Bis Ende Juni war die Welt im Schweizerischen Vevey noch in Ordnung. Wer schon länger Nestlé-Aktien hielt, war auch dank der seit mehr als zehn Jahren kontinuierlich steigenden Dividende recht zufrieden. Nur in der jüngeren Vergangenheit lief es nicht mehr ganz so prächtig: Auf Sicht von fünf Jahren entwickelte sich die Aktie mit rund 45 Prozent ähnlich wie der Schweizer Leitindex SMI. Solide, mit Potenzial nach oben.
Auch operativ waren die Ergebnisse der Schweizer eher mäßig: 2016 lag die Marge bei 15,3 Prozent und damit unter dem Niveau der Branchenkollegen. Nestlé berichtete im vergangenen Jahr vom schwächsten Umsatzzuwachs der vergangenen zehn Jahre, die eigenen Wachstumsziele wurden im operativen Geschäft schon länger nicht mehr erreicht. Mit den mehr als 2000 verschiedenen Marken im Portfolio und verkrusteten Strukturen ist der Gigant träge geworden. Zu dieser Einschätzung kam auch Daniel Loeb, Manager des Hedgefonds Third Point.
Die Botschaft des umtriebigen Investors ist klar. Das Produktportfolio soll gestrafft und stärker auf Wachstumsbereiche wie Health Food ausgerichtet werden. So könnte die Marge bis 2020 auf 18 bis 20 Prozent steigen und würde im Gegenzug auch die Bewertungsrelationen (KGV) für die Aktie weiter verbessern.
Zudem setzt Loeb auf einen Verkauf die 23-prozentige Beteiligung von Nestlé am französischen Kosmetikkonzern L‘Oréal. Das Paket ist knapp 25 Mrd. Euro wert und könnte für Aktienrückkäufe oder als Sonderdividende verwendet werden.
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Die Karten werden neu gemischt
Nestlé reagierte bereits und kündigte ein 20 Mrd. Franken schweres Aktienrückkaufprogramm an, das bis 2020 laufen soll. Zudem will sich der Konzern verstärkt auf Bereiche mit hohen Wachstumsraten konzentrieren wie Säuglingsnahrung und Wasserprodukte. Hier sind Konkurrenten wie Danone bereits wesentlich weiter. Personell sind die Schweizer für die großen Aufgaben gut gerüstet: Seit Jahresbeginn sitzt Ulf Mark Schneider auf dem Chefsessel. Zuvor leitete er von 2003 bis 2016 überaus erfolgreich Fresenius und hat daher eine starke Expertise, vor allem im lukrativen Gesundheitsbereich.
Für Anleger ist die Nestlé-Aktie daher gleich doppelt spannend: Schneider gilt in Unternehmerkreisen als Überflieger. Mit seiner Erfahrung dürfte der Giganten wieder in Schwung kommen, unterstützt durch den umtriebigen Hedgefonds-Manager. Loeb kaufte sich mit rund 3,5 Mrd. Dollar ein, zugleich sein bisher größtes Investment in zwanzig Jahren. Zuletzt war er sehr erfolgreich: Sowohl der Einstieg bei Yahoo im Sommer 2011 wie auch bei Sony zwei Jahre später ließen die Kasse des Hedgefonds klingeln, der Aktienkurs der Unternehmen legte kräftig zu.
Unter dem Strich bietet der solide und defensive Dividendenwert daher einen richtig attraktiven Mix. Auch wenn die Nervosität an den Märkten in den kommenden Wochen steigen dürfte, sollte das Korrekturpotenzial bei Nestlé dank der zahlreichen Katalysatoren gering ausfallen. Hellt sich die Stimmung wieder auf und verstärkt Loeb den Druck, könnte die Nestlé -Aktie schon bald bei rund 90 Franken notieren. Kurzfristig scheint der Wert mit einem Abstand von gut acht Prozent zur 200-Tage-Linie aber etwas überhitzt.
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Empfehlung der Redaktion
Trader sollten daher an schwachen Tagen mit dem Bull HY08MH erste Positionen aufbauen. Der Basispreis des mit einem Spread von 0,4 Prozent gepreisten Scheins liegt bei 54,66 Franken und führt zu einem Hebel von drei. So ausgerüstet dürfte nicht nur für Loeb die Milliarden-Wette bei Nestlé ein Erfolg werden.
Basiswert |
Nestlé |
---|---|
Kurs Basiswert |
82,50 CHF |
Produkt |
Knock out Bull |
WKN |
HY08MH |
Emittent |
HypoVereinsbank |
Fälligkeit |
endlos |
Hebel |
3,0 |
Basispreis |
54,6 CHF |
Knock Out |
54,6 CHF |
Kurs Zertifikat |
2,55 EUR |
Spread |
0,4 % |