Tesla hat mehr als ein Viertel seines Werts verloren. Deutliche Kursverluste mussten außerdem die großen Technologiekonzerne wie Amazon, Apple, Facebook, Microsoft oder die Google-Mutter Alphabet verbuchen, die seit Jahresbeginn besonders stark zugelegt hatten.
Begründet wurden die Einbrüche zum einen mit Wetten der japanischen Beteiligungsfirma Softbank auf US-Technologiewerte in Milliardenhöhe. Zum anderen auch mit neuen Einfuhrbeschränkungen der US-Behörden für chinesische Chiphersteller.
Marko Behring, Chef der Vermögensverwaltung bei der Fürst Fugger Privatbank, wertet den Rücksetzer der vergangenen Tage als gesunde Entwicklung. "Die Tatsache, dass nun etwas Luft abgelassen wurde, hat sogar dazu beigetragen, dass der Markt nicht in einen Blasenmodus übergeht, der dann wirklich gefährlich werden kann", erläuterte Behring.
Kopfzerbrechen bereiten Marktexperten aber weiter die milliardenschweren Geschäfte der japanischen Beteiligungsfirma Softbank mit Terminkontrakten auf US-Technologiewerte. Wenn die Wetten nicht aufgingen, könnte es erneut talwärts gehen, heißt es.
Trump-Aus ein Tech-Risiko?
AuchCommerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer hält eine weiter volatile Entwicklung für möglich. "Der Nasdaq hatte seit Jahresanfang rund 30 Prozent zugelegt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis war auf 30 gestiegen, während es im langjährigen Durchschnitt bei 18 liegt", erläutert Krämer. Tech-Aktien seien noch immer teuer. Die Kurse könnten weiter schwächeln, auch vor dem Hintergrund der US-Wahl. "Schließlich würde ein Präsident Biden wahrscheinlich Trumps Steuersenkungen rückgängig machen und die Macht der Tech-Giganten einschränken."
Donner&Reuschel-Chefvolkswirt Carsten Mumm wertet den Tech-Einbruch als "normale und gesunde Korrektur in einem intakten Bullenmarkt". Die Korrektur könne sich zudem ausgehend von den erreichten Allzeithochs beim Nasdaq auf noch etwa 20 Prozent ausweiten. "Das wäre dann ein gute Basis für wieder steigende Kurse", so Mumm. Gegen einen größeren marktbreiten Crash sprächen derzeit das anhaltende Niedrigzinsumfeld, Unterstützung durch Geld- und Fiskalpolitik sowie die realwirtschaftliche Aufholphase nach der Corona-Rezession. Vom Corona-bedingten Digitalisierungstrend könnten Techaktien noch jahrelang profitieren.