Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé wächst trotz des rauen Konsumklimas weltweit. Und setzt um 7,5 Prozent höhere Preise für Mineralwasser, Süßwaren, Kaffee und Milchprodukte durch. Die Aktie fällt weiter. Von Gregor Dolak
Nord- und Südamerika konsumieren mehr
In den ersten neun Monaten 2022 legte der Umsatz des Schweizer Unternehmens um 9,2 Prozent auf 69 Milliarden Franken zu. Vor allem weil der Hersteller von Kaffeeprodukten oder Süßwaren es schafft, seine gestiegenen Rohstoff-, Verpackungs-, Fracht- und Energiekosten an die Verbraucher weiterzugeben. Um durchschnittlich 7,5 Prozent hob Nestlé seine Preise an.
Besonders hoch fiel das Umsatzwachstum in Nord- und Südamerika aus, wo die Konsumenten trotz der stark gestiegenen Inflation an Konsumgewohnheiten festhalten. In Europa und Asien, speziell im von Rezessionssorgen gebeutelten Industriestaat China, fielen die Steigerungsraten geringer aus. Das schwierige wirtschaftliche Umfeld bereite vielen Menschen Sorgen und beeinträchtige ihre Kaufkraft, sagt Konzernchef Mark Schneider. „Deshalb legen wir Wert darauf, unsere Produkte erschwinglich und zugänglich zu halten."
Zweistellig Wachstumsraten weisen die beiden Produktsegmente Süßwaren und Wasser auf. In einem von großer Trockenheit und sinkenden Grundwasserspiegeln gezeichneten Hitzejahr. Nestlé führt unter seinen Marken die Premium-Mineralwässer San Pellegrino und Perrier, aber auch die erfolgreichen Schokoriegel um die Marke KitKat. Auch Babynahrung und Tierfutter laufen gut. Das Kaffee-Segment mit dem einstigen Paradeprodukt Nespresso hingegen wächst einstellig, ebenso wie Milchprodukte.
Nestlé-Aktie verliert seit Jahresanfang 13 Prozent
Unterschiedlich stark kann der Lebensmittelkonzern seine Preismacht in den verschiedenen Weltregionen durchsetzen. In Europa lag die Inflation zuletzt bei 10 Prozent, in den USA bei 8 Prozent. Doch auf seinem Heimatkontinent steigerte Nestlé die Produktpreise um 5,7 Prozent, während das Unternehmen seine Preise im US-amerikanischen Handel um mehr 11 Prozent heraufsetzte.
Für’s Gesamtjahr 2022 hob die Firma den Ausblick an. Nach aktueller Kalkulation peilt Nestlé ein organisches Umsatzwachstum von rund acht Prozent statt wie bisher von sieben bis acht Prozent an. Die Prognose für die operativen Marge von rund 17 Prozent bekräftigte Nestle. Gewinnzahlen legt der Konzern jeweils nur zum Halbjahr und zum Jahresende vor.
Die Nestlé-Aktie beflügeln die Daten nur wenig. So kommt es zu der kuriosen Situation, dass die Zahlen gut ausfallen, aber die Aktie sich gar nicht bewegt. Seit Anfang des Jahres hat sie 13 Prozent verloren, im heutigen Tageshandel aber leicht zugelegt. Zum Vergleich: Der Börsenkurs des französischen Konkurrenten Danone, ebenfalls stark im Geschäft mit Milchprodukten und Mineralwasser, hat seit Jahresanfang ebenfalls 13 Prozent eingebüßt.
Übrigens: Die Nestle-Aktie befindet sich auch im BÖRSE ONLINE Agrar und Nahrung Index. In diesem Indexzertifikat mit der WKN DA0ABQ befinden sich neben Nestle noch 19 weitere Aktien, wie etwa Unilever, Deere oder auch Mowi.
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