Solide entwickelt sich auch die Schweizer Volkswirtschaft, wobei es mit den jüngst beschlossenen Beschränkungen beim Zuzug von Ausländern und einem leicht überhitzten Immobilienmarkt auch ein paar Problemfelder gibt. Doch für die großen Schweizer Konzerne ist die internationale Bühne ohnehin viel wichtiger als der Heimatmarkt und mit der Weltwirtschaft geht es den Prognosen zufolge im zweiten Halbjahr leicht nach oben.
Als möglicher Bremsfaktor ernster zu nehmen ist momentan die Bewertung, denn diese ist relativ hoch. Gemessen an den Gewinnschätzungen für 2014 kommt der SMI auf ein KGV von 16,66. Das ist relativ anspruchsvoll, wird aber dadurch etwas relativiert, das Analysten für 2014, 2015 und 2016 mit Zuwachsraten bei den Ergebnissen von 15,0, 12,0 und 8,4 Prozent rechnen.
Unter dem Strich gestaltet sich somit die Ausganslage für den Schweizer Aktienmarkt einigermaßen passabel. Wir stellen nachfolgend fünf Aktien vor, die als Investment in Frage kommen. Vier davon sind als SMI-Vertreter dabei Standardwerte und ein Titel ist als Salz in der Suppe ein etwas spekulativerer Nebenwert.
Interessante Schweizer-Aktien, Nummer eins: Nestlé S.A. NA (WKN: A0Q4DC, 68,70 Schweizer Franken)
Als Stabilitätsanker für jedes Depot eignen sich die Namensaktien von Nestlé. Der Schweizer Nahrungs- und Getränkemittelkonzern hat es nicht nur zum weltweiten Branchenführer gebracht, sondern es ist ihm auch eine Verteidigung dieser Vormachtstellung zuzutrauen. Pläne wie das Ziel, auf den individuellen Bedarf zugeschnittene Nahrungsmittel zu produzieren klingen jedenfalls viel versprechend. Dazu passend bewegt sich auch der Kurs nahe an seinem Rekordhoch, so dass ein intakter charttechnischer Aufwärtstrend besteht.
Operativ steht für das erste Quartal ein Umsatzplus von 4,2 Prozent auf 20,8 Milliarden Schweizer Franken zu Buche und für das wurde zuletzt ein organisches Wachstum von fünf Prozent in Aussicht gestellt sowie Verbesserungen der Margen und des Gewinns je Aktie bei konstanten Wechselkursen. Bei einer jüngst abgehaltenen Investorenveranstaltung bekräftigte der Vorstand außerdem das Ziel, mit Hilfe der aktuell laufenden Neuausrichtung rentabler zu werden.
Ein Erreichen dieser Vorgabe wäre auch deshalb wichtig, weil die Bewertung mit einem geschätzten KGV für 2014 von rund 20 schon recht hoch ist. Das ist auch der Grund, warum von der Aktie keine Wunderdinge zu erwarten sind und BÖRSE ONLINE den Titel auf der Halteliste führt. In einem normalen Umfeld sollte inklusive Dividende (geschätzte Dividendenrendite derzeit 3,23 Prozent) aber eine Performance von zehn Prozent per anno drin sein. Das deckt sich in etwa mit dem Kursziel von Morgan Stanley von 75 Franken.
Interessante Schweizer-Aktien, Nummer zwei: Novartis AG NA (WKN: 904278, 80,30 Schweizer Franken)
Was die Aussichten der Namensaktien von Novartis angeht, kann man als Beobachter zu einem ähnlichen Schluss wie bei Nestlé kommen. Auch der Basler Pharmakonzern baut intern mit dem Ziel um, profitabler zu werden. Im Zuge dieser Strategie wurde im April die Fokussierung auf die Bereiche Pharma, Augenheilmittel und Generika bekannt gegeben. Wäre das Portfolio bereits zuvor schon entsprechend fokussiert gewesen, dann hätte sich für die Kernmarge im Jahr 2013 ein um 250 Basispunkte höherer Wert ergeben als die gemeldeten 24,7 Prozent auf pro-forma Basis, hieß es jüngst auf einer Investorenveranstaltung.
Die Bewertung ist allerdings auch hier mit geschätzten 17,1 für 2014 kein absolutes Schnäppchen mehr. Rechtfertigen lässt sich diese Bewertungsrelation aber dann, wenn der nachhaltige Konzernumbau die erhofften Früchte tragen sollte. Das wäre sicherlich dann der Fall, wenn wie vom Vorstandschef versprochen, die Gewinnspannen in den nächsten fünf Jahren kontinuierlich zulegen sollten. Bei dieser Konstellation dürften die Anleger sicherlich auch mit weiter steigenden Ausschüttungen rechnen, nachdem die Dividende von 1987 bis 2012 im Schnitt prozentual zweistellig erhöht wurde.
Beim Bankhaus Sarsasin rechnen die Analysten ebenfalls mit einer steigenden operativen Marge und ihrer Einschätzung zufolge beinhaltet das Produktportfolio einig potenzielle Blockbuster-Medikamente. An der Börse wird das bereits mit einem intakten charttechnischen Aufwärtstrend honoriert, was ebenfalls für die Aktie spricht.
Interessante Schweizer-Aktien, Nummer drei: Clariant AG NA (WKN: 895929, 17,36 Schweizer Franken)
Nicht mehr ganz taufrisch ist die Restrukturierungsstory, welche die Clariant AG zu bieten hat. Der weltweit aktive Schweizer Spezialchemie-Konzernfeilt schon seit längerem an seiner Strategie, muss dabei aber immer wieder gewisse Rückschläge hinnehmen. Auch für das zweite Quartal 2014 droht wieder ein etwas enttäuschend ausgefallenes Umsatzwachstum.
Der Aktienkurs hat sich trotz alledem in den vergangenen Jahren Stück für Stück nach oben gearbeitet und als Folge davon kann auch hier ein intakter Aufwärtstrend konstatiert werden. Die Anleger scheinen demnach darauf zu hoffen, dass die mittelfristig gesteckten Ziele erreicht werden können. Bei einem jüngst veranstalteten Kapitalmarkttag hat auch der Vorstand keine Abstriche an den Vorgaben gemacht. Die Vorgabe lautet, die Rentabilität zu steigern, den Kapitalumschlag zu verbessern und das organische Wachstum zu intensivieren. Bei der EBITDA-Marge, die sich für 2014 unter Herausrechnung außerordentlicher Faktoren mit gut 14,1 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres bewegen soll, wird für 2015 und danach eine Verbesserung auf eine Spanne zwischen 16 und 19 Prozent in Aussicht gestellt.
Die Analysten beim Bankhaus Vontobel halten nach geschätzten 1,20 Franken beim Gewinn je Aktie im kommenden und im übernächsten Jahr 1,71 und 1,89 Franken für möglich. Auf dieser Basis wäre der Titel schon für 2015 mit einem nur moderaten KGV von 10,15 ausgestattet. Ein Niveau, das eine Fortschreibung des Aufwärtstrends möglich erscheinen lässt.
Interessante Schweizer-Aktien, Nummer vier: Swiss Re AG NA (WKN: A1H81M, 78,90 Schweizer Franken)
Speziell für Schweizer Verhältnisse mit einer ebenfalls vertretbaren Bewertung kommen auch die Namensaktien der Swiss Re AG daher. Der Rückversicherungskonzern ist auf Basis der Gewinnschätzungen für 2014 mit einem KGV von 10,0 ausgestattet. Das Unternehmen, das 2009 wegen Verlusten auf Schuldnerbonitäts-Swaps fast vor dem Aus stand, hat sich seither gut erholt und für das Geschäftsjahr 2013 konnte dank geringerer Naturkatastrophenschäden und der Auflösung von Rückstellungen ein Gewinn von 4,4 Milliarden Dollar ausgewiesen werden. Und mindestens genauso wichtig: Die Kapitalausstattung der Gruppe übersteigt alle geltenden Solvabilitätsanforderungen.
Nach dem 2009 erlittenen scharfen Einbruch notiert der Titel inzwischen wieder auf dem Niveau des Jahres 2008. Dem dadurch ausgebildeten charttechnischen Aufwärtstrend winkt eine Fortsetzung, sofern überdurchschnittlich hohe Schäden durch Naturkatastrophen ausbleiben. Zumal bei dieser vorteilhaften Konstellation eine auch weiterhin aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik winkt. Die Dividendenrendite für 2014 wird von Analysten im Schnitt auf 5,2 Prozent taxiert, was im vorherrschenden Niedrigzinsumfeld ein zugkräftiges Kaufargument darstellt. Gelingt es wie versprochen, den Gewinn je Aktie und das ökonomische Eigenkapital pro Aktie (plus Dividende) jährlich jeweils um rund zehn Prozent zu steigern, dann dürfte der SMI-Vertreter aus Anlegersicht interessant bleiben.
Interessante Schweizer-Aktien, Nummer fünf: Santhera Pharmaceuticals Holding AG (WKN: A0LCUK, 46,95 Schweizer Franken)
Der fünfte und letzte Wert aus der Schweiz, den wir hier vorstellen, kommt aus dem traditionell starken Schweizer Gesundheitssektor. Das Schicksal von Santhera Pharmaceuticals unterstreicht dabei wieder einmal, wie nahe Glück und Pech bei Vertretern aus diesem Bereich beieinander liegen können. So droht der Aktie des Schweizer Spezialitätenpharma-Unternehmens im Vorjahr noch ein Sturz auf Pennystock-Niveau und auch allgemein kämpfte die Gesellschaft ums Überleben. Doch spätestens seit im Mai positive Studienergebnisse zum Produktkandidaten Raxone veröffentlicht wurden, explodierte der Titel förmlich. In kürzester Zeit hatte sich die Notiz danach vervielfacht.
Der Börsenwert beläuft sich dadurch inzwischen wieder auf rund 172 Millionen Franken, doch wenn alle Pläne bei diesem Präparat gegen Muskelschwund aufgehen, muss damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Zumindest dann nicht, wenn der Vorstand mit seiner Prognose eines Umsatzpotenzials für die Indikationen Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) sowie Leber’sche Optikusneuropathie (LHON) von deutlich über 600 Millionen Franken Recht behalten sollte. Gemessen daran müsste bei den sonst üblichen Bewertungsrelationen im Biotechsektor der Titel jedenfalls noch viel höher gehandelt werden.
Zwar sind hier natürlich auch die Risiken nicht zu vernachlässigen, denn ein Rückschlag auf dem Weg bis zu der im ersten Halbjahr 2015 erwarteten Marktzulassung kann bei einem mit nur bescheidenden liquiden Mitteln ausgestatteten Wert wie Santhera auch schnell wieder einen Kurseinbruch bewirken. Danach sieht es momentan aber nicht aus, sondern das Unternehmen wird vielmehr auch als ein Übernahmekandidat gehandelt. Für risikobereite Anleger mit Verlusttoleranz bringt dieser Titel jedenfalls vieles mit, was ihn zum Spekulationsobjekt prädestiniert.