Seit Montag läuft in Frankfurt das Eigenkapital-Forum. Es ist die Leistungsschau der kleinen, vielfach übersehenen Nebenwerte. Mit mehreren Tausend Teilnehmern aus der Finanzindustrie, der deutschen und internationalen Unternehmerschaft sowie Investoren und Analysten hat sich die dreitägige Veranstaltung der Deutschen Börse zu Europas größter Plattform rund um die Eigenkapitalfinanzierung gemausert. Heute ist der letzte Tag.

Neben einem Forenprogramm mit Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Workshops zu aktuellen Marktentwicklungen in der Unternehmensfinanzierung bietet das Eigenkapitalforum eine Plattform für junge Unternehmen, die auf Eigenkapitalsuche sind. Sie erhalten dort die Gelegenheit, ihr Geschäftsmodell einem breiten Investorenkreis vorzustellen. Höhepunkt des Werbens ist das "Rotating Matching Dinner" am Mittwochabend, wenn die jungen Entrepreneure mit Private-Equity- und Venture-Capital-Investoren zusammentreffen.

180 Unternehmen vor Ort



Kern des Forums sind aber die Analystenveranstaltungen von bereits börsennotierten Unternehmen. Dieses Jahr werden sich die Vorstände von rund 180 gelisteten Konzernen auf den Weg zum Flughafen machen, um in sechs parallel laufenden Investorenkonferenzen über die aktuelle Geschäftsentwicklung zu berichten und ihre Finanzzahlen und ihren Ausblick zu präsentieren. Überwiegend stammen die Gesellschaften aus dem Nebenwerte-Universum. Doch es sind auch zahlreiche Mitglieder aus den Auswahlindizes mit dabei. Mit der Deutschen Börse und der Lufthansa stellen sich sogar zwei DAX-Konzerne den Fragen und Antworten von Analysten, Investoren und Journalisten.

Begleitet werden die Präsentationen von zahlreichen "1-on-1-Meetings". Hier geht es ans Eingemachte. Denn wenn die Vorstände mit den Investoren abgeschottet zusammen sitzen, geben sie mitunter auch schon mal Informationen preis, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Manchmal verbreiten sich die Nachrichten wie ein Lauffeuer auf den Konferenzen und treiben die Aktienkurse noch während der Veranstaltung nach oben oder unten. Im Vordergrund steht aber natürlich der Networking-Gedanke: Kontakte zu Vorständen und anderen Investoren werden gepflegt und neu geknüpft. Selbstverständlich wird auch BÖRSE ONLINE vor Ort sein. Schließlich gibt es so kurz vor dem Jahresende nirgendwo sonst eine solch gute Gelegenheit, um sich einen Überblick über aussichtsreiche Aktienanlagemöglichkeiten zu verschaffen.

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Verschiedene Strategien



Es gibt verschiedene Herangehensweisen. Zum einen kann es spannend sein, sich potenzielle Nachzügler näher anzusehen - also aussichtsreiche Aktien, die im bisher hervorragenden Börsenjahr 2015 aus den verschiedensten Gründen noch kaum gelaufen sind. In diese Rubrik fallen zum Beispiel die Anteile des Internetkonzerns Tomorrow Focus, des IT-Dienstleisters Cancom und des Softwareanbieters PSI. Können deren Vorstände bei den Analystenpräsentationen überzeugen, winken Kursgewinne.

Zum anderen könnte sich ein Blick auf den einen oder anderen gefallenen Engel lohnen - Dividendenpapiere, die im Zuge von Gewinnwarnungen oder anderen schlechten Nachrichten abgestraft wurden, langfristig aber durchaus Erfolg versprechend sind. Zu dieser Rubrik zählen wir die Aktien des Telematikanbieters Init, des Lackieranlagenspezialisten Dürr und des Herstellers von Oberflächenmaterialien für die Möbelindustrie Surteco.

Auf die Gewinner setzen



Der dritte - und vielleicht lukrativste - Weg ist, auf die Gewinner des Jahres 2015 zu setzen. Davon gibt es auf dem Eigenkapitalforum reichlich: Die Aktien von elf der anwesenden Firmen haben sich in diesem Jahr mindestens verdoppelt (siehe Grafik unten) - entsprechend gut dürften die Präsentationen besucht sein. Die Idee hinter der "Gewinner"-Strategie liegt im "Window Dressing" der professionellen Marktteilnehmer begründet: Um gegenüber ihren Kunden gut dazustehen, verbannen Fondsmanager die Verliererpapiere des Börsenjahrgangs aus den Depots, Gewinneraktien kaufen sie hingegen. Dieses Phänomen führt dazu, dass die Top-Performer gerade zum Jahresende hin nochmal richtig aufdrehen. Unter diesem Aspekt haben wir sechs Aktien herausgepickt, bei denen sich für spekulative Anleger der Einstieg lohnen könnte.



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GFT Technologies: Erfolgreicher Zukauf als Kurstreiber



Um 123 Prozent hat die Aktie von GFT Technologies im laufenden Jahr bislang zugelegt - und sich so im TecDAX hinter Adva und SMA Solar Technology Platz 3 gesichert. Bis zum Jahresende wird sicherlich noch das eine oder andere Prozent hinzukommen, denn die Aktie ist ein beliebtes Investmentobjekt bei auf Nebenwerte spezialisierten Fondsmanagern. Auf dem Eigenkapitalforum hat der Vorstand von GFT den kürzlich veröffentlichten Quartalsbericht mit im Gepäck. Die Zahlen zu Umsatz und Gewinn sowie die erneut angehobene 2015er-Prognose haben einmal mehr gezeigt, dass der auf die Finanzbranche spezialisierte IT-Dienstleister als einer der Hauptprofiteure der Regulierungsvorschriften gilt, welche die Aufsichtsbehörden den Banken und Finanzunternehmen in Europa auferlegt haben.

Mit den Großrechnern des Unternehmens lassen sich beispielsweise kosteneffizient und zuverlässig günstig große Datenmengen zwischen den Banken und den Aufsichtsbehörden hin- und herschieben. Zuletzt ist GFT Technologies stark über Zukäufe gewachsen. Im laufenden Jahr steht zwar noch die Integration des 2014 übernommenen IT-Dienstleisters in Großbritannien, ehemals Rule Financial, im Fokus. Um Skaleneffekte auf der Fixkostenseite zu heben, hält das Management aber weiter Ausschau nach attraktiven Übernahmezielen.





Grenkeleasing: Potenzial dank neuer Geschäftsbereiche



Mit einem Börsenwert von 2,5 Milliarden Euro gehört Grenkeleasing inzwischen zu den Schwergewichten auf dem Frankfurter Eigenkapitalforum. Angesichts des Kurszuwachses von rund 88 Prozent seit Silvester darf die Aktie zum Jahresende in einem gut sortierten Profidepot nicht fehlen. Daher stehen die Chancen gut, dass der Titel das laufende Jahr mit einem neuen Rekordstand beendet. Zu verdanken hat der Konzern die starke Geschäfts- und Aktienkursentwicklung dem Trend, dass immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen ihre in der Regel kostenintensiven IT-Ausstattungen einfach leasen statt kapitalbindend zu kaufen.

Mit diesem Geschäftsmodell hat Grenkeleasing den Gewinn seit 2007 um durchschnittlich jährlich 9,4 Prozent vorangebracht. Damit gehört der Konzern zu den wachstumsstärksten deutschen Unternehmen (siehe auch Titelstory in Ausgabe 30/15). Die Aktie ist gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis zwar nicht mehr günstig. Aber in den zugrunde liegenden Gewinnprognosen dürften mögliche künftige Wachstumstreiber aus den jungen Geschäftsbereichen Factoring und Bank noch kaum enthalten sein. Daher sehen wir durchaus Chancen, dass sich die Rally des mittelfristigen MDAX-Anwärters auch über den Jahreswechsel hinaus fortsetzen wird. Unser Kursziel lässt noch fast 17 Prozent Luft nach oben.





Hypoport: Neubewertung noch nicht abgeschlossen



Mit einem Kursplus von über 430 Prozent ist Hypoport der Performance-Highflyer auf dem Eigenkapitalforum. Entsprechend gut dürfte der Vortrag des Finanzdienstleisters besucht sein. Das Unternehmen, das sich in den drei Geschäftsfeldern Institutionelle Kunden, Privatkunden und Finanzdienstleister auf die Vermittlung und den Vertrieb von Finanzprodukten über das Internet spezialisiert hat, berichtete zuletzt von sehr starken Geschäften. In den ersten neun Monaten stiegen die Umsatzerlöse um 27 Prozent auf 103,1 Millionen Euro. Gleichzeitig konnte Hypoport den Ertrag vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 14,7 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Derzeitiger Wachstumstreiber ist das boomende Geschäft mit Immobilienfinanzierungen. BÖRSE ONLINE hat frühzeitig auf den Titel aufmerksam gemacht und ihn in Ausgabe 11/15 zur "Aktie der Woche" erkoren. Gegenüber dem damaligen Empfehlungskurs von 16,48 Euro ist die Notiz auf mehr als das Dreieinhalbfache geklettert.

Dennoch dürfte die Neubewertung damit noch nicht abgeschlossen sein. Das Wachstumspotenzial ist groß. Die Analysten von Close Brothers Seydler prognostizieren, dass der Umsatz von geschätzt 134 Millionen Euro 2015 auf 178 Millionen Euro im Jahr 2017 und der Nettogewinn im gleichen Zeitraum von 14,6 Millionen auf 20,4 Millionen Euro steigen wird.





Nemetschek: Mit internationaler Expansion zum Erfolg



Ähnlich wie bei GFT Technologies erweist sich auch bei Nemetschek eine Übernahme als wesentlicher Wachstumstreiber. Die Nummer 1 für Bau- und Architektursoftware in Europa hat sich Ende 2014 mit dem Kauf von Bluebeam in den USA entscheidend verstärkt. Die Tochter glänzt mit Wachstumsraten um die 40 Prozent und trug in den ersten neun Monaten 2015 bei den Münchnern schon mehr als 15 Prozent zu den Gesamterlösen bei. Diese lagen bei 205,9 Millionen Euro - ein Plus von 34,2 Prozent. Mit 137,7 Millionen Euro stammte bereits mehr als jeder zweite Euro aus dem Ausland. Die Prognose fürs Gesamtjahr hat Nemetschek bereits Anfang Oktober erhöht. Demnach will das Unternehmen 278 bis 282 Millionen Euro erlösen. Die alte Prognose lautete auf 262 bis 269 Millionen Euro. Mit Vorlage des Quartalsberichts Ende Oktober folgte auch die Anhebung der Gewinnprognose. Das operative Ergebnis wird nun in einer Bandbreite von 65 bis 67 Millionen Euro erwartet (vormals: 62 bis 65 Millionen Euro). Wie der Aktienkursverlauf seitdem zeigt, erwarten Börsianer weitere positive Überraschungen. In der Tat ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Umsatz und Gewinn von Nemetschek im Gesamtjahr noch besser herauskommen als prognostiziert. Daher bleibt die TecDAX-Aktie trotz der inzwischen stattlichen Bewertung ein Kauf.





Sartorius: Mit Renditesteigerung zu neuen Kurshöhen



Mit mehr als 200 Euro ist Sartorius die teuerste Aktie auf dem TecDAX-Kurszettel - zumindest "optisch". Erfahrene Anleger wissen aber natürlich, dass der nackte Aktienkurs rein gar nichts über die Bewertung aussagt. Dazu sind fundamentale Kennzahlen geeigneter. Doch auch gemessen daran gehört Sartorius im Tech-Index nicht gerade zu den Schnäppchen. Das 2016er-KGV von gut 30 und das Kurs-Umsatz-Verhältnis von rund 4,5 liegen weit über dem TecDAX-Durchschnitt. Es gibt unter den 30 Indexmitgliedern aber auch kaum Unternehmen, die profitabler sind. Mit den Zahlen zum dritten Quartal hat die Gesellschaft ihre eindrucksvolle Marktstellung erneut unter Beweis gestellt. Bei einem um fast ein Drittel auf 295 Millionen Euro gesteigerten Umsatz blieb ein um Sondereffekte bereinigter operativer Gewinn von knapp 73 Millionen Euro hängen. Das entspricht einer operativen Marge von 24,7 Prozent.

Nachdem Sartorius die Messlatte für 2015 bereits zum Halbjahr höher legte, sattelte das Management nun erneut drauf: Der Umsatz soll anstatt um zwölf nun um 15 Prozent nach oben klettern, die operative Rendite um einen weiteren halben Prozentpunkt auf 23 Prozent anschwellen. Auch die neue Zielvorgabe könnte sich noch als zu konservativ herausstellen. Daher sollte der Titel seinen Höhenflug fortsetzen.





Zooplus: Mit Heimtierprodukten zum Anlegerliebling



Dass im Onlinehandel mit Heimtierprodukten gewaltige Umsatzsteigerungen möglich sind, hat Zooplus in den vergangenen Jahren längst bewiesen. Seit 2006 hat der Konzern die Gesamtleistung von circa 36 Millionen Euro auf 571 Millionen Euro im zurückliegenden Jahr nach oben geschraubt. Doch erst seit die Münchner gezeigt haben, dass sich mit dem Geschäftsmodell auch Geld verdienen lässt, ist die Aktie zum Anlegerliebling geworden. 2014 blieben unter dem Strich zwar nur 5,3 Millionen Euro und somit knapp ein Prozent der Erlöse als Gewinn hängen. Doch Börsianern reichte das schon aus, um sich überzeugen zu lassen. Mit einem Plus von knapp 90 Prozent gehört die Aktie im laufenden Jahr zu den stärksten Werten innerhalb der wichtigsten deutschen Auswahlindizes. Entsprechend dürfte der Vortrag von Vorstandschef Cornelius Patt am ersten Konferenztag des Eigenkapitalforums, also am 23. November, auf großes Interesse stoßen. Wenige Tage vorher, am 18. November, wird Zooplus den ausführlichen Bericht zum dritten Quartal veröffentlichen. Bisher ist nur bekannt, dass die Gesamtleistung im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent auf 187 Millionen Euro vorangekommen ist. Wenn nun der Gewinn nachzieht, dürfte die Aktie einen neuen Anlauf auf das bisherige Allzeithoch bei 135 Euro starten.