Das ging schnell. Am Sonntag wurde der Einstieg des US-Hedgefonds Third Point beim weltweit größten Lebensmittelkonzern Nestle bekannt. Mit ihrem größten Einzelinvestment der vergangenen 20 Jahre, rund 3,5 Milliarden Dollar, erwarben die Amerikaner rund 1,3 Prozent am Schweizer Unternehmen. Zwei Tage später beschließt Nestlé ein 20-Milliarden-Schweizer-Franken Aktienrückkaufprogramm.
Es soll am 4. Juli starten. Um weiter ausreichende Mittel für Zukäufe zu haben, werden höhere Rückkauf-Volumen in die Jahre 2019 und 2020 gelegt. Bis Ende 2020 soll das Programm dann abgeschlossen sein. Zudem soll das Volumen der erworbenen eigenen Aktien bei großen Zukäufen entsprechend angepasst werden. Zugleich wird darauf geachtet dass Zukäufe und das Aktienrückkaufprogramm die Bilanz der Schweizer nicht zu stark belasten. Bei der Nettoverschuldung für 2020 soll das 1,5-Fache des operativen Gewinns (Ebitda) die Obergrenze sein.
Bei Analysten und an der Börse kommt der Rückkauf eigener Papiere gut an. Der Aktienkurs legte zu. Für Nestlés neuen Aktionär Third Point ist das Volumen der beschlossenen Aktienrückkäufe jedoch zu gering. Insidern zufolge sieht Loeb, der mit seinem bisher größten Einzelinvestment ebenfalls unter erheblichem Erfolgsdruck steht, sieht die Obergrenze der Nettoverschuldung bei mindestens dem Zweifachen des operativen Gewinns. Klar ist bereits jetzt das Nestlés Top-Kreditrating, Note AA bei Moodys, durch den beschlossenen Rückkauf nicht gefährdet ist. Im Vergleich mit Wettbewerbern haben die Schweizer das beste Rating.
Das wird Chef Schneider, trotz Forderungen des US-Investors die Verschuldung weiter zu erhöhen, nach Einschätzung von CreditSights-Analyst Simon Atkinson wird, verteidigen. Schneiders Priorität sei es das Gewinnwachstum zu steigern und die Profitabilität zu verbessern. Dafür sollen mit Investitionen und Zukäufen in Nestlés Portfolio aus über 2000 Marken die stark wachsenden Bereiche Kaffee, Säuglingsnahrung, abgefülltes Wasser und Haustiernahrung ausgebaut werden. Zusätzlich wollen sich die Schweizer medizintechnische Märkte mit hohen Wachstumspotenzialen erschließen. Chef Ulf Markt Schneider, vor Nestlé an der Spitze des Gesundheitskonzerns Fresenius, ist mit diesen Märkten bestens vertraut.
Die schnelle Reaktion des neuen Nestlé-Chefs kommt bei institutionellen Anteilseignern gut an. "Es ist außergewöhnlich. Nestlé wird bei seinen Maßnahmen viele Zugeständnisse machen. Bei Schneiders Vorgänger war das noch undenkbar", sagt etwa Tom Russo, Partner beim US-Fonds Gardner Russo & Gardner. Die Amerikaner haben rund zehn Prozent der von ihnen verwalteten Summe von 12 Milliarden Dollar in Nestlé-Papieren angelegt.
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Einschätzung der Redaktion
Third Points Einstieg beschleunigt offenbar die Umsetzung der Strategie von Chef Ulf Mark Schneider, der seit Januar offiziell an der Spitze steht. Das bringt neue Kursfantasie. Kursziel: 100 Euro. Stopp: 68,40 Euro