Chart 1 - DAX Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Zunächst startete der Deutsche Aktienindex mit viel Elan in den Dienstag, und übertraf - wie es fast schon zur Gewohnheit geworden ist - das Allzeithoch vom Wochenanfang gleich um weitere 10 Punkte. Doch dann drehte der Wind, die ersten stärkeren Verkäufe seit Anfang/Mitte Februar setzten ein. Überraschend kommt dies nicht: Wir haben bereits seit längerem darauf hin gewiesen, dass der Markt trotz der kräftigen Rally überhitzt ist, fast 90 Prozent der Indexpapiere notierten am Montag noch über ihrem Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie / GD21) und fast ebenso viele Titel auch über der 200-Tage-Linie, die für viele Marktteilnehmer als Orientierung für den langfristigen Trend einer Aktie dient (siehe Chart unten).
Vor allem der letztgenannte Indikator erreicht nur selten so hohe Werte und warnt damit recht zuverlässig vor längeren Rally-Pausen oder sogar einer stärkeren Korrektur. Wenn fast alle Papiere ohne Berücksichtigung der individuellen Ertragslage eines Unternehmens so stark nachgefragt werden, ist dies oft ein Zeichen einer Übertreibung.
Da nun bereits zwei Tageshochs unmittelbar hintereinander auf fast gleicher Höhe markiert wurden (11.455 und 11.465 Zähler) dürften Anleger bei einem erneuten Anstieg in diese Zone deutlich vorsichtiger werden und erneut zu Gewinnmitnahmen tendieren. Allerdings ist der daraus resultierende Widerstandsbereich nur als schwach einzustufen. Tendenziell ist der Weg nach oben zunächst frei, falls die Käufer doch wieder in die Überzahl geraten, weil keine auffälligen Wendepunkte aus der Vergangenheit bremsen.
Doch momentan sieht der Index kurzfristig eher schwach aus: Der Blick auf den kurzfristigen Chart auf Intradaybasis zeigt, dass die Kurse die erste potenzielle Kaufzone bei 11.350 Punkten ohne zu zögern durchbrochen haben, niemand wollte hier also nachkaufen - dieser Bereich könnten nun einen häufiger zu beobachtenden Rollentausch hin zum Widerstand vollziehen.
Erst bei etwa 11.220 Zählern wird die nächste horizontal verlaufende Kaufzone erkennbar, auf dieses Niveau steigt auch im Tagesverlauf die Untergrenze eines zu Handelsbeginn bei 11.185 Punkten verlaufenden Aufwärtstrendkanals, über den momentan viele Chartanalysten sprechen. Wir halten nicht viel von Trendkanälen, ignorieren sie aber nicht, wenn sie am Markt viel Aufmerksamkeit erfahren - denn dann greift oft die selbst erfüllende Prophezeiung: Glauben viele Investoren an einen Einflussfaktor im Chart, wird er sich eher bestätigen.
Damit ist das nächste Kursziel auf der Unterseite benannt, Anleger die auf fallende Kurse setzen, sollten spätestens hier erste Teilgewinne mitnehmen, auch wenn der überhitzte Markt anfällig für weitere Korrekturen ist. Doch der übergeordnete Aufwärtstrend zeigt nach oben, und gegen ihn zu spekulieren, ist immer äußerst riskant und daher nur für hartgesottene Zocker empfehlenswert. Wer es sich traut, kann einen Teil der Position noch bis 11.140/11.170 Punkte halten, wo eine weitere Kaufzone im Intradaychart erkennbar wird. Auch hätte der Index dort 38,2 Prozent der jüngsten Aufwärtswelle wieder nach unten korrigiert - ein so genanntes Fibonacci-Retracement, das vielen Anlegern als erstes Orientierungskursziel bei Korrekturen dient. Spätestens knapp über der 11.000er-Marke sollte dann der Ausstieg aus Short-Investitionen erfolgen. Hier ist ein markanter Kursbereich mit mehreren Wendepunkten ersichtlich, auch verlaufen dort das 50-Prozent-Retracement der zuvor genannten Aufwärtswelle und die 21-Tage-Linie, die ebenfalls häufig als Kursziel dient.
Chart 2 - DAX-Chart mit Abstand zur 400-Tage-Linie in %
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Gemessen am Abstand zur 21-Tage-Linie verbleibt aktuell ebenfalls nicht mehr viel Potenzial nach oben. Von den Extremwerten zwischen 8 und 9 Prozent ist der DAX zwar noch weit entfernt. Doch die meisten Wendepunkte erfolgten bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert wurde zu Monatsanfang erreicht, daher erfolgte die jüngste Korrektur aus dieser Perspektive nicht allzu überraschend.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite bei maximal rund 11.750 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis fast an die 13.000er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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