Der südafrikanische Konzern Naspers hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Der 1915 gegründete Verlag "De Nationale Pers" (nationale Presse), woraus sich der Name ableitet, war während der Apartheid ein loyaler Unterstützer der weißen Minderheitsregierung. In den 90er-Jahren investierte der damalige Naspers-Vorstand und heutige Chairman Koos Bekker in den ersten Satelliten-Pay-TV-Sender des Landes, den Telekommunikationssektor und die Internetbranche - und landete einen Volltreffer: Für 32 Millionen US-Dollar kaufte Naspers 2001 Anteile an der chinesischen Internetfirma Tencent.
Der Erfolg der Südafrikaner ist bis heute eng mit Tencent verbunden - Naspers hält 31 Prozent aller Aktien. Der Wert dieses Pakets beträgt mehr als 140 Milliarden US-Dollar, mehr als der komplette Börsenwert der Südafrikaner an der Börse in Johannesburg. Das bringt durchaus Probleme mit sich. Mit 23 Prozent ist Naspers fünfmal stärker im JSE-Index gewichtet als das nächstgrößere Index-Mitglied. Viele institutionelle Investoren müssen Positionen verkaufen, da sie Beschränkungen für den Anteil einzelner Werte unterliegen - angesichts des inneren Werts des Konzerns eine groteske Situation. Zum Beteiligungsportfolio zählen etwa der russische Internetriese Mail.ru, das chinesische Onlinereisebüro Ctrip oder der deutsche Essenslieferant Delivery Hero.
Insgesamt ist Naspers über seine mehr als 40 Beteiligungen in mehr als 130 Ländern aktiv. Den Aktionären ist der Abschlag zum inneren Wert schon länger ein Dorn im Auge. Immer wieder drängen sie darauf, den eigentlichen Wert des Konzerns transparenter zu gestalten. Jetzt kommt Bewegung in diesen Prozess: Ende Februar wurde MultiChoice, der größte Pay-TV-Anbieter des Landes, an die Börse gebracht.
Europas neuer Internetriese
Nun betritt das wertvollste Unternehmen Afrikas die europäische Bühne. Konzernchef Bob van Dijk will die Internetaktivitäten außerhalb Südafrikas in ein noch zu gründendes Unternehmen ausgliedern und an die Euronext in Amsterdam bringen. Auf rund 140 Milliarden US-Dollar wird der Wert der neuen Gesellschaft taxiert. Nach dem Börsengang, der in der zweiten Jahreshälfte stattfinden soll, wird Naspers voraussichtlich 75 Prozent der neuen Firma kontrollieren. Naspers selbst, das dann aus dem operativen Geschäft im Heimatland und der Mehrheit an der neuen Gesellschaft bestehen wird, will seine Hauptnotiz in Johannesburg behalten. Für Anleger bietet sich im Vorfeld der Ausgliederung eine spannende Einstiegschance.