Der Ölpreisverfall sowie ein Rekordverlust der Deutschen Bank haben Anlegern an den europäischen Aktienmärkten am Donnerstag zu schaffen gemacht. "Die Nervosität ist extrem hoch", sagte ein Händler. Einige Anleger hofften jedoch auf verbale Beruhigungspillen von EZB-Chef Mario Draghi, der am Nachmittag die Beschlüsse der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank vor der Presse erläutern wollte. Dax und EuroStoxx50 legten im Vorfeld 0,8 Prozent auf 9478 Punkte beziehungsweise ein Prozent auf 2911 Zähler zu.

An den Leitzinsen rüttelte die EZB erwartungsgemäß nicht. Doch wegen des Öl-Preisverfalls sinken die Inflationsaussichten für die Euro-Zone immer weiter. Somit steigt der Druck auf die EZB, die erst im Dezember das Anleihekaufprogramm zur Anheizung der Inflation ausgedehnt hatte.

Auch am Donnerstag ging es für Nordseeöl der Sorte Brent und US-Leichtöl der Sorte WTI rund zwei Prozent weiter abwärts bis auf 27,29 beziehungsweise 27,87 Dollar je Fass. Als Hauptgrund gilt die Überproduktion an Öl, der die Förderländer aus Angst vor Verlusten bei den Marktanteilen, bislang nicht Herr werden konnten. Die Währungen einiger Förderländer geraten indes immer stärker unter Druck. So fiel der russische Rubel den zweiten Tag in Folge auf ein Rekordtief.

ÖLPREISVERFALL KÖNNTE ÜBER PLEITEWELLE AUCH BANKEN TREFFEN



Schlusslicht am europäischen Aktienmarkt waren die Titel der Deutschen Bank, die um 9,5 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Tief von 16,03 Euro abstürzten. Analysten und Aktionäre reagierten entsetzt auf den Rekordverlust von 6,7 Milliarden Euro für 2015. Auch die neuen Rückstellungen von gut einer Milliarde Euro für Rechtsstreitigkeiten stießen Anlegern sauer auf. "Die Kosten für Gerichtsprozesse enden nicht mit dieser Rückstellung - wir gehen davon aus, dass es sie noch mehrere Jahre geben wird", sagte Goldman-Sachs-Analyst Jernej Omahen. Börsianer befürchten nun, dass die Deutsche Bank eine weitere Kapitalerhöhung benötigt.

Mit der Ankündigung einer großen Restrukturierung beruhigte hingegen das britische Verlagshaus Pearson die Anleger. Die Titel schnellten in London um 11,6 Prozent nach oben. Allerdings hatten sie in den vergangenen zwölf Monaten angesichts mehrerer Gewinnwarnungen rund 45 Prozent verloren.

Nach dem Ausverkauf der vergangenen Tage wagten sich erste Anleger in italienische Bankenwerte zurück. Der Branchenindex , der seit Jahresbeginn um rund 30 Prozent eingebrochen war, stieg um 3,2 Prozent. Zu den größten Gewinnern zählte die kriselnde Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS). Die Aktien des ältesten Geldhauses der Welt stiegen um 34 Prozent auf 0,6875 Euro. Banca Carige legten gut 25 Prozent zu.

Reuters